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Lieber Dylan

Lieber Dylan

Titel: Lieber Dylan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siobhan Curham
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Alter. Ich habe keine Lust, mit dem Verdacht auf Demenz in die nächste Anstalt abtransportiert zu werden!
    Viel Glück, Georgie, bei allem, was du tust, und vergiss nicht, dass du nicht für immer ein Kind bleiben wirst. Eines Tages bist du den Ton-Zerstörer los, und die ganze Welt liegt dir zu Füßen. Eines Tages brauchst du niemanden mehr um Erlaubnis zu fragen, wenn du etwas tun willst. Halte durch bis zu diesem Tag   – er kommt schnell genug!
    Nan xx

    Von: [email protected]
    An: [email protected]
    Betreff: Okay
    Datum: Samstag, 29. Juli, 11:01

    Liebe Nan,
    es ist komisch, das zu schreiben   – ›Liebe Nan‹   –, als würde ich meiner Großmutter schreiben oder so. Nicht dass das überhaupt möglich wäre, denn ich stehe mit keiner meiner echten Großmütter in Kontakt. Mit der Mutter von meinem Dad darf ich nicht sprechen. Der Ton-Zerstörer sagt, seine Mutter ist jetzt meine Oma. Und meine Mum hat ihre Eltern nicht mehr gesehen, seit sie von zu Hause abgehauen ist, um mit meinem Dad zusammen zu sein. Es war schrecklich romantisch, wie die beiden sich kennengelernt haben. Angelica war erst sechzehn, und sie war losgezogen, um sich in ihrer Heimatstadt Manchester diese total coole Band namens Magic Carpets anzuhören. Als das Konzert zu Ende war, versuchten sie und ihre Freundinnen, hinter die Bühne zu kommen, um mit den Bandmitgliedern zu sprechen, und so hat sie Jeff, meinen Dad, kennengelernt. Er war nicht in der Band, er war einer ihrer Roadies. (Roadies sind die Leute, die die Instrumente und das ganze Zeug transportieren, wenn eine Band auf Tournee geht, und sie bauen auch alles für die Gigs auf. Dafür brauchen sie unheimlich viel Kraft.) Ich vermute, deshalb hat sich meine Mum auf den ersten Blick in meinen Dad verliebt, weil sie wusste, dass er auf sie aufpassen würde. Er war nicht so groß wie der Ton-Zerstörer, und er hatte auch keine Glatze und keine Tätowierungen oder so was, aber er war viel stärker.
    Es gibt ja verschiedene Arten von Kraft, stimmt’s? Es gibt Muskeln und Brüllstimmen und kahl rasierte Köpfe, aber das ist keine echte Kraft, das ist nur Verpackung. Echte Stärke kommt von innen, wie Schrift, die in einen Felsen gehauen ist. Mein Vater war ruhig und lustig und klug, und er hatte Kraft, die ganz durch ihn hindurchging. Nach jener ersten Nacht hat Angelica ihn nie mehr verlassen. Finden Sie nicht, dass das romantisch ist   – einfach jemanden kennenzulernen und sofort zu wissen, dass es der eine ist, der zu einem gehört? Ich liebe es, meine Mum dazu zu bringen, mir die Geschichte zu erzählen, wie sie sich kennengelernt haben und wie sie in dieser Nacht mit ihm in sein Hotelzimmer ging und er ihr stundenlang auf seiner Gitarre vorgespielt und ihr das Lied Wonderful Tonight von Eric Clapton vorgesungen hat, sodass sie weinen musste. Nicht weil sie traurig war, sondern weil sie glücklich war, weil sie wusste, dass sie nie mehr zurück nach Hause gehen musste. Bevor sie meinen Vater kennenlernte, hatte meine Mum Nacht für Nacht im Bett gelegen und von dem Tag geträumt, an dem jemand kommen und sie befreien würde, aber in ihren Träumen war es ihr nie gelungen, sein Gesicht zu sehen. Sie dachte sich, sie hatte so viel von ihm geträumt, dass sie ihn zum Leben erweckt haben musste. Ich liebe es, wenn sie mir das erzählt   – mir läuft dabei ein Schauder den Nacken hinunter, und ich glaube, bei ihr ist es genauso, denn sie bekommt davon immer diesen geistesabwesenden Ausdruck in den Augen, und ihre Stimme wird zum Flüstern. Es ist ein bisschen wie in diesem Buch, über das sie bei Oprah gesprochen haben, oder? Angelicas Eltern waren echt fies zu ihr   – viel, viel schlimmer als der Ton-Zerstörer. Sie haben sie in ihrem Zimmer eingeschlossen und sie mit einem Ledergürtel verprügelt, nur weil sie mit dem Zeitungsjungen gesprochen hat oder ihren Blumenkohl nicht essen wollte. Wie kann man denn jemanden schlagen, weil er keinen Blumenkohl isst? Denen würde ich gerne mal die Meinung sagen. Aber wie auch immer, meine Mum blieb jedenfalls von diesem Moment an bei Jeff, ging mit ihm und der Band auf Reisen und wohnte mit ihm in seiner Wohnung in einer Londoner Gegend, die Kilburn heißt. Da bin ich geboren worden, ungefähr ein Jahr nachdem sie sich kennengelernt hatten. Meine Mum war also nur ein paar Jahre älter, als ich jetzt bin, als sie mich bekam. Ich kann mir nicht vorstellen, ein eigenes Kind zu haben, obwohl ich denke, ich habe durch

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