ich mit der Wahrheit herausrücken muss. Ich habe mich schrecklich gefühlt, als ich las, dass du Angst hast, ich – oder besser Dylan – könnte wegen deiner in meinen Augen völlig verständlichen Lüge schlecht von dir denken, während ich dich die ganze Zeit über betrogen habe.
Nun also zur Wahrheit: Ich heiße Nancy Curtland – oder Nan für meine Freunde, zu denen du dich, so hoffe ich, zählen wirst, wenn du mir in deinem Herzen vergeben kannst? Und ich bin Dylans Mutter. Mit meinem Cockerspaniel Woodstock wohne ich in einem Strandhaus in einem Ort namens Hove, in der Nähe von Brighton. Mein Mann – Dylans Vater Bruce – ist letztes Jahr gestorben. Die Dinge, die ich dir über deinen Vater geschrieben habe, habe ich also wirklich so gemeint. Ich kann deinen Verlust wirklich verstehen. Was noch? Ich habe silbernes Haar (ist das Wort grau nicht einfach schrecklich? Es klingt so düster und bedrückend), und mein Freund und Friseur Mario hat es gerade zu einem kurzen Bob geschnitten. Er behauptet, es würde mich zehn Jahre jünger machen, und glaub mir, das ist in meinem Alter ein gewaltiger Unterschied.
Ach Georgie, ich fühle mich so schrecklich, weil ich dir das angetan habe, und ich kann nur hoffen, du bist nicht allzu enttäuscht darüber, dass dein Mailfreund nur eine dumme, einsame, alte Frau ist und kein Mädchenschwarm aus Hollywood. Ich habe deine Mails wirklich genossen, und die Wahrheit ist: Ich will nicht, dass du aufhörst, mir zu schreiben. Nun, um genau zu sein, will ich wohl eher, dass du anfängst, mir zu schreiben – jetzt wo du die Wahrheit kennst und weißt, wer ich bin. Aber natürlich würde ich es ganz und gar verstehen, wenn du das nicht tust und ich nie wieder etwas von dir höre – ich fürchte, ich habe mich abscheulich benommen.
Beschämt grüßt dich
Nan x
Teil Zwei
Gewöhnliche Idiotin
Von:
[email protected] An:
[email protected] Betreff: Re: Geständnis
Datum: Freitag 28. Juli, 10:16
Sehr geehrte Ms Curtland,
danke für Ihre E-Mail. Leider bin ich nicht der Meinung, dass wir weiterhin Mailfreunde bleiben können. Ich hoffe, Sie haben dafür Verständnis.
Hochachtungsvoll,
Georgie Harris
Von:
[email protected] An:
[email protected] Betreff: Re: Geständnis
Datum: Freitag, 28. Juli, 10:25
Wie konnten Sie nur? Ich habe Ihnen wirklich vertraut! Ich habe wirklich geglaubt, Sie wären Dylan. Haben Sie überhaupt eine Ahnung, wie glücklich mich das gemacht hat – dass Dylan Curtland mir wirklich und wahrhaftig E-Mails geschrieben hat? Dass mir ein einziges Mal in meinem elenden Leben etwas echt Cooles passiert ist? Dass mir zum ersten Mal, seit mein Dad gestorben ist, wieder jemand das Gefühl gegeben hat, etwas Besonderes zu sein? Und zum ersten Mal hat es mir nichts ausgemacht, mich anders als alle anderen zu fühlen, denn zum ersten Mal hatte ich etwas, auf das die anderen Mädchen neidisch sein würden, nicht andersherum. Jetzt fühle ich mich sogar noch mieser als vorher, denn ich komme mir so IDIOTISCH vor! Jessica wird sich nicht mehr einkriegen, wenn sie erst mal davon erfährt. Warum konnten Sie denn nicht von Anfang an ehrlich zu mir sein oder gar nicht erst damit anfangen, mir E-Mails zu schreiben? Ich verstehe einfach nicht, warum Sie so etwas gemacht haben. Wollten Sie sich über mich lustig machen? Ich mag ja keine berühmte Schauspielerin sein, aber ich bin ein Mensch, und jetzt ist es mir so peinlich, wenn ich an all das Zeug denke, das ich in meinen Mails geschrieben habe, weil ich dachte, Sie wären Dylan.
Von:
[email protected] An:
[email protected] Betreff: Re: Geständnis
Datum: Freitag, 28. Juli, 10:27
Und was ist mit den Sachen, die Sie in Ihren Mails geschrieben haben? Ich habe sie mir gerade noch einmal durchgelesen. Was ist mit der Mail, in der Sie geschrieben haben: »Meine Mutter ist einfach einzigartig – schön, witzig und klug«?!! Wissen Sie was, Sie können noch gemein und verlogen auf diese Liste setzen!
Von:
[email protected] An:
[email protected] Betreff: Sorry – ein bisschen
Datum: Freitag, 28. Juli, 11:42
Liebe Ms Curtland,
für meine vorigen Mails möchte ich mich entschuldigen – ich bin mit Michaela zur Tierhandlung gegangen, um uns die Hamsterbabys anzugucken, und während wir zugesehen haben, wie sie sich ihre niedlichen kleinen Backen so richtig vollgestopft haben, konnte ich mich beruhigen. Vorher war