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Lieber Dylan

Lieber Dylan

Titel: Lieber Dylan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siobhan Curham
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um mich zu kümmern. Also werde ich hingehen und ein tapferes Gesicht aufsetzen undversuchen, es nicht an mich heranzulassen. The Show must go on und so weiter.
    Wie auch immer, Schluss jetzt mit diesem selbstmitleidigen Gebrabbel. Dieser Mailaustausch hat etwas enorm Verführerisches, nicht wahr? All die Worte, die einfach so auf den Bildschirm zu purzeln scheinen. Es ist viel entspannter und fließt viel freier als beim Briefeschreiben. Bruce hat vom Internet nie viel gehalten   – er war der Meinung, es hielte Leute davon ab, wirklich miteinander umzugehen. Aber hätten du und ich ohne E-Mail jemals angefangen, miteinander zu reden? Und ich bin sicher, keine von uns wäre in der Lage gewesen, derart offen vor der anderen zu sein, wenn wir uns von Angesicht zu Angesicht begegnet wären.
    Lass mich wissen, wie der Tag morgen für dich gelaufen ist, Georgie, und wenn du das liest, bevor du gehst: HALS- UND BEINBRUCH, Liebling!
    Deine Mailfreundin
    Nan xx

    Von: [email protected]
    An: [email protected]
    Betreff: PS
    Datum: Sonntag, 30. Juli, 10:22

    Ein Spitzentipp für Haare, die wie Diamanten glänzen sollen: Kämm etwas Olivenöl hinein, bevor du ins Bett gehst (ungefähr eine halbe Tasse sollte genügen, je nachdem wie lang die Haare sind) und wasch es morgens aus. Klappt garantiert!
    Nx

    Von: [email protected]
    An: [email protected]
    Betreff: OMG!
    Datum: Montag, 31. Juli, 16:27

    Liebe Nan,
    OH! MEIN! GOTT! Ich bin zum Theater-Workshop gegangen, und es war fantastisch! Okay, ich muss jetzt erst mal tief durchatmen und mich zusammenreißen, denn ich habe nur eine halbe Stunde auf diesem Computer gebucht, ich habe nämlich meiner Mutter versprochen, dass ich das Gemüse fertig geschält habe, wenn sie von der Arbeit kommt. Und Michaela kommt um vor Hunger, deshalb weiß ich nicht, wie lange sie es in der Kinderabteilung aushalten wird, ohne nach ein paar Gummibärchen zu schreien.
    Heute Morgen bin ich so gegen acht aufgestanden und habe mit meiner Mutter gefrühstückt, bevor sie zur Arbeit gegangen ist, und ich habe sie ein letztes Mal gefragt, ob ich zu dem Workshop gehen darf. Ich weiß wirklich nicht, was so schlimm daran ist. Er wird vom Bezirksamt veranstaltet, kostet also keinen Penny. Aber wie üblich sagte sie nein, denn der Ton-Zerstörer muss ja schlafen, wenn er von der Arbeit kommt, und wer sonst soll denn auf Michaela aufpassen? Ein Teil von mir wollte die Scheibe Toast hinschmeißen und fragen: »Wie wär’s mit einem von Michaelas Eltern?« Aber ich hab’s nicht gemacht, denn Angelica sah so blass und müde aus, und es ist ja wirklich nicht ihre Schuld. Ich weiß, sie will nicht mal arbeiten. Eines Morgens in den Osterferien habe ich gesehen, wie sie in ihrer Wettbüro-Uniform am Fußende ihres Bettes saß und richtig geweint hat. All ihre Wimperntusche ist ihr in langen schwarzen Streifen das Gesicht hinuntergelaufen, und sie hat ihre Knie umklammert und schaukelte immer vor und zurück, auch noch, als ich sie umarmt habe. Als ich sie gefragt habe, was los ist, hat sie gesagt, sie wünschte, sie müsste nicht so viel arbeiten, weil sie nie Zeit hat, mit mir und Michaela Spaß zu haben. Und dann, als ich sie gefragt habe, warum sie nicht einfach aufhört oder wenigstens nur Teilzeit arbeitet, wie siees gemacht hat, als ich klein war, hat sie gesagt, es geht nicht, weil sie ihren Teil der Hypothek bezahlen muss. Und obwohl sie nichts davon gesagt hat, wusste ich, dass sie auch meinen Teil der Hypothek meinte, denn eines Nachts habe ich gehört, wie sie und der Ton-Zerstörer sich gestritten haben und wie er sie angeschrien hat: »Wenn du und deine Tochter hier wohnen wollten, dann müsst ihr dafür bezahlen!« So ein Schwein! Sorry   – ich hoffe, es macht dir nichts aus, wenn ich Schimpfwörter benutze? Ich weiß, Dylan mag keine Mädchen, die fluchen, aber vielleicht kannst du ja verstehen, dass Mädchen manchmal einfach fluchen müssen. Erst recht, wenn sie einen Stiefvater wie den Ton-Zerstörer haben! Ich weiß, dass er mich meinte, als er »deine Tochter« sagte, obwohl Michaela ja auch Mums Tochter ist. Denn Michaela ist »ihrer beider« Tochter, oder etwa nicht? Nicht nur ihre so wie ich. Manchmal bemerke ich, wie er mich ansieht (genauso wie er die Fans einer gegnerischen Fußballmannschaft und die Asylbewerber ansieht), und dann weiß ich, dass er mich hasst, weil ich nicht von ihm bin. Bei Michaela ist er so anders. Er nennt sie seine Prinzessin und lässt sie auf

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