Goldfischen, die geschockt nach Luft schnappen, stehen.
So, nun kennst du ihn also – meinen merkwürdigen Tag. Hab vielen Dank für deine Mail und all die schönen Sachen, die du über das Meer geschrieben hast und seine Kraft, die du mir schicken willst. Es ist so schön zu wissen, dass es da draußen jemanden gibt – den ich noch nie gesehen habe –, den es wirklich interessiert, was mir passiert.
In der Schule reden sie immer davon, dass Fremde gefährlich sind und man nicht mit Leuten, die man nicht kennt, online reden soll. Und ich verstehe auch, warum sie das machen. Ich weiß, dass es da draußen üble Leute gibt. Und ich weiß auch, dass ich dich eigentlich gar nicht kenne und dass ich dich noch nie gesehen oder mit dir gesprochen habe. Und ich weiß, meine Lehrer würden vermutlich sagen, ich sollte dir nicht mailen, denn du bist immer noch eine Fremde. Aber ich bin vierzehn Jahre alt, ich bin kein kleines Kind mehr. Man kann mir zutrauen, meine eigenen Entscheidungen zu treffen. Und ich bin so froh, dass ich mich entschieden habe, deine Mailfreundin zu werden.
Morgen werde ich keine Gelegenheit haben, dir zu mailen, weil ich ja bei der Mutter vom Ton-Zerstörer bin. Es ist komisch, weil ich ja vorher so deprimiert darüber war, dass ich nicht zur Probe gehen konnte, aber jetzt, wo ich Jamies Nummer in der Tasche habe, fühle ich mich, als hätte man mir eine magische Kristallkugel mit Superkräften gegeben! Alles, was ich tun muss, ist, sie zu berühren, und schon fühle ich mich fantastisch.
Alles Liebe,
Georgie xxx
Von:
[email protected] An:
[email protected] Betreff: Re: Merkwürdig
Datum: Freitag, 4. August, 10:03
Liebe Georgie,
dem Himmel sei Dank dafür. Ich bin so erleichtert, dass die Dinge für dich wieder ein bisschen heller aussehen. Und ich bin so froh darüber, dass du meine letzte Mail mochtest. Ich gebe zu, es ist mir schon in den Sinn gekommen, dass unsere Mailfreundschaft als ein bisschen »ungewöhnlich« angesehen werden mag. Man hört so furchtbare Geschichten über finstere Gestalten, die das Internet benutzen, um junge Menschen zu täuschen. Und das aus den abscheulichsten Gründen. Ich weiß, als wir anfingen, uns zu unterhalten, habe ich so getan, als wäre ich Dylan. Aber du weißt ja, warum ich das gemacht habe, und du weißt jetzt, wer ich bin. Und als angeblich verantwortungsvolle Erwachsene (jetzt lache ich aber sehr laut) habe ich ein neues Foto von mir und Dylan angefügt, das hier im Garten in Hove aufgenommen wurde. Nur damit du sicher sein kannst, dass du einer kleinen alten Dame mailst und nicht irgendeiner Art von scheußlichem Betrüger. Und dann dachte ich auch, dass du vielleicht gern ein Privatfoto von Dylan für deine Sammlung hättest.
In der Tat, was für einen Tag du da hattest! Deine neue Frisur hört sich hinreißend an, und ja, du musst jetzt die am besten durchfeuchteten Haare von ganz Großbritannien haben! Darf ich dir etwas sagen, Liebling, und bitte ignoriere mich, wenn du findest, dass es mich nichts angeht, aber meinst du, Jessica könnte eifersüchtig auf dich sein? Ich frage nur, weil es für einen Außenseiter, der zwischen den Zeilen liest, sehr stark den Anschein hat. Bitte lass dir von ihr nichts verderben. Besser man wird beneidet als bemitleidet, sage ich immer, und glaub mir, ich habe mehr als genug neidische, missgünstige Frauen in meinem Leben getroffen. Die Welt der Schauspieler ist voll von ihnen, meine Liebe, also gewöhnst du dich besser daran!!
Um zu angenehmeren Themen zu kommen, muss ich sagen, dass Jamie Phelps sich wirklich interessant anhört. Der Junge mit dem wehmütigen Lächeln. Hmm, was könnte sich wohl dahinter verbergen, frage ich mich. Als Schauspieler ist man schnell fasziniert von Menschen und von der Frage, wie sie ticken – das hat alles mit dem Hineinversetzen in eine Rolle zu tun und mit dem Nachdenken über Motivationen. Du weißt bestimmt, wovon ich rede, jetzt, wo du an deiner Rolle als Blousey arbeitest. Ich frage mich, wie der geheimnisvolle Jamie tickt. Aber ganz sicher wirst du der Sache an diesem Wochenende auf den Grund gehen können. Ich kann es nicht erwarten, das nächste Mal Neues von dir zu hören, und hoffe, der Besuch bei der Mutter vom Ton-Zerstörer ist nicht allzu unerträglich. Ist das nicht die, die mit offenem Mund kaut und ständig »Ist ja nicht zu glauben« sagt?
Ich gehe jetzt zu einem Lyrik-Kurs – das gehört auch zu meinen Bemühungen, die Show