sein.
Wie sind denn deine Eltern? Haben die dich auch terrorisiert? Hast du mir deshalb das Gedicht empfohlen? Sorry, ich will wirklich nicht neugierig sein, aber ich hoffe echt, sie sind kein bisschen wie der Ton-Zerstörer. Und sowieso mache ich jetzt besser Schluss. Ich habe Michaela drüben in der Kinderabteilung gelassen, wo sie sich Winnie-Puuh-Bücher anschaut, und ich höre sie rufen: »Ferkel! Ferkel! Komm und iss deinen Honig!« Vielen, vielen Dank dafür, dass du mir gemailt und von dem Gedicht erzählt hast. Ich habe es in einer Gedichtsammlung gefunden, und die werde ich mir jetzt sofort ausleihen. Und jedes Mal, wenn ich traurig bin, werde ich es lesen und an dich denken.
Alles Liebe,
deine Freundin Georgie
PS: Darf ich dich denn jetzt meinen Freund nennen? Früher hätten wir uns noch auf Papier und so geschrieben, und die Leute hätten uns als Brieffreunde bezeichnet. Vielleicht könnten wir uns also Mailfreunde nennen?
Von:
[email protected] An:
[email protected] Betreff: Re: Wow und danke!!
Datum: Samstag, 22. Juli, 19:37
Liebe Georgie,
manchmal tun Eltern Dinge, die uns egoistisch und grausam erscheinen, aber in Wahrheit sind alle Erwachsenen im Herzen große Kinder – genauso verängstigt und verletzlich wie die Kinder, die sie herumkommandieren. Ich habe Glück, denke ich. Wie du hatte ich einen wundervollen Vater, und meine Mutter ist einfach einzigartig – schön, witzig und klug. Aber damit will ich nicht sagen, dass es zwischendurch nicht auch schwierige Zeiten gab. Darf ich dir eine kleine Hausaufgabe stellen? Ich will, dass du versuchst dahinterzukommen, warum der Ton-Zerstörer so ist, wie er ist. Denk an das Gedicht von Larkin und versuche herauszufinden, wie seine Eltern waren. Was könnte es sein, das ihn zu einem solchen Arsch macht?
Dein Mailfreund
Dylan x
Von:
[email protected] An:
[email protected] Betreff: Stief-Ärsche
Datum: Sonntag, 23. Juli, 11:45
Lieber Dylan,
oh mein Gott!! Zwei Mails von dir in nur zwei Tagen! Ich bin gerade bei Jessica, und sie hat mir erlaubt, ihren Laptop zu benutzen, während sie sich ihren Pony an den Spitzen pink färbt. Ich sitze auf ihrem Bett, und in ihrem Zimmer kommt man sich vor, als würde man mitten in einem gigantischen Marshmallow sitzen. Alles – von ihremBettbezug über den Teppich bis hin zu ihrem Föhn – ist pink. Sogar ihr Laptop ist pink! Ich habe Angst, wenn ich den irgendwo abstelle, finde ich ihn womöglich nicht mehr wieder!
Jessica hat heute Abend eine Verabredung mit einem Jungen aus der zehnten Klasse. Er heißt Jamie Phelps. Na ja, eine richtige Verabredung ist es eigentlich nicht, sondern eine Party bei Jamies Freund Bez, aber damit steht fest, dass er auch da sein wird, und sie hofft, dass etwas passiert. Jessica steht schon auf Jamie, seit wir auf die Ruislip Gardens High gekommen sind, und angeblich hat er letzten Donnerstag, als sie auf dem Flur vor dem Chemielabor an ihm vorbeigegangen ist, zu ihr hingesehen und »Hallo« gesagt. Jetzt ist sie also überzeugt, dass es die wahre Liebe ist. Jamie ist vermutlich der attraktivste Junge an der Ruislip Gardens – natürlich nur, wenn man auf Jungs steht –, ich persönlich ziehe Männer vor. Aber wie auch immer, Jessica hat ihrer Mum jedenfalls nicht gesagt, wo sie hingeht, denn ihre Mum mag es nicht, wenn sie zu älteren Jungs nach Hause geht. Sie sagt, die haben schlechten Einfluss auf sie und denken immer nur an das eine. Hmm, ich glaube, Jessica denkt selbst ziemlich viel an das eine. Sie redet ständig über Sex (zumindest wenn sie nicht gerade über die Tierkreis-Diät redet). Ihre guten Vorsätze fürs neue Jahr waren, vier Kilo abzunehmen und ihre Jungfräulichkeit zu verlieren. Wäre es nicht cool, wenn ihre Jungfräulichkeit so richtig schwer wäre – dann könnte sie beide guten Vorsätze auf einmal erfüllen! Na, wie auch immer, ihre Mutter glaubt jedenfalls, sie geht auf eine Party bei Kate Nummer eins (wir ziehen mit zwei Mädchen herum, die beide Kate heißen, also müssen wir ihnen Nummern geben, um Komplikationen zu vermeiden). Kate Nummer eins sieht toll aus – ein bisschen wie Cameron Diaz, aber das Problem ist, sie weiß es, wenn du verstehst, was ich meine. Und Kate Nummer zwei ist ein bisschen mehr wie ich. Sie hat auch dunkelbraune Haare, aber ihre sind kürzer und wirklich lockig. Okay, ich beeile mich jetzt mal besser, denn Jessica kann jeden Augenblick zurückkommen, und