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Lieber Dylan

Lieber Dylan

Titel: Lieber Dylan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siobhan Curham
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Nagelschere, und die war zu stumpf, also sind wir stattdessen Zehnagelschwestern geworden (ich habe ihren abgeschnittenen Zehennagel immer noch in meinem Schrank, zusammen mit einem kleinen Bild von meinem Dad, wie er am Pier von Blackpool eine Zigarette raucht). Trotzdem vielen Dank für deinenRat   – und dafür, dass du geschrieben hast, meine Mails wären faszinierend. Sind sie das wirklich? Manchmal frage ich mich, ob du nicht glaubst, dass ich echt matschig in der Birne bin, weil ich alles genau so schreibe, wie es mir gerade einfällt. Ich weiß nicht mal, ob das alles überhaupt Sinn macht, aber trotzdem danke! Ich finde, deine Mails sind auch faszinierend   – nicht nur, weil sie von dir sind, sondern wegen der Sachen, die du schreibst. Du klingst so weise und ganz anders als die Figur, die du in Jessop Close gespielt hast. Nicht dass Jimmy dumm gewesen wäre oder so was, aber du hörst dich so anders an   – viel reifer   –, aber das ist okay. Ich bin so froh, dass ich dich als Mailfreund habe und dir diese Sachen erzählen kann. Aber ich kann einfach nicht fassen, wie irgendein Journalist deine Leistung als Schauspieler beleidigen kann! Ich nenne diese Art von Zeitungen die Boulewarzen (eine Mischung aus Boulevard und Warzen), denn die sind voller Mist, und es tut weh, sie zu lesen. LOLsalib (Laughing out loud   – sitze aber leise in Bücherei). Nebenbei, der Ton-Zerstörer hat zwar keine Warzen, aber Hämorrhoiden   – ich habe seine Salbe im Badezimmerschrank gesehen. Manchmal, wenn er gemein zu mir ist, denke ich an die Liste der Symptome auf der Packung, und dann fühle ich mich ein bisschen besser, während ich mir vorstelle, wie er das alles durchmacht. Er kauft übrigens auch immer die Boulewarzen und verbringt eine Ewigkeit damit, sich die ganzen halbnackten Frauen anzugucken, auch dann, wenn meine Mum zu Hause ist. Ich glaube, es gefällt ihm, sie zu verunsichern, denn wenn sie ihm sagt, er soll damit aufhören, lacht er nur und sagt so Sachen wie: »Was, bist du etwa eifersüchtig, weil die da eine richtige Frau ist?« Ich habe keine Ahnung, was er damit meint, denn meine Mum ist definitiv eine richtige Frau   – und schön ist sie auch. Du würdest sie lieben, wenn du sie sehen könntest   – sie hat diese riesigen schiefergrauen Augen mit extrem langen Wimpern und richtig dunkle Haare, aber ihr Haar ist dicker und hübscher als meines, denn ihres ist wie Seide, nicht wie dünne Fäden! Ich finde, die Frauen in den Zeitungen sehen aus wie Barbie-Puppen, deren Brüste mit der Fahrradpumpe aufgepumpt worden sind. Meine Mum braucht nicht mal Make-up, um toll auszusehen   – es sei denn,sie hat einen ihrer komischen Tage   – dann werden ihre Augen ganz rot, und sie wirkt ein bisschen zu blass. Ich wünschte, sie wäre nicht mit dem Ton-Zerstörer verheiratet   – ich bin sicher, das ist es, was sie krank macht. Aber wie auch immer, ich muss nicht schon wieder anfangen, Gemeinheiten über den Ton-Zerstörer zu schreiben, denn ich versuche ja, ein neues Kapitel aufzuschlagen und netter zu ihm zu sein. Dann lässt er mich nämlich vielleicht nächste Woche zum Theater-Workshop gehen.
    Jetzt sollte ich eigentlich mit Michaela in den Park gehen, aber ich habe Angst, dass ein paar von meinen Freundinnen dort sein könnten. Versteh mich nicht falsch. Ich habe Michaela wirklich lieb, aber was ist, wenn meine Freunde alle beim Pavillon herumhängen, und ich muss sie auf der Schaukel anstoßen oder mit ihr Hüpfkästchen spielen? Ich hasse es, immer der Außenseiter zu sein. Ich bin die Einzige, die kein Handy und keinen Computer hat, also verpasse ich immer die ganzen Chats und SMS und all das. Einmal war Jamie Phelps online, und jemand hat ihn über den Messenger kontaktiert und so getan, als wäre er Jessica. Ich werde dir nicht schreiben, was da gesagt wurde, denn es war echt ekelhaft, und Tiere kamen darin vor, und Jessica ist ausgerastet, als sie es erfahren hat. Sie hat gesagt, sie würde denjenigen, der das gemacht hat, schon kriegen und ihm den Kopf abreißen und die Tastatur von seinem Computer ins Klo stopfen! Hmm   … vielleicht ist es also gar nicht so schlecht, wenn man nicht online ist   – wenigstens kann niemand so tun, als wäre er ich, denn es wissen ja alle, dass ich gar keinen Computer habe.
    Sorry   – ich habe wieder mal vor mich hin gesabbelt. Ich weiß nicht, was mit mir los ist, wenn ich anfange, dir zu schreiben   – es ist, als würde jemand in

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