finde, dass er mich fertigmachen darf, weil sein Vater das mit ihm gemacht hat – aber meine Mutter hatte einen richtig guten Tag. Sie hat George Michaels »Greatest Hits« aufgelegt, hat zu Club Tropicana im Badezimmer getanzt und mitgesungen, also habe ich es gelassen.
Und dann, als der Ton-Zerstörer vom Fußball zurückkam, habe ich ihm eine Tasse Tee und ein Wurstbrot gemacht, mit brauner Sauce oben drauf und Senf unten drunter, genau wie er es gern mag. Und die Fernbedienung habe ich ihm auch gleich gegeben, obwohl ich mir gerade eine total lustige Folge von Friends angesehen habe. Vielleicht bringe ich ihn ja dazu, sich zu ändern, wenn ich nett zu ihm bin? Und dann ist es gar nicht mehr so wie in dem Gedicht von Philip Larkin, weil er aufhört, sein Elend an mich weiterzugeben, und ich kann mit meinen eigenen Kindern dann irgendwann einfach nur fröhlich sein.
Ach, da ist noch etwas, das ich dich fragen wollte: Warum hast du eigentlich geschrieben: »Ich hatte einen wundervollen Vater«? Ist dein Vater auch tot? Wenn er es ist – ist das nicht ein merkwürdiger Zufall? Deine Mutter scheint echt nett zu sein – und genau wie meine. Also meine ist definitiv schön, und sie kann auch witzig sein. Mit »klug« bin ich mir allerdings nicht so sicher. LOL (obwohl ich nicht wirklich laut gelacht habe, weil ich nämlich in der Bücherei sitze und man hier totenstill sein muss).
Na ja, ich gehe jetzt lieber mit Michaela die Enten füttern, sie hautmir die ganze Zeit aufs Bein, und die schielende Bibliothekarin mit dem Buckel starrt uns an – mir kommt es zumindest so vor, als ob sie’s tut …
Ich hoffe, mit dem Film läuft alles gut.
GEORGIE setzt sich in ihrem Stuhl zurück und kneift sich, um sich zu vergewissern, dass sie nicht träumt, sondern sich wirklich mit dem weltberühmten Schauspieler Dylan Curtland Mails schreibt!
Alles Liebe, deine Mailfreundin
Georgie xxx
Von:
[email protected] An:
[email protected] Betreff: Krabbenfreundinnen
Datum: Montag, 24. Juli, 20:06
Liebe Georgie,
stell dir doch mal die Frage, wer blöder ist – das Mädchen, das ihrem neuen Freund faszinierende E-Mails schreibt, oder das Mädchen, das aussieht wie ein Krabbenstäbchen auf Beinen? Einmal, als ein Journalist der Boulevard-Presse etwas wirklich Verletzendes über meine Leistung als Schauspieler geschrieben hat, gab mir meine Mutter einen wirklich coolen – oder sollte ich besser sagen: frostfreien? – Rat. Sie hat mir gesagt: »Immer wenn jemand dir eine Beleidigung an den Kopf wirft, solltest du sie ihm als Bumerang zurückwerfen und dich fragen, warum derjenige es wohl nötig hat, dich klein zu machen.«
Dylan x
Von:
[email protected] An:
[email protected] Betreff: Re: Krabbenfreundinnen
Datum: Dienstag, 25. Juli, 11:10
Lieber Dylan,
ich kann nicht fassen, dass du wirklich frostfrei geschrieben hast! Das ist so frostfrei! Und deine Mutter hört sich auch total frostfrei an. Mit dieser Bumerang-Sache – meinst du das so wie beim Ton-Zerstörer, der auf seinen Vater sauer ist und das an mir auslässt? So ist es nämlich wirklich nicht für Jessica. Ihre Eltern sind super und geben ihr alles, was sie will, und ich habe noch nie gehört, dass sie sie ausgeschimpft haben, nicht mal, wenn sie ihnen freche Antworten gibt. Ihre Mutter ist eine von diesen, die immer im Hintergrund herumwuseln und anbieten, Orangensaft zu servieren, bei den Hausaufgaben zu helfen oder einen in ihrem Auto irgendwo hinzufahren, und die dafür sorgen, dass alles in Ordnung ist. Und ihr Vater heißt Gregory und hat eine dicke schwarze Aktentasche, und er spricht dauernd mit ganz wichtiger Stimme in sein Handy. Sie sind Eltern, wie man sie in einer Fernsehwerbung für die perfekten Eltern zu sehen bekäme – wenn es so etwas wie einen Laden für perfekte Eltern überhaupt gäbe. Du siehst also, Jessica hat überhaupt keinen Grund, wegen ihrer Eltern mies drauf zu sein. Ich glaube, an dem Tag war sie einfach nur gestresst wegen ihrer Haare. Ich denke nicht, dass sie es nötig hat, mich klein zu machen. Normalerweise ist sie echt nett zu mir. Ich darf immer in der Kantine und im Bus neben ihr sitzen, und sie sagt, ich bin die Einzige, die wirklich versteht, was sie durchmacht und was für eine Last sie mit sich rumschleppt. Die Einzige, der sie wirklich vertrauen kann. Als wir elf waren, haben wir sogar versucht, Blutsschwestern zu werden, aber wir hatten nur eine