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Lieber einmal mehr als mehrmals weniger

Lieber einmal mehr als mehrmals weniger

Titel: Lieber einmal mehr als mehrmals weniger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Moor
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Viecher oder tu ich doch?»
    «Von Schafen hast du ’ne Menge Ahnung, Teddy», bestätigt ihn Sonja.
    Teddy nickt zufrieden. «Det will ich meinen. Und von Hunden och. Und vom Karnickel. Und du, Krüpki, wovon hast du Ahnung? Von die Gäule vielleicht. Und denn is aber auch schon Schluss bei dir.»
    «Hab ich Hunde gehört? Hun-de?» Krüpki beugt sich zu Teddy, die Gesichter der beiden berühren sich fast. «Ich kenn dich nun wirklich schon ’ne Weile, Teddy, aber noch nie hab ich ’nen Hund gesehen, der mit ’ner Figur wie dir Gassi gegangen wär.»
    Teddy wendet sich von Krüpki ab und Sonja und mir zu: «Der tut ja alzheimern, der Mann. Der weiß nüscht mehr im Kopp. Aber ich, ich tu mir genau erinnern, dass ich einen Hund hatte. Bello hieß der nämlich.»
    «Und wann soll das gewesen sein?», erkundigt sich Krüpki.
    «Na ja … ist ’n Weilchen her», gibt Teddy zu. «Det war, als ich noch bei die Eltern wohnte in Schmachthagen. Ich wollt immer schon ’n Hund haben, wisst ihr. Aber unser Vadder hat immer gesagt, nee, so ’ne Haarschleuder kommt ihm nich ins Haus. Da kannte der nix. Und wenn ich jemals doch so ’ne Töle mit nach Hause bring, hat der immer gesagt, denn kann ich am selben Tag ausziehen, samt dem Hund. Joo, und … denn hat die Hündin von ’nem Kumpel von mir geworfen, fünf Stück, fünf Welpen, einer schöner als der andere. Wenn de die gesehen hast, da haste geglaubt, det sind junge Füchse, so ’n rotes Fell hatten die.»
    «Füchse», schnaubt Krüpki. «Bleib mir vom Leib mit Füchsen!»
    «Waren keene Füchse, waren Hunde», stellt Teddy klar. «Sahen aber aus wie Füchse, die kleenen Bälger. Na ja, und als die größer wurden, haben die die alle verkooft. Nur den eenen, den, wo keener haben wollte, den kriegten se einfach nich wech. Mir hat der ja am besten gefallen, von alle Welpen. Hatte zwar so ’n paar dunkle Flecken im Fell, aber war ein gewitztes Kerlchen. Und denn haben se mir gefragt, ob ich den nicht übernehmen will, ich kann den kriegen für Umme. Für umme?, sag ich, gemacht! Denn nehm ich den gleich mit. Ich den Hund geschnappt und so ruff uff ’n Arm und nach Hause getragen. Uff’m ganzen Nachhauseweg hat der ohne een Mucks in mein Arm gelegen, war mucksmäuschenstill, der Köter. Hat nur an meiner Hand rumgeschlabbert mit seiner kleenen Zunge, sonst Schnauze gehalten. Aber immer wenn uns einer über ’n Weg gelaufen kam, denn hat der gebellt, sag ich euch, also wie ’n Irrer. Det müsst ihr euch ma vorstellen, der kleene Kerl hat mir verteidigt! Gegen alle! ’n Herz wie ’n Löwe hatte der, det sag ich euch. Und wie der denn auch noch mein ehemaligen Lehrer angekläfft hat, der wo zufällig um die Ecke gebogen kam, da hab ich zu ihm gesagt, na Kleener, sach ich zu ihm, wenn de so wacker bellen kannst, denn sollste auch Bello heißen.» Teddy nickt und lächelt vor sich hin.
    «Na? Und dann?», drängelt Krüpki. «Dann hat dich dein alter Herr hoffentlich zum Teufel gejagt, verdientermaßen.»
    «Nu wart doch ab», fährt Teddy fort. «Icke komme also nach Hause. Vaddern sieht den Hund und sagt: ‹Du erinnerst dir, wat ich gesacht habe: Wenn de ’n Köter mit nach Hause nehmen tust, denn fliegste!› Ich zu ihm: ‹Allet klar, Vadder, ich geh schon mal packen. Nur: Eine letzte Bitte hab ich noch, bevor ich weg bin: Wenn du es dir da schön jemütlich machen tust in deinem Sessel, so lange bis ich fertig bin mit dem Packen, und dabei so ’n bisscken uff ’n Hund aufpassen würdest …, damit der nicht runterfällt, weeßte? Det wär jut. Ist nämlich noch ’n Junger, kommt ganz frisch von Muttern.› Und wirklich: Setzt der sich in sein Sessel, ich ihm den Bello uff ’n Schoß, und raus. Rin in meine Bude und abgewartet. Hin und wieder so mit’m Fuß gegen den Schrank gehauen, Schubladen uff, Schubladen zu und all so wat, holterdiepolter, damit det klingen tut, wie als ob ich packe, wa. So. Nach etwa ’ner halben Stunde ich wieder rin zu Vaddern und sach zu dem, ‹So, nu is alles gepackt, Vadder, ich hau denn jetzt ma ab mit dem Hund, wollt mir nur noch verabschieden von dir.› Und wisst ihr, wat der Alte da macht? ‹Pscht›, macht der und deutet so uff sein Schoß uff ’n Bello. ‹Pscht, der Hund schläft!› Von da an war der Bello in die Familie uffjenommen jewesen.»
    Teddy lehnt sich zurück, trinkt einen Schluck Kaffee und sagt zu Krüpki rüber: «Erzähl du mir nix von die Viecher.»

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    Die Terrasse
    Nachdem

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