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Lieber einmal mehr als mehrmals weniger

Lieber einmal mehr als mehrmals weniger

Titel: Lieber einmal mehr als mehrmals weniger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Moor
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und denn kommt die Sonne und denn wieder die Raustragerei. Es wäre doch, meinte meine Lotte, viel einfacher und praktischer, wenn das Podest überdacht wäre, wa? Na, ich wieder zum Baumarkt gefahren und ein schönes Satteldach gemacht, schön mit Stützen am Rand von det Podest, und Dach druff. Sah gut aus, wirklich! Und Lotte war glücklich, dass auch bei Regen nicht immer alles nass wurde. Es sei denn, der Wind ging. Denn schon. Überhaupt der Wind, wa. Der störte Lotte nun immer mehr. ‹Dat zieht immer so auf unserer Terrasse›, sagte sie, ‹det ist nicht gut für meinen Rücken, wenn der Wind da immer so rankommt.› Na, man will ja nicht, dass dem eigenen holden Weibe der Rücken schmerzt, eine gute Ehe braucht keine Frau, der wo immer der Rücken wehtut, bei allem und jedem, wenn ihr versteht, wie ich meine? Ich also auf der Wetterseite ’n schönen Windschutz gebaut, wa. Schön aus Glas mit Rahmen und allem Schnickschnack. Freie Sicht, aber ohne Wind. War jut!
    Lotte fand das auch. Aber nur bei Westwind. Wenn der Wind aus Osten kam, denn störte sie das nach wie vor. ‹Gerade der Ostwind›, sagte sie, ‹gerade der ist ja der bissig kalte.› Ich sage, da hat sie recht, die Lotte, der aus dem Osten, der ist der böse. Darum, logisch, musste auch auf der anderen Seite ’n Windschutz ran. Ich hatte ja nu schon Übung. Es war eigentlich gar kein so großer Aufwand, und der Effekt: eins a! Wir lebten quasi den ganzen Sommer über auf unserer Terrasse. Meine Lotte kriegte ’ne Farbe im Gesichte, sag ich euch, richtig knusprig sah die wieder aus, richtig jung. Darum fand sie es denn auch so schade, als die kühlen Tage anbrachen im Herbst und wir wieder drinne hocken mussten und auf die leere Terrasse stieren. Frustrierend war das, frustrierend. Bis Lotte dann die Idee hatte, wenn man vorne auch noch zumachen würde, mit so ’ner Glasfront und ’ner Tür, denn könnte man viel länger den Wintergarten genießen. Ich also vorne auch zugemacht und auch gleich, weil ein Wintergarten im Winter ja ’ne Heizung braucht, ’n ordentlichen Radiator rin. Und damit man Heizkosten spart, schön det Dach von unten isoliert und die Glasfronten allesamt mit Doppelscheiben aufgerüstet. Und uff die Holzbretter ’ne Isoliermatte und denn Keramik, wa. Hat mich fast überfordert, war ziemlich aufwendig, aber, sagte ich mir, wenn es seine Lotte glücklich macht, scheut Meister Krüpki weder Kosten noch Mühen.
    Hat denn auch super hingehauen. Sogar bei Frost saßen wir nu gemütlich draußen in unserm Wintergarten. Herrlich. Der war jetzt quasi det neue Wohnzimmer, der Wintergarten, ganzjährig zu nutzen, wa. Und denn wurde es Juni, und die Tage wurden wärmer, und wir frühstücken wie immer in unserm Wintergarten, und denn guckt meine Lotte so durch das Doppelglas nach draußen, und denn seufzt sie so. Icke frag: ‹Wat denn, Lotte, wat seufzte denn?› Und wisst ihr, was se sagt? ‹Ach›, sagt se, ‹ich habe mir nur gedacht, wie schön wäre es, wenn man jetzt, wo der Sommer kommt, vom Wintergarten her rauskönnte.› ‹Kannste doch›, sag ich zu ihr, ‹Tür uff, Treppe runter, und du bist draußen.› ‹Schon›, sagt sie, ‹aber weißt du, Schatz, praktischer wär’s, wenn man doch da uf selber Ebene gleich ’ne Terrasse hätte!›»
    Krüpki schlägt die Hände über dem Kopf zusammen und versucht, wieder zu Atem zu kommen. Dann dreht er sich zu mir, haut mir die Hand auf die Schulter und sagt: «Scheiß drauf, Dieter, aber sooo ’n Haufen! Det rat ich dir: Lass et, wie’s is!»

[zur Inhaltsübersicht]
    Schluss mit Milchschaum
    Wir kommen beim Unterstand an, mit einem ziemlich aufgeregten Kalb hinten im Jeep, das wir mit tatkräftiger Unterstützung von Müsebeck und Teddy, nebst klar erteilten Anweisungen von Krüpki und Sonja wieder in denselben verfrachtet hatten. Alice befindet sich ebenfalls hinten bei Miosch, zuständig für sein Wohlbefinden während des Kürzest-Transports. Sie hat alle Hände voll zu tun, den Kleinen zu bändigen und ihre Extremitäten immer wieder rechtzeitig unter seinen ruhelos staksenden Klauen in Sicherheit zu bringen. Ich manövriere den Jeep rückwärts gegen den Unterstand, möglichst nah an die Absperrgitter, hinter denen Mimosa aufmerksam beobachtet, was ihr die weiße Blechkiste da wohl bringen würde. Durch die Windschutzscheibe sehe ich, wie Krüpkis Auto am Rand der Weide zum Stehen kommt. Teddy und Krüpki steigen aus dem Petrolgrünen, Sonja und ich aus dem

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