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Lieber Feind

Lieber Feind

Titel: Lieber Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Webster
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eine Viertelstunde später. Die beiden und der Zimmermann und unser neuer Farmer und Noah und unsere beiden Pferde und unsere acht größten Buben haben seitdem ununterbrochen gearbeitet. Nie sind Bauarbeiten schneller in Gang gekommen. Ich wollte, ich hätte ein Dutzend Jimmies hier, obwohl ich zugeben muß, daß mein Bruder am schnellsten arbeitet, wenn man ihn erwischt, bevor der erste Schmelz seiner Begeisterung abgesprungen ist. Er würde beim Ausmeißeln einer mittelalterlichen Kathedrale nicht viel taugen.
    Er war am Samstagmorgen von einer neuen Idee entbrannt. Im Hotel hatte er in der vorangegangenen Nacht einen Freund getroffen, der seinem Jagdklub in Kanada angehört und der Kassierer bei unserer ersten (und einzigen) Nationalbank ist.
    „Er ist ein toller Sportler“, sagte Jimmie, „und genau der Mann, den du brauchst, um die Jungens im Lager in die Reihe zu bringen. Er ist bereit, für die Pension und 40 Dollar im Monat zu kommen, weil er mit einem Mädchen aus Detroit verlobt ist und sparen will. Ich habe ihm gesagt, das Essen sei miserabel, aber wenn er genügend rebelliere, würdest du wahrscheinlich eine neue Köchin nehmen.“
    „Wie heißt er?“ fragte ich mit vorsichtigem Interesse.
    „Er hat einen bezaubernden Namen. Er heißt Percy de Forest Witherspoon.“
    Ich wurde fast hysterisch. Stelle Dir einen Percy de Forest Witherspoon als verantwortlich für diese vierundzwanzig ungezähmten kleinen Wilden vor!
    Aber Du kennst ja den Jimmie, wenn er in voller Fahrt ist. Er hatte schon Mr. Witherspoon auf Samstag abend zum Essen zu mir eingeladen und hatte Austern und junge Tauben und Eis vom Delikateßgeschäft im Dorf als Ergänzung für mein Kalbfleisch bestellt. Zum Schluß habe ich ein sehr formelles Diner gegeben, Miß Mathews und Betsy und der Doktor eingeschlossen. Fast hätte ich den ehrenwerten Cy und Miß Snaith auch aufgefordert. Seitdem ich die beiden kenne, habe ich das Gefühl, es müßte zwischen ihnen ein zartes Verhältnis entstehen. Nie habe ich zwei Leute gekannt, die so genau zusammenpassen. Er ist ein Witwer mit fünf Kindern. Meinst Du nicht, daß man etwas arrangieren könnte? Wenn er eine Frau hätte, die seine Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt, würde er vielleicht ein wenig von mir abgelenkt. Ich würde beide auf einen Schlag los sein. Es muß auf die Liste unserer künftigen Verbesserungen gesetzt werden.
    Jedenfalls, wir hatten unser Essen. Und im Lauf des Abends wuchs meine Besorgnis, nicht ob Percy für uns gut genug ist, sondern ob wir für Percy gut genug sind. Wenn ich die ganze Welt absuchte, würde ich nie einen Mann finden, der so geeignet ist, die Zuneigung unserer Buben zu gewinnen, wie ihn. Man braucht ihn nur anzusehen, um zu wissen, daß er alles richtig macht, wenigstens alles Kräftige. Seinen literarischen und künstlerischen Fertigkeiten stehe ich etwas mißtrauisch gegenüber, aber er reitet und schießt und spielt Golf und Fußball und segelt. Er schläft gerne im Freien, und er mag Buben. Er wollte schon immer einmal ein paar Waisen kennenlernen, hat oft in Büchern von ihnen gelesen, sagt er, aber nie welche von Angesicht zu Angesicht getroffen. Percy klingt zu gut, um wahr zu sein.
    Bevor sie gingen, suchten Jimmie und der Doktor eine Laterne, und in ihren Abendanzügen führten sie Mr. Witherspoon über ein frischgepflügtes Feld, damit er seine künftige Behausung besichtige.
    Und der Sonntag, den wir verbrachten! Ich mußte ihnen das Zimmern absolut verbieten. Diese Männer hätten einen ganzen Arbeitstag geleistet, ohne Rücksicht auf den Schaden, der hundertundvier kleinen moralischen Naturen zugefügt worden wäre. So Lind sie nur herumgestanden, haben die Hütten angeschaut, mit ihren Hämmern gespielt und überlegt, wo sie morgen früh den ersten Nagel einschlagen. Je mehr ich die Männer studiere, desto mehr erkenne ich, daß sie nichts anderes in der Welt sind als Buben, die zu groß geworden sind, um übergelegt zu werden.
    Ich bin in heftiger Sorge, wie ich Mr. Witherspoon ernähren soll. Er sieht aus, als habe er einen fürchterlich gesunden Appetit, und er sieht aus, als könne er nicht einen Bissen herunterschlucken, wenn er sich nicht für den Abend umgezogen hat. Ich bat
    Betsy, einen Koffer voll Abendkleider von zu Hause kommen zu lassen, damit unser gesellschaftlicher Standard gewahrt bleibt. Eins ist ein Glück: er ißt zu Mittag im Hotel, und ich höre, daß dort die Mahlzeiten sehr sättigend sind.
    Sage Jervis, es tut mir

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