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Lieber Feind

Lieber Feind

Titel: Lieber Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Webster
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Zimmer aufrollt.
    Für diese Unterstützung vielen Dank.
    Sallie McBride.

26. April.
    Lieber Jervis!
    Dein energisches Telegramm war schließlich gar nicht mehr nötig! Dr. Robin McRae, der ein großartiger Pfiffikus ist, wenn es sich um einen Kampf handelt, hat die Sache mit schönster Gradheit erledigt. Ich kochte so vor Wut, daß ich gleich nach meinem Rrief an Dich den Doktor anrief und ihm die ganze Sache vorbetete. Nun hat unser Sandy, was auch seine Fehler sein mögen (und die hat er), ein ungewöhnliches Maß von gesundem Menschenverstand. Er weiß, wie nützlich diese Gärten sein werden und wie mehr als unnütz Sterry war. Also sagte er: „Die Autorität der Leiterin muß aufrechterhalten werden.“ (Das ist, im übrigen, aus seinem Mund besonders köstlich.) Aber jedenfalls, das waren seine Worte. Er legte den Hörer auf, kurbelte sein Auto an, und flog mit ungesetzlicher Geschwindigkeit hierher. Er marschierte geradeswegs zu Sterry, und von einer echten schottischen Wut erfüllt, entließ er den Mann mit so viel Kraft und Zielsicherheit, daß das Fenster des Wagenhauses in Scherben ging.
    Seit heute früh um elf Uhr, als dann Sterrys Fuhre mit Möbeln aus den Toren rumpelte, lagert ein süßer Friede über dem John-Grier-Heim. Ein Mann aus dem Dorf macht vorläufig die Arbeit, während wir hoffnungsvoll den Farmer unserer Träume erwarten.
    Ich bin traurig, Dich mit unseren Sorgen bemüht zu haben. Sage Judy, daß sie mir einen Brief schuldet, und keinen von mir bekommt, bis sie geschrieben hat.
    Dein gehorsamer Diener
    S. McBride.

Liebe Judy!
    In meinem gestrigen Brief an Jervis vergeßte ich (Punchs Ausdruck), Euch unsern Dank für die drei Blechbadewannen zu übermitteln. Die himmelblaue Wanne mit den Mohnblumen auf der Seite bringt eine besonders lustige Note in unser Kinderzimmer. Geschenke für die Babys, die zu groß sind, um verschluckt zu werden, sind wirklich herrlich.
    Du wirst erfreut sein zu hören, daß unsere Handwerkskurse gut in Gang sind. Die Hobelbänke sind im früheren Zimmer für die erste Klasse eingerichtet worden, und bis unsere Schule ihren Anbau erhält, findet der Unterricht der ersten Klasse auf der vorderen Veranda statt. Diesen guten Einfall hatte Miß Mathews.
    Die Handarbeitsklassen der Mädchen machen auch Fortschritte. In einem Kreis von Bänken unter der Blutbuche sitzen die, die mit der Hand nähen, während die großem Mädchen sich auf unseren drei Maschinen abwechseln. Sobald sie ein wenig Übung haben, werden wir mit der glorreichen Arbeit beginnen, die Anstalt neu einzukleiden. Ich weiß, daß Du mich für langsam hältst, aber es ist wirklich eine Aufgabe, hundertachtzig neue Kleider zustande zu bringen. Und die Mädchen werden sie so viel mehr würdigen, wenn sie die Arbeit selber ausführen.
    Ich kann außerdem berichten, daß unsere hygienischen Einrichtungen einen hohen Standard erreicht haben. Dr. McRae hat morgens und abends Gymnastik eingeführt, und ein Glas Milch und eine Runde Fangen zwischen den Schulstunden. Er hat eine Klasse für Physiologie eingerichtet und die Kinder in kleine Gruppen eingeteilt, so daß sie zu ihm nach Hause kommen können. Er besitzt eine Gliederpuppe, die auseinanderzunehmen ist und alle unappetitlichen Eingeweide zeigt. Sie können nun wissenschaftliche Wahrheiten über ihre kleinen Verdauungen so glatt heruntersagen wie Kinderreime. Wir werden wirklich so intelligent, daß man uns nicht mehr wiedererkennt. Du würdest nie glauben, daß wir Waisen sind, wenn Du uns reden hörtest; wir sind ganz wie Kinder aus Boston.

    2 Uhr nachmittags.
    O Judy, solch ein Unglück! Erinnerst Du Dich, daß ich vor ein paar Wochen von einem netten kleinen Mädchen schrieb, das ich in einem netten Familienheim unterbrachte mit der Hoffnung, man werde es adoptieren? Es war eine freundliche, christliche Familie in einem hübschen, ländlichen Dorf; der Pflegevater ist Dekan der Kirche. Hattie war ein süßes, folgsames, hausfrauliches kleines Geschöpf, und sie schienen genau zueinander zu passen. Meine Liebe: Heute früh ist sie wegen Diebstahls zurückgeschickt worden. Schmach türmt sich auf Schmach! Sie hatte den Kommunionsbecher aus der Kirche gestohlen.
    Zwischen ihrem Geschluchze und den Anschuldigungen der Leute brauchte ich eine halbe Stunde, bis ich die Wahrheit heraus hatte. Es scheint, daß die Kirche, die sie besuchen, sehr modern und hygienisch ist, genau wie unser Doktor, und deshalb gibt es einzelne Kommunionsbecher. Die arme

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