Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lieber tot als vergessen

Lieber tot als vergessen

Titel: Lieber tot als vergessen
Autoren: Denise Danks
Vom Netzwerk:
schafft sie es nie.«
    »Großartig,« sagte ich. Ich hatte das Gefühl, daß sie nicht aufkreuzen würde, aber ich hatte nicht die Absicht, Keith von unserem Telefonat zu erzählen. Ein paar Leute machten ihre Plätze frei, und er schob mich hinauf in den leeren kleinen Alkoven und streckte mühsam sein verletztes Bein unter den Tisch. »St. John sagt, er hat es nicht getan.« Ich nahm eine von seine Zigaretten, die er mir anbot, und ließ mir Feuer geben.
    »Ach ja? Und das glaubst du? Was ist mit diesem Haifisch Tony? Weiß er davon?«
    »Ja.«
    »Und was sagt er?«
    »Nichts.«
    »Okay. Hör zu, ich weiß, daß St. John Tommy Levi umgebracht hat, weil ich lange und eingehend mit Cheryl LeMat gesprochen habe. Dieser Tony Levi weiß das, das weiß ich. Aber St. John ist gefährlich, glaub’ mir. Ich hab jedesmal ’ne Scheißangst, wenn ich mich mit dem Mädchen treffe. Ich erwarte dauernd, daß er irgendwo rausgesprungen kommt und mir den Kopf abreißt. Na, jedenfalls — Strangeways sind heute abend in der London Arena. Er ist bestimmt da; also dürften wir in Sicherheit sein. Sie sagt, sie hat Beweise. Ich bringe Cheryl dazu, daß sie mit dir spricht... richtig diesmal. Aber sei nett.«
    »Na klar.« Ich erzählte ihm auch nichts von meinem Gespräch mit St. John. Ich hob die Zigarette zum Mund, und Keith sah die Schürfwunde an meiner Hand. »Was ist passiert?« fragte er und guckte besorgt.
    »Ich bin hingefallen«, sagte ich und sah mich um.
    »Weißt du, du trinkst zuviel, Georgie.« Er gab mir einen Stups unters Kinn.
    Ich bekam keine Gelegenheit, zu zeigen, wie nett ich sein konnte, denn Cheryl LeMat kam nicht, wie ich es vorher gewußt hatte. Da stimmte etwas nicht bei ihr, etwas stimmte nicht daran, daß sie sich bereitgefunden hatte, sich hier mit uns zu treffen. Sie war heute abend nicht in Stimmung für uns gewesen. Ich war sicher, daß sie mir mehr gesagt hatte, als ich verstanden hatte. Ich wartete nur darauf, daß etwas passierte.
    Erst war Keith verärgert über sie. Er stand auf und wanderte ein oder zweimal in dem Club umher, um in die Winkel zu spähen. Er redete mit dem Barmann und mit dem Türsteher; aber je mehr er trank, desto besser schien seine Laune zu werden. Er bot mir eine cremefarbene Pille an. Ich lehnte ab und bremste mich auch beim Trinken ein wenig; die Dosen begannen sich zu türmen, und ich wollte heute nacht auf der Hut vor Schwierigkeiten sein. Aber Keith benahm sich, als hätte er noch nie welche gehabt. Er war happy.
    »Komm, wir rufen sie an«, sagte ich, aber er schüttelte den Kopf.
    »Man kann nicht wissen, wo sie ist. Und überhaupt, stell dir vor, wir rufen bei St. John an, und St. John meldet sich selbst?«
    Ich stellte eine leere Dose auf die Spitze meiner Pyramide und nagte an meiner Unterlippe. Ich konnte mich nicht entschließen. Keith redete lachend mit einem Schwarzen; sie faßten sich bei den Daumen und schüttelten sich die Hände. Keith war entspannter als ich. Er kannte viele Leute und stellte mich jedem vor, der zu uns an den Tisch kam. Ich nickte und lächelte seinen Freunden ein bißchen unbehaglich zu, denn Keith ließ nie klar erkennen, daß wir beide nur Freunde waren. Er faßte mich oft an, ließ eine Zeitlang die Hand auf meiner Schulter liegen und schob sie einmal unter meinen Arm herum, um mir an die Brust zu greifen. Ich machte kein Aufsehen. Ich hielt nur die Augen offen. Um halb drei sagte er, jetzt habe er Lust, zu mir nach Hause zu gehen. Ich lehnte ab. Er bot an, zu ihm zu gehen, Ich lehnte ab.
    »Sag’ mir mal eins, Georgie. Du bist doch nicht, oder?«
    »Was?«
    »Lesbisch.«
    »Weil ich nicht mit dir gehen will? Nein, ich glaube nicht, aber in der Stimmung, in der ich jetzt bin, könnte ich mich glatt überreden lassen.«
    »Ich finde das in Ordnung. Wirklich. Ich könnte dir eine besorgen... solange ich nur zugucken darf.« Er fand das sehr komisch, aber als er lachte, tat es weh, und er hielt sich die Seite.
    »Ich bin’s aber nicht, okay? Wenn ich’s wäre, dann wäre ich mit Carla zusammengewesen, und dann würde sie heute vielleicht noch leben.«
    »Yeah. Na, darauf würde ich nicht wetten... Ach, komm, jetzt guck mich nicht so an; ich will dich doch auf den Arm nehmen. Es ist okay, wirklich... solange du nicht so bist wie Carla.«
    »Ach? Wieso?«
    Keith riß eine Dose auf und nahm einen großen Schluck. »Sie war so grausam... weißt du, grausam... Ein Biest. Du bist doch kein Biest, oder? Ein Lesbiest?« Er kicherte über
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher