Liebereise nach Las Vegas
und trat wieder hinter seinen Schreibtisch. „Unbedingt“, sagte er nun übertrieben betont und deutete auf einen der Stühle, neben denen Elena starr wie eine Statue stand. „Setz dich, und wir reden übers Geschäft wie zwei Erwachsene.“
Einen Moment verharrte Elena, fast so, als hielte sie sein Angebot für eine Falle. Doch dann setzte sie sich, presste die Knie zusammen und hielt den Rücken sehr gerade. Sie faltete ihre Hände im Schoß und wirkte auf Chase schließlich von Kopf bis Fuß wie die Debütantin, zu der sie erzogen worden war.
Das Bild, das sie abgab, gefiel ihm nicht. Es erinnerte ihn zu sehr an das Mädchen, das sie mit vierzehn gewesen war. Dieses Mädchen hatte auf seinen Gefühlen herumgetrampelt und ihm großen Kummer bereitet. Er schob die Erinnerung an alte Verletzungen und die damit verbundenen Demütigungen beiseite und versuchte, Elena wie jedem anderen Geschäftspartner zu begegnen.
„In Ordnung. Ich höre. Worüber willst du mit mir reden?“
„Du versuchst, die Firma meines Vaters – meiner Familie –, Sanchez Restaurant Supply, aufzukaufen“, erklärte Elena ruhig und bestimmt.
„Ich versuche es nicht, ich bin im Begriff, es zu tun“, verbesserte Chase sie und erwartete Protest, musste ihr jedoch zugutehalten, dass sie sich nicht über seinen Kommentar aufregte oder deshalb in die Defensive geriet.
„Ich bin hier, um dich darum zu bitten, deine Entscheidung noch einmal zu überdenken. Oder zumindest meinem Vater ein bisschen mehr Zeit zu geben, die finanziellen Mittel zu beschaffen, die nötig sind, um unser Familienunternehmen zu retten.“
„Denkt dein Vater denn, dass er das kann?“ Chase war immer an Informationen interessiert, die ihm halfen, die Oberhand zu behalten oder ein Geschäft zu einem guten Abschluss zu bringen. „Dass er die nötigen finanziellen Mittel beschaffen kann, meine ich.“
„Ja.“
Elena wandte für den Bruchteil einer Sekunde den Blick ab, und Chase wurde klar, dass sie viel weniger zuversichtlich war, als sie vorgab.
„Er denkt, dass er die Firma wieder aus den roten Zahlen herausbringen und zum Erfolg führen kann, wenn ihm genügend Zeit dazu bleibt. Und ich bin hier, um dich zu bitten, ihm diese Zeit zu geben, weil ich mir Sorgen mache, was aus ihm wird, wenn er SRS verliert.“
Ihre grünen Augen waren von dichten Wimpern umrahmt, die ebenso schwarz waren wie ihr langes glattes Haar. Sie sah ihn an und bat ihn stumm um Verständnis und Mitgefühl.
Ihm wurde heiß, aber er verdrängte die Empfindung. Er hatte sich schon einmal von ihren sanften Augen und anziehenden Gesichtszügen einfangen lassen und sich damit nur Probleme und Kummer eingehandelt. Noch einmal würde er sich nicht von ihr einlullen lassen.
„Die Firma ist sein Leben“, fuhr Elena fort. „Er hat sie mühselig aufgebaut und praktisch mit nichts angefangen. Sanchez Restaurant Supply ist sein einziger Halt. Nachdem meine Mutter gestorben ist, ließ mein Vater die Dinge schleifen. Das weiß er. Aber jetzt versucht er, alles wieder in Ordnung und die Firma auf den Stand zu bringen, auf dem sie früher einmal war und wo sie hingehört.“
Das ist eine hübsche Geschichte, dachte Chase. Zweifellos wollte sie ihn damit zu Tränen rühren. Das Dumme war nur, dass er nicht zu Tränen zu rühren war. „Was hat das mit mir zu tun?“, fragte er unverblümt.
Elena funkelte ihn wütend an, doch dann schien sie sich daran zu erinnern, dass er ihre Zukunft – oder zumindest die Zukunft ihres Vaters – beeinflussen konnte. „Du willst Sanchez Restaurant Supply kaufen und es dann wieder Stück für Stück an den Meistbietenden weiterverkaufen. Mir ist klar, dass du damit einen ordentlichen Profit machen kannst. Aber ich bitte dich, an das Blut, den Schweiß und an die Tränen zu denken, die der Aufbau von SRS meinen Vater gekostet hat. Denke daran, was es auch emotional für einen Mann und seine Familie bedeuten würde, dieses Unternehmen zu verlieren.“
„Emotionen haben im Geschäftsleben keinen Platz. SRS aufzukaufen, ist eine gute finanzielle Entscheidung, und du hast recht – ich werde dabei einen ordentlichen Gewinn erzielen. Ich kann mir keine Gedanken darüber machen, welche Gefühle das bei dem vorherigen Besitzer auslöst, oder aus welchen Gründen er sein Unternehmen aufs Spiel gesetzt hat.“ Chase erwartete eine heftige Erwiderung, stattdessen senkte Elena den Kopf und schien sich zu sammeln. Dann startete sie einen letzten, verzweifelten
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