Liebereise nach Las Vegas
nur zu gut vorstellen. Sie malte sich aus, wie sie nackt auf einem Satinlaken lag und sich nach seinen Berührungen sehnte, während er sich über sie beugte.
Chase war ein attraktiver Mann – ein gut aussehender Mann, dessen Anblick einem das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ –, und sie war eine Frau. Niemand konnte sie dafür tadeln, dass sie ein paar Fantasien entwickelte, in denen er die Hauptrolle spielte. Insbesondere, da er sie erst vor wenigen Stunden eingeladen hatte, sein Bett mit ihm zu teilen. Was sie erschreckte, war, dass sie nicht mehr empört über sein Angebot war wie am Anfang, sondern dass sie es mittlerweile ernsthaft in Erwägung zog.
Nachdem Elena ihre Aktentasche an der Garderobe im Flur abgestellt hatte, zog sie die Schuhe aus und seufzte erleichtert. Bei der Arbeit trug sie normalerweise keine Schuhe mit derart hohen Absätzen. Aber die roten Riemchensandalen passten am besten zu dem roten Kostüm, und sie hatte jeden Funken Selbstvertrauen gebraucht, als sie sich auf den Weg zu Chase Ramsey gemacht hatte.
Auf Strümpfen überquerte sie vorsichtig den gewachsten Parkettboden des weitläufigen Foyers und blieb einen Moment vor dem Tisch neben der geschwungenen Treppe stehen, um die Post durchzusehen.
Sie wohnte schon seit dreiunddreißig Jahren, also ihr ganzes Leben lang, in diesem Haus in Gabriel’s Crossing. Aber in letzter Zeit fühlte sie sich darin zunehmend unbehaglich und fehl am Platze. Vielleicht, weil es ein sehr herrschaftliches Haus war, das sie an die Geschichte „Vom Winde verweht“ erinnerte. Gigantische Säulen stützten den Vorbau an der Vorderseite, und vom Foyer führte eine breite, elegant geschwungene Treppe hinauf in den ersten Stock. Von den großen Balkonen auf der Rückseite des Hauses konnte man bis zum Horizont die schöne texanische Landschaft überblicken.
Ihr Vater hatte das Haus gebaut, als Sanchez Restaurant Supply anfing, einen anständigen Profit abzuwerfen. Elena hatte lange den Verdacht gehabt, dass das protzige Design zum Teil das Heim widerspiegelte, in dem ihre Eltern immer zu wohnen geträumt hatten. Zum Teil hatten sie damit aber wohl beweisen wollen, dass die erste Generation von mexikanischen Amerikanern sehr gut für sich und ihre Familie sorgen konnte.
Bis vor einigen Jahren hatte sie es sehr genossen, hier zu wohnen. Als Teenager war ihr Elternhaus für sie ein weiteres Statussymbol gewesen, um ihre Freunde zu beeindrucken, die sehr häufig bei ihr übernachtet oder mit ihr Partys am Pool gefeiert hatten.
Jetzt jedoch, da die Liebe und das Lachen ihrer Mutter das Haus nicht mehr erfüllten, wirkte es leer und viel zu groß. Elena wusste, dass es Zeit war, über einen Auszug nachzudenken. Das hätte sie schon vor Jahren tun sollen. Aber erst war ihre Mutter sehr krank gewesen, und nach deren Tod hatte ihr Vater sie gebraucht. Ihre Schwester Alandra wohnte aus diesen Gründen ebenfalls immer noch hier.
Elena nahm die an sie adressierten Briefe und Zeitschriften aus der Post und ging damit die Treppe hinauf. Schnell in ihr Zimmer zu kommen, sich auszuziehen und in ein heißes Schaumbad zu sinken, war alles, was sie im Moment wollte. Sie würde ein paar Kerzen anzünden, leise klassische Musik anstellen und vielleicht sogar ein Glas Wein trinken, während sie das Bad genoss und ihr Bestes tat, um Chases problematischen Vorschlag zu vergessen.
Auf halbem Weg zu ihrem Zimmer wusste sie jedoch, dass es eine Weile dauern könnte, bis sie zur Ruhe kam. Die von ihrer Schwester bevorzugte Musik – ohrenbetäubend lauter Rock – schallte durch die geschlossene Tür von Alandras Zimmer. Elena konnte hören, dass ihre Schwester begeistert in den lauten Gesang einstimmte.
Als sie im Begriff war, sich in ihr Zimmer ein paar Türen weiter hinten zu schleichen, ging die Tür zu Alandras Zimmer auf, und ihre Schwester kam heraus. Sie war nur mit blassrosa Unterwäsche und schwarzen Seidenstrümpfen bekleidet, die an einem sexy Strapsgürtel befestigt waren.
Beide Frauen zuckten überrascht zusammen. Dann machte Alandra ein erleichtertes Gesicht. „Oh, Elena“, rief sie und übertönte so die laute Musik, „ich bin so froh, dass du da bist. Ich wollte gerade nach unten gehen und Connie fragen, welches Kleid ich anziehen soll. Aber deine Meinung ist mir wichtiger.“ Sie winkte Elena zu sich ins Zimmer und schaltete dann die Stereoanlage aus. Sie wusste, wie sehr Elena laute Musik störte.
„In einer Stunde gehe ich zu einem Abendessen“,
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