LIEBES ABENTEUER
seinen warmen Kopf gegen meine Brust drücke, auf und ab gehe und ihn ein bisschen wippe, beruhigt er sich. Wir beruhigen uns beide. Er riecht himmlisch, und einen Moment lang vergesse ich meine Ängste, und mein Herz schlägt wieder ruhiger. Es gibt nur noch dieses himmlische Wesen in meinem Arm mit seinem lieblichen Babygeruch. Bestürzt stelle ich fest, dass ich mir ein Baby wünsche. Wer hätte das gedacht? Vielleicht hat Seth das gemerkt. Vielleicht tritt er deshalb den Rückzug an.
Brea löst ihren Blick von Oprah. »Miles liebt dich, Ashley. Er spricht auf niemanden so an wie auf dich.«
»Du bekommst doch bald noch ein Kind. Da könntest du Miles doch mir geben«, sage ich zwinkernd und hebe Miles hoch über meinen Kopf. »Du hast immer gesagt, du willst ein Mädchen, weißt du noch? Ich habe beim Windelnwechseln genau gesehen, dass Miles ein Junge ist. Also solltest du ihn besser hergeben.«
»Der Arzt hat behauptet, dass er ein Mädchen wird.« Jetzt verfällt Brea in Kindersprache. »Aber Mama hat einen süßen kleinen Prinzen bekommen, nicht wahr?«, gurrt sie.
»Würde es dir etwas ausmachen, damit aufzuhören? Schließlich soll aus ihm doch ein gesunder Mann werden.«
»Klar, und dazu ist es am besten, wenn du ihm erzählst, dass ich mir ein Mädchen gewünscht habe«, erwidert Brea und reibt sich den Bauch.
Sogar wenn sie schwanger ist, sieht Brea noch aus wie ein Model. Sie trägt ihr dickes, dunkles Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, und von hinten sieht man nicht einmal, dass sie in anderen Umständen ist. Kurz bevor meine Beziehung mit Seth angefangen hat, hatte sie eine Fehlgeburt. Das hat mir fast das Herz gebrochen. Zum einen konnte ich es nicht ertragen, sie so leiden zu sehen. Zum anderen habe ich noch nie eine Frau gesehen, die so sehr dazu bestimmt war, Mutter zu sein, wie Brea.
Als es passierte, flippte sie total aus, als könnte sie nie wieder ein Kind bekommen, und in dieser Krisenstimmung adoptierte sie den kleinen Miles von einem jungen Mädchen. Alles passte perfekt zusammen, aber jetzt hat sich das Blatt gewendet. Jetzt, wo ich mich über meinen Familienstand ereifere, ist sie die Ruhe in Person. Ich kann es mir verkneifen, auf ihre guten Ratschläge zu hören. Außerdem ist sie eine hysterische Nudel - nur im Moment gerade nicht.
John, ihr Mann, kommt nach Hause und bleibt bei dem Anblick, der sich ihm bietet, wie versteinert stehen. Sein Haus versinkt im Chaos: Überall liegen Spielsachen, Oprah läuft auf voller Lautstärke, und mein Handy klingelt immer noch. Er schaut sich um, und einen Moment lang denke ich, er macht auf dem Absatz kehrt und geht wieder.
»Brea.« John schließt die Tür hinter sich. »Was ist hier los?«
»Ashley hat heute Nachmittag frei.« Brea beißt sich auf die Lippen, und ich kann sie verstehen. Hier sieht es aus, als wäre gerade ein Zug durchgerast, und es hört sich an, als wäre die Lokomotive immer noch ganz in der Nähe. Und wie reagiert Brea? Wie eine erwachsene Ehefrau: Sie zeigt auf mich, als hätte ich das Chaos veranstaltet.
»Schön«, sagt John lächelnd. »Habt ihr beiden euch amüsiert?«
Brea nickt.
»Dann gibt es wahrscheinlich kein Abendessen, oder?« Einen Moment lang hält er inne und reagiert dann, wie jeder Mann reagieren würde. ODER EBEN NICHT. »Sollen wir essen gehen?«, fragt John. Dann schaut er zu mir. »Du bist natürlich herzlich eingeladen, Ashley.«
Da würde ich ja meine Erklärung über alleinstehende Männer ruinieren. Niemals! »Nein danke. Ich wünsche euch beiden einen schönen Abend. Soll ich solange bei Miles bleiben, damit ihr in ein nettes Restaurant gehen könnt?«
Brea kichert. »Nee. Im China-Restaurant schlagen sie sich fast darum, wer Miles auf den Arm nehmen darf, während wir essen. Aber es war schön, dass du gekommen bist. Schön, dass du einen freien Tag nehmen konntest.« Sie lächelt mir zu.
»Ja, der erste seit achtzehn Tagen. Ich weiß gar nicht, warum ich mich beklage, ich kann mich ohnehin nicht an Seth binden, ich bin ja mit meiner Arbeit verheiratet.«
»Du jammerst, weil du den Kerl liebst und heiraten willst. Das ist kein Verbrechen. Das Gedicht ist allerdings ein Verbrechen, denke ich.«
John geht in die Küche, und ich spreche leiser. »Wie lange muss ich noch so tun, als würde mir das alles nichts ausmachen? Als wollte ich gar nicht den Rest meines Lebens mit ihm verbringen? Auf meine Worte kann ich achten, aber mein Herz fängt langsam an, mich zu verraten.
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