LIEBES ABENTEUER
rote Gewächshaustomate in den Mund und mischt den Salat noch einmal durch. »Schwer zu sagen. Du bist die einzige Frau, mit der er je über längere Zeit befreundet war, soweit ich mich erinnern kann, und er hat dir noch keinen Antrag gemacht. Aber unabhängig davon denke ich, dass keine Frau ihr eigenes Leben zurückstellen sollte für einen Mann, der nicht bereit ist, sich zu binden. Alle anderen, die einen Freund oder eine Freundin haben ...«, sie schnippt mit den Fingern, »scheinen in null Komma nix verheiratet zu sein. Frauen wie wir haben irgendetwas an sich, Ashley. Vielleicht sind wir auch einfach nicht für die Ehe bestimmt.«
Frauen wie wir. Jetzt bleibt mir die Luft vollkommen weg. Ich dachte immer, ich sei eine Frau wie Brea, aber vielleicht war das pure Einbildung. Ich betrachte Kay genau. Sie ist sehr hübsch, eine sehr angenehme Erscheinung. Sie hat wunderschöne graugrüne Augen, einen klaren Teint, keine einzige Falte. Zugegeben, wegen ihrer Frisur und ihrer Kleidung müsste sie mal zu den Fab Five, wo im Fernsehen fünf schwule Männer langweilige Typen aufpeppen, aber sonst kann ich äußerlich keine Nachteile entdecken. Ich renne zum Spiegel an der Eingangstür. Vielleicht ist das der Grund, weshalb ich auch bei mir nichts feststellen kann.
Lächelnd komme ich in die Küche zurück. »Nächsten Monat startet von Long Beach aus eine Kreuzfahrt für Singles. Vielleicht sollte ich mitfahren.« Ha. Das klingt sehr entschlossen und gar nicht passiv.
Kay rümpft die Nase. »Wenn einem so etwas Spaß macht, ist es bestimmt schön. Für mich klingt das nach schwimmender Brautschau. So etwas interessiert mich nicht, und dich kann ich mir da auch nicht vorstellen, Ash.«
Ich lehne mich an den Türrahmen. Beim Anblick von Kays Salat läuft mir das Wasser im Mund zusammen. »Warum ist Seth extra nach Las Vegas gekommen, um mich bei der Hochzeit meines Bruders zu treffen? Das war total romantisch von ihm, aber im Moment kann ich mir gar nicht vorstellen, dass er so etwas noch einmal tun würde. Warum hat er die Stelle in Phoenix abgesagt, wenn er doch gar nicht heiraten will?«
Kay schaut mich nachdenklich an, während sie sich die Hände wäscht und abtrocknet. »Wenn du etwas über die männliche Psyche wissen willst, dann darfst du nicht mich fragen. Ashley, sag Seth doch einfach, was du empfindest. Warum tust du dir dieses Gefühlschaos an, wo das alles mit einem einfachen Gespräch zu klären wäre? Eine Kreuzfahrt? Ash, ich bitte dich! Klar, wenn du jemanden kennen lernen willst, der auf dem Sonnendeck den Brusthaar-Wettbewerb gewinnt, ist das genau das Richtige. Aber du kannst nicht alles steuern. Wenn Gott nicht will, dass du heiratest, habe ich eine Neuigkeit für dich ...«
»Warum sagst du so etwas? Dass Gott nicht will, dass ich heirate?«
»Das habe ich nicht gesagt. Ich habe gesagt, wenn er es nicht will, dann kannst du daran rein gar nichts ändern.«
Ich richte mich zu voller Größe auf. Ich bin nicht die Sorte Frau, die ledig bleibt. Absolut nicht. Warum merkt das eigentlich keiner? Ich habe eine super Stelle, eine wunderbare Schuhkollektion, einfach tausend Dinge, die ich einem Mann zu bieten habe, und ich werde nicht ledig bleiben! Nein, niemals, auf keinen Fall!
Mein Handy klingelt, diesmal mit dem besonderen Klingelton für meinen Chef. »Hallo Hans.« Im Scherz nenne ich ihn manchmal »Hand mit Tippfehler«, weil ich das Gefühl habe, er hat acht davon. Nein, angefasst hat er mich noch nie, aber seine Art, die vor Sinnlichkeit zu triefen scheint, gibt mir das Gefühl, als hätte er.
»Wie war Ihr freier Tag, Ashley?«
»Schön. Ich bin mit meiner Freundin und ihrem Baby einkaufen gegangen.« Und damit ist der Small Talk scheinbar beendet.
»Einer unserer Ingenieure hat eine Idee aufgebracht, die, glaube ich, ziemliches Potenzial hat.«
»Klasse! Lassen Sie uns gleich morgen früh darüber sprechen. Sollen wir einen Termin ausmachen?«
»Ehrlich gesagt hat die Idee sehr großes Potenzial. Ich würde mich gerne mit Ihnen zum Abendessen bei II Fornaio treffen. Können Sie um sieben dort sein?«
Nach sechs Monaten Arbeitslosigkeit habe ich gerade erst neu mit diesem Job angefangen. Ich bekam zwar eine schöne Abfindung und hatte keine finanziellen Sorgen, aber noch einmal brauche ich diese ganze Arbeitssuche nicht. »Klar, ich werde da sein.« Die Anklopffunktion meines Handys meldet sich - noch ein Anruf. »Da kommt gerade noch ein Anruf. Ich sehe Sie dann
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