LIEBES ABENTEUER
nicht gewarnt.«
Mich gewarnt. Oh ja, sie hat mich gewarnt. Sie hat mich gewarnt, dass ich mit achtzig immer noch in diesem Haus leben und sieben Katzen haben werde. Wir werden als das Haus der alten Damen bekannt sein, an dem sich die Kinder an Halloween nicht zu klingeln trauen. Dazu kann ich nur eins sagen: nie im Leben. Wenn es mit Seth vorbei ist, dann soll es so sein, aber ich weigere mich zu glauben, dass es mit mir vorbei ist!
3
Nie fühlt man sich so sehr als Teil des gemeinen Volks, wie wenn man versucht, im Zentrum von Palo Alto zu parken. Es gibt nur wenige Parkplätze, und die sind alle mit Mercedes und BMWs vollgestellt. Ich bin zu geizig, um den Parkdienst zu bezahlen, und so schleppe ich mich auf meinen Pfennigabsätzen die Straße vom Parkplatz bis zum Restaurant entlang und denke, ich hätte genauso gut auch von zu Hause aus laufen können. Es ist ein kühler Novemberabend. Es sind zwar noch etwa fünfzehn Grad, aber mit dem Ozean auf der einen und der Bucht auf der anderen Seite ist die Luftfeuchtigkeit sehr hoch, und man hat das Gefühl, sie dringt einem bis in die Knochen. Ich trage einen wunderschönen weißen Wollmantel, in dem ich mich wie eine Millionärin fühle, obwohl mir die fünf Dollar fürs Parken schon zu viel waren.
Das II Fornaio ist ein bisschen von gestern, aber sie kennen Hans gut, und er hat seinen Stammplatz, an dem er immer sitzt und eine ganze Flasche Wein leert, während er Geschäftsverhandlungen führt. Er ist nicht mehr verheiratet. Er hat seine Frau wegen des Kindermädchens seiner beiden Kinder verlassen, und ich kann nicht verstehen, wieso, denn Sophia, das Kindermädchen, ist die unterbelichtetste Person, die ich je getroffen habe. Dagegen wirkt Fran Drescher in Die Nanny wie Einstein. Zugegeben, Sophia ist ausgenommen hübsch, aber das ist Hans’ Frau auch, und sie hat außerdem noch etwas auf dem Kasten. Sophia hat keinen Führerschein und ruft ständig bei Hans im Büro an, um ihm zu sagen, er soll noch Cornflakes oder Milch oder Bonbons mitbringen. Da Hans grundsätzlich über Lautsprecher telefoniert, hat es etwas Skurriles, wenn man erfährt, dass der Geschäftsführer kein Toilettenpapier mehr zu Hause hat.
Jetzt denken Sie wahrscheinlich, dass Hans ein vollkommener Trottel ist. Das ist er streng genommen auch, aber er hat einen Charme, mit dem er einen einwickeln kann und der auf Frauen jeden Alters und jeder Rasse wirkt. Ich habe Frauen in den Sechzigern genauso wie Frauen in den Zwanzigern vor ihm dahinschmelzen sehen. Wenn er etwas sagt, werden alle um ihn herum still, und man fühlt sich mit einem albernen Kichern unwiderstehlich zu ihm hingezogen.
Obwohl ich weiß, dass Hans seine Frau wegen des Kindermädchens verlassen hat, finde ich ihn immer noch hinreißend, was mir als »bravem Mädchen« eigentlich gar nicht ähnlich sieht. Ich bin mir dieser Schwäche durchaus bewusst und halte mich deshalb so gut es geht von ihm fern. Er ist die männliche Ausgabe der biblischen Beschreibung einer Ehebrecherin in Sprüche, Kapitel 7 und könnte einen innerhalb weniger Augenblicke von allem, was man für wahr und richtig hält, wegziehen. Nicht nur dass er aussieht wie der Balletttänzer Michail Baryschnikow in jüngeren Jahren, er hat vermutlich auch den gleichen Ruf. Nicht sehr vorteilhaft für einen Chef. Deshalb bitte ich meine Freunde immer, dass sie für mich beten, und versuche, auf der Hut zu sein.
Als ich im Restaurant ankomme, bin ich am Verdursten und glühe - man könnte auch sagen, ich bin total verschwitzt. Trotz der kühlen Novemberluft hat die Wanderung die University Avenue hinauf ihren Tribut gefordert, und ich würde mir meinen Wollmantel augenblicklich vom Leib reißen, wäre ich nicht so stolz auf ihn. Der Oberkellner im schwarzen Anzug scheint sich der Tatsache nicht bewusst zu sein, dass dieses Lokal längst nicht mehr »in« ist.
»Ich treffe mich mit Hans Kerchner.«
»Selbstverständlich. Er sitzt an seinem gewohnten Tisch. Hier entlang bitte.«
Er greift nach einer ledergebundenen Speisekarte und führt mich in den hinteren Teil des Restaurants, in die Nähe des Kamins. Das passt ja: noch wärmer. Zögernd ziehe ich meinen Mantel aus, und der Oberkellner verschwindet damit. Ich sehe meinem Mantel nach wie einer Freundin, die in die Mission geht.
Bei meinem Kommen erhebt sich Hans. Im Kamin hinter dem Tisch glühen die Kohlen und leuchten die schon halb leere Weinflasche an. »Ashley, Sie sehen bezaubernd aus.«
»Leistet
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