LIEBES ABENTEUER
bessere Karten habe. Vielleicht hat Gott Mitleid mit mir.
»Den Glückspilz muss ich kennen lernen. Kommen Sie uns doch dieses Wochenende besuchen. Sophia macht eine ziemlich durchschnittliche Lasagne und beklagt sich immer, dass wir nie Gesellschaft haben. Dann hätte sie die Möglichkeit, mit ihren Talenten anzugeben.« Bei dem Wort »Talente« schießen meine Augenbrauen hoch, aber ich kann nicht genau sagen, warum.
Das übrige Abendessen habe ich nur noch undeudich in Erinnerung. Ich weiß noch, dass ich mir die Grafiken angesehen habe. Ich erinnere mich auch, dass ich mir den Ablauf des Patentprozesses überlegt habe, aber sonst weiß ich nur, dass ich das Restaurant mit einem vorgetäuschten Verlobten und einer Einladung zum Abendessen am Samstagabend verlassen habe. Ich überlege mir, wie ich Seth die Sache möglichst ruhig erklären und ihn überreden könnte mitzumachen. Aber ihn zu überreden, auch noch zu lügen, wäre nicht besonders christlich.
Seth gefiel ja meine Verabredung mit Hans zum Abendessen schon nicht, ganz zu schweigen davon, dass das Thema Heirat im Moment kein sehr glückliches ist. Wenn ich ihn jetzt bitte zu lügen, um mich vor einer Demütigung zu bewahren, ist es ganz aus. Er bereut die letzten neun Monate wahrscheinlich. Die Frage ist nur, ob mich das interessiert.
Ich mache mich auf den Weg die Straße hinauf zu einer Cafebar und tippe eine Nummer in mein Handy. »Brea?« Das Brummen der Kaffeemaschinen und das Stimmengewirr der Gäste sind so laut, dass ich mich selbst kaum höre.
»Was ist los, Ashley?« Brea hört sich müde an. Das kommt wahrscheinlich davon, dass sie jetzt immer schon um acht ins Bett geht, seit Miles sie um zwei Uhr morgens weckt und gefüttert werden will. »Wie viel Uhr ist es?«
»Es ist zehn.«
»Was ist los? Ist alles in Ordnung? Du sitzt doch nicht wieder im Gefängnis, oder?«, fragt sie und spielt damit auf einen ganz bestimmten Nachmittag an, den ich am liebsten aus meinem Leben streichen würde.
»Hans will, dass ich am Dienstag mit ihm nach Taiwan fliege.«
Breas Müdigkeit ist wie verflogen. »Ashley, das wirst du nicht tun. Hans ist die deutsche Ausgabe von Colin Farrell, und ich glaube, wir wissen beide, was das bedeutet.« Im Hintergrund höre ich Miles, und da dämmert mir, dass ich ihn auch aufgeweckt habe. Na klasse!
»Brea, es tut mir schrecklich leid! Ich habe gar nicht daran gedacht, wie spät es ist.« Ich seufze und rede weiter. »Wie dem auch sei, ich werde nicht gehen. Aber ich brauchte eine Ausrede, und da habe ich ihm erzählt, dass ich am Dienstag mit meinem Verlobten einen Termin bei unserem Pastor habe. Und jetzt hat er mich und Seth für Samstag zu sich eingeladen.«
Brea schweigt einige Augenblicke, aber dafür schreit Miles jetzt. Dann höre ich John. »Brea, mit wem sprichst du da?«
Sie hält die Hand auf den Hörer. »Es ist Ashley.« Er stöhnt.
»Brea, hast du gehört, was ich gesagt habe?«, frage ich.
»Ja, habe ich«, antwortet Brea seufzend. »Ashley, keine Arbeitsstelle ist so etwas wert. Fängst du jetzt schon an zu lügen? Ich weiß ja, dass du zu vielem fähig bist, aber du warst noch nie unehrlich. Du warst höchstens immer zu ehrlich. Gnadenlos ehrlich. Was wird dein Chef sagen, wenn du allein kommst?«
»Das muss ich hoffentlich nicht. Seth ist mein Freund, Brea. Ich sollte ich keine Angst haben müssen, Seth zu bitten, mitzukommen.«
Aber in Wirklichkeit habe ich Angst, und zwar jede Menge.
»Sprechen wir vom selben Seth?«
Jetzt werde ich von all meinen Ängsten überwältigt. »Du glaubst wohl auch nicht, dass er mich jemals heiraten wird, was?« Sie antwortet nicht, und so rede ich weiter. »Brea, Kay will, dass ich die Hälfte ihres Hauses kaufe. Sechs Monate war ich auf Jobsuche. Ich kann es nicht zulassen, dass Hans mich gleich im ersten Monat wieder rausschmeißt. Vielleicht würde Kay sich ja als meine Verlobte ausgeben.« Der bloße Gedanke daran ist widerwärtig, aber in Kalifornien ist das heutzutage nicht so ungewöhnlich. Außerdem bin ich in einer verzweifelten Lage.
»Du kannst doch nicht dein ganzes Leben lang vor Hans davonlaufen, Ash. Du musst hart bleiben. Lass dich nicht von Angst bestimmen. Sagst du das nicht immer zu mir?«
»Äh, nein. Das war wahrscheinlich deine andere beste Freundin.« Anklopffünktion. »Da kommt noch ein Anruf. Tut mir leid, dass ich euch geweckt habe. Ich vergesse immer, dass du jetzt nach dem Vorabendprogramm ins Bett gehst.«
Brea schnalzt mit
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