LIEBES ABENTEUER
der Zunge. »Du hast mich nicht aufgeweckt. Ich bin beim Fernsehen auf dem Sofa eingeschlafen.«
»Alles Gute, Küsschen fürs Baby und bete für mich. Ich hab’s nötig!« Ich drücke auf den »Annehmen«-Knopf. »Ashley Stockingdale.«
»Ashley, hier ist Seth. Bist du schon fertig mit dem Arbeitsessen?«
Mein Herz klopft wie wild. Ich habe ein rabenschwarzes Gewissen. Soll ich Seth sagen, was ich getan habe?
»Ich bin fertig«, sage ich und hoffe, dass das keine prophetischen Worte sind.
»Ich habe etwas für dich. Am Dienstag hole ich es ab, und dann will ich mit dir feiern. Bist du bereit?«
Mein Diamantring! Ich atme tief aus. Mein Diamantring im viereckigen Princess-SchlifF ist endlich da! Dem Himmel sei Dank. Ich werde nicht als alte Jungfer enden. »Natürlich bin ich bereit, Seth. Sag einfach, wann und wo. Ich werde mit Vergnügen kommen.« Und mit einem absolut leeren Ringfinger. Dann meldet sich mein schlechtes Gewissen wieder. »Ich muss dir erzählen, was ich getan habe.«
»Das kannst du mir morgen erzählen. Also, am Freitag um sieben bei mir.« Er klingt fast ein bisschen ausgelassen, und ich erinnere mich an alles, was ich am Anfang so an ihm mochte. Seine direkte Art, das Leben anzupacken. Seine Art, Dinge immer gleich zu erledigen. Ich atme tief ein und verliebe mich ganz neu in ihn.
»Soll ich mich irgendwie besonders anziehen?«, entgegne ich glücklich, mit einem Lächeln so breit, dass es jeder sehen kann. Das halte ich niemals aus bis Freitag. Natürlich muss ich mindestens drei Tage lang vor dem Spiegel üben, überrascht dreinzuschauen. Und ich muss zur Kosmetikerin. Und ich brauche ein neues Kleid. Etwas Verführerisches, das nicht zu tief ausgeschnitten ist, aber ihm zeigt, dass er es nicht bereuen wird, mich zu heiraten. Keinen Augenblick!
»Du siehst immer wunderbar aus, Ashley. Was immer du anziehst, wird mir gefallen.«
»Ich kann es kaum erwarten, Seth.«
»Ich auch nicht. Ich habe lange darauf gewartet. Es war fast qualvoll, bis der Gedanke gereift war, aber jetzt ist es so weit.«
Im Stillen überlege ich mir, wie ich ihm von der Einladung bei meinem Chef für mich und meinen »Verlobten« am Samstagabend erzählen könnte. Eigentlich darf ich ja noch nichts von dem Ring wissen. »Seth, mein Chef möchte uns für Samstagabend zu sich einladen, falls du noch nichts vorhast. Meinst du, wir könnten hingehen?«
»Warum nicht? Es wird allmählich Zeit, dass ich diesen Hans einmal kennen lerne. Er hat viel erreicht für den Aktienkurs eurer Firma. Ich würde zu gerne wissen, wie seine langfristigen Pläne aussehen.«
Und ich würde zu gerne wissen, wie deine langfristigen Pläne aussehen. Ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen. Jedenfalls hoffe ich, dass sie in Platin gefasst sind.
4
»Ashley, hast du den hier verloren?« Seth steht in einem Armani- Smoking vor Ashley und hält ihr einen Marc-Jacobs-Pump hin. Er ist rot-schwarz gestreift. »Er würde dir passen, oder?«
Ashley stockt der Atem vor Aufregung, und sie kaut auf ihrer Unterlippe, um nicht vor Freude zu platzen. »Ich ... Ich weiß nicht. Ob es mein Schuh ist, meine ich. Wo hast du ihn gefunden?«
»Ich habe ihn gestern Abend auf den Stufen vor meinem Haus gefunden. Probier ihn, Ashley. Nur so werden wir es wissen.« Seths Blick mit seinen strahlend blauen Augen trifft sich mit ihrem, und Ashley sinkt krafflos in den mit Brokat überzogenen Sessel hinter sich. »Die Frau, der dieser Schuh passt, ist für mich bestimmt. Irgendwie weiß ich das einfach.« Mit der anderen Hand hält Seth einen Ring mit einem kanariengelben Diamanten im klassischen Rundschliff hoch. »Willst du mich heiraten, Ashley?«
Ashley kann den Blick nicht von dem Pump abwenden. »Wo ist der zweite?«
»Was meinst du damit, Ashley?«
»Wo ist der zweite Schuh?«
»Das hier ist ein original Marc-Jacobs-Pump. Handgefertigt für meine Frau. Er hat nur symbolischen Wert und ist nicht zum Tragen gedacht.«
»Marc Jacobs hat ganz bestimmt nicht nur einen Schuh gemacht. Es muss noch einen zweiten davon geben. Symbol hin oder her, ein Schuh allein ergibt keinen Sinn.« Ashley erhebt sich aus dem Sessel und schaut sich hektisch um.
»Der Ring, Ashley.« Seth streckt ihr den Ring entgegen, aber sie steckt ihren Fuß in den Pump Größe vierzig und verdreht das Fußgelenk dabei. »Es ist deiner, Ashley, hast du mich gehört? Willst du ...«
»Ich will den zweiten Schuh, Seth! Wo ist der andere Schuh?«
»Ich weiß es nicht, Ashley. Es
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