LIEBES LEBEN
Parkplatz und schüttelt den Kopf über mich. Es stehen nur noch ein paar Autos hier, und ihr Kleinbus steht ganz in der Nähe von meinem Audi.
Brea lächelt. Mit ihren dunklen, leicht gelockten Haaren und ihrer modischen Sonnenbrille sieht sie aus wie ein Model. Mit ihrer unverbesserlichen Begeisterung ist Brea genau die Art von Person, neben der man in einer Besprechung nicht sitzen möchte, weil alles, was sie von sich gibt, anspornt. Sie gibt Praktikern wie mir immer das Gefühl, wie eine Totenglocke zu klingen. Aber ich liebe sie. Und alle anderen tun das auch. Man kann sie gar nicht nicht lieben.
»Du lachst ganz allein vor dich hin? Sollte mich das irgendwie beunruhigen?« Brea verschränkt die Arme und zieht ihre perfekt gezupften Augenbrauen hoch.
»Ich bin nur schräg drauf. Wusstest du das etwa noch nicht?« Taktvoll wechsle ich das Thema. »Wo ist dein Traumprinz?«
»John trifft sich mit den Gemeindeältesten zu einer Besprechung über das Programm an Ostern. Warst du mit dem Trupp essen?« Brea hatte auch einmal zu diesem »Trupp« gehört, bis John kam und sie in den sicheren Hafen der Ehe entführte. Ich weiß, dass es in der Ehe auch einen gewissen Realismus geben muss, aber bei Brea und der Frau des Pastors, Kelly, ist er schwer zu erkennen. Ich glaube, sie wären auch glücklich mit Attila, dem Hunnenführer. Sie würden ihm sagen, wie stark und sexy er sei.
»Haben sie zu deinem Geburtstag etwas Besonderes gemacht?«, fragt Brea, nimmt ihre Sonnenbrille ab und schaut mich hoffnungsvoll an.
»Nein. Es gab keine Geburtstagsfeier. Der Trupp ist wieder mal zu Chili’s gegangen. Die Bedienung verabscheut uns, der Kampf um Mittelerde wird für immer und ewig weitertoben, und bei Seth läuft heute Abend mal wieder ›Matrix‹. Es war ein ganz normaler Tag.«
»Du bist unmöglich! Warum bist du nicht zu Seth gegangen? Das klingt gut, und du magst ihn doch. Ich habe genau gesehen, wie du ihn anschaust.« Brea schiebt die Sonnenbrille wie ein Haarband in ihre vollen Haare. Sie starrt mich mit ihren grünen Augen an. »Gib’s zu.«
»Willst du ihm jetzt einen Zettel von mir zustecken, wie früher in der Schule?« Vor Begeisterung über meinen Witz fange ich an herumzuhüpfen.
»Ach Ash, es ist doch nichts dabei, wenn man jemanden mag. Wieso bist du so zynisch?«
Als ich einen Moment lang still nachdenke, treibt mir dieser Vorwurf die Tränen in die Augen. »Zynisch ist ein hässliches Wort. Aber es stimmt. Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist ...« Ich gehe vor ihr hin und her und versuche dabei, mir selbst darüber klar zu werden, was los ist, und es ihr zu erklären. Vielleicht kann sie mir helfen, die Dinge wieder im richtigen Licht zu sehen und meine verworrenen Gedanken zu ordnen.
»Ich bin nicht gut drauf, Brea, und ich weiß nicht mal, warum. Ich habe alles, von dem ich immer dachte, dass ich es haben wollte ... aber irgendwie kommt mir mein Leben so leer vor. Ich wünschte, ich wüsste, was ich tun soll. Wahrscheinlich habe ich alle meine Ziele erreicht, und jetzt habe ich keine neuen mehr.«
In ihrer übermäßig besorgten Art nimmt sie meine Hand in ihre. Ich liebe Brea. »Du meinst doch nicht, dass ein Mann das ändern würde, oder, Ash?«
Ich schüttle den Kopf. »Ich weiß, dass er das nicht wird. Aber es ist nicht nur die Suche nach einem Mann, die mich plagt. Äußerlich sehe ich jung, dynamisch, erfolgreich aus.« Ich mache mit den Fingern das Siegerzeichen auf meine Stirn. »Ich dachte, ich könnte die Welt verändern. Und stattdessen gehe ich jeden Sonntag mit Menschen in einem Schnellrestaurant essen, denen es eigentlich egal ist, ob ich dabei bin oder ob ich gerade mal ein Jahr älter geworden bin.«
»Ich glaube, das ist nur eine Stimmungsschwankung, Ashley. Ich habe bei dir noch nie Selbstmitleid erlebt. Und der Trupp liebt dich. Alle lieben dich.«
»Und warum sollte ich bitte kein Mitleid mit mir selbst haben? Ich habe soeben meinen Geburtstag bei Chili’s gefeiert!« Ich muss daran denken, dass Brea zu ihrem letzten Geburtstag ein Diamantarmband bekommen hat und jemand ihr eine selbst gebackene Torte gemacht hat. Kann sie den Widerspruch denn gar nicht sehen?
Brea meint es natürlich nicht böse. In ihrem Größe 36 Körper steckt kein Gramm böser Wille. Plötzlich leuchtet Breas Gesicht auf. »Ich muss dir etwas erzählen, das dich ganz bestimmt aufmuntern wird«, flüstert sie mir zu.
Schon an der Art, wie sie es sagt, merke ich, was es ist. »Du bist
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