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LIEBES LEBEN

LIEBES LEBEN

Titel: LIEBES LEBEN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Billerbeck
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laut. Entweder sagen wir, alles sei in Ordnung, oder wir jammern über unsere Arbeit und unsere Wohnungen.
    Ehrlich gesagt kann ich mich über meine Arbeit nicht beklagen. Ich habe mir einen langweiligen Beruf ausgesucht, und meistens ist er tatsächlich zum Einschlafen. Da ich aber von vornherein keine hohen Erwartungen gehabt hatte, bin ich zufrieden. Man sollte meinen, dass ich mich als Patentanwältin, die ständig mit Ingenieuren zu tun hat, vor Verehrern nicht mehr retten kann. Aber bei der Arbeit sind Ingenieure auf einer ganz anderen Schiene. Sie denken überhaupt nicht an Frauen und Verabredungen, sondern nur an integrierte Schaltkreise, und da sie immer nur eine gedankliche Schublade auf einmal öffnen können, sind meine Chancen, auf der Arbeit einen Freund zu finden, so dünn wie Ally McBeals Hals.
    Nach dem Gebet kommt die Bibelarbeit. Im Moment beschäftigen wir uns gerade mit dem Thema Unterordnung und Autorität. Vielleicht hofft Pastor Max, damit die Gebete für Probleme an der Arbeitsstelle zu reduzieren, aber bisher hat es nicht funktioniert. Einem Single den Begriff Unterordnung zu erklären ist ungefähr so, wie wenn man einem Mann versucht, den Begriff Bindung zu erklären. Es leuchtet zwar alles ein, aber ohne Partner hat man nicht wirklich viele Möglichkeiten, es auszuprobieren.
    Hinterher geht jeder in seine eigene Wohnung und denkt über Unterordnung nach, aber wenn nicht gerade die Katze des Nachbarn vorbeikommt und wir uns vor ihr verbeugen, sind unsere guten Vorsätze auch schon wieder verflogen. Ich kann mich problemlos meiner Chefin unterordnen. Sie sagt mir, was ich tun soll; ich tue es. Das ist wirklich nicht schwer zu begreifen. Da es sonst niemanden gibt, der mir übergeordnet ist, liege ich wohl ganz gut im Rennen.
    Max schließt seinen Vortrag mit einem herzlichen: »Und jetzt freut euch und genießt den Tag!«
    Seine Aufforderung kündigt an, dass jetzt Sonntag Nachmittag ist. Jetzt werden wir wie ein Leib in irgendein nahe gelegenes Schnellrestaurant gehen, vermutlich Chili’s oder Applebee’s, und der Bedienung demonstrieren, warum wir alle noch Single sind. Kay wird ihre Bestellung aufgeben, als sei sie in einem Fünfsternehotel mitten in San Francisco: Davon noch ein wenig extra, bla bla bla ...
    Jemand wird unweigerlich die Bedienung anschnauzen, meist unmittelbar bevor wir laut gemeinsam beten. Bei gemeinsamer Rechnung fehlte zum Schluss immer Geld, und so sorgt Kay jetzt dafür, dass wir alle eine separate Rechnung bekommen - ein weiterer Grund für die Bedienung, uns zu hassen. Irgendjemand hatte wohl gedacht, dass man Steuern und Trinkgelder vom Rechnungsbetrag abziehen statt dazuzählen müsse, und so mussten andere immer noch einen Dollar extra drauflegen. Es lohnt sich nicht, darüber zu streiten, aber bei dem Gedanken daran, was für ein Bild Christen abgeben, zucke ich zusammen: Wir geben lieber unseren Glauben preis als einen Dollar.
    Und so sitze ich in der Zwickmühle. Da ich nicht aus einem Flugzeug springen kann, was ich nicht vorhabe, und auch keinen Urlaub plane, weil ich es mir nicht leisten kann, wenn ich meinen Job nicht jemand anderem überlassen will, habe ich keine Ahnung, wie ich an meiner Situation etwas ändern soll. Ich habe schon über Internet-Bekanntschaften nachgedacht, aber andererseits will ich nicht, dass mein Computer mich auch noch missachtet. Wenn ich daran denke, wie aufgeregt Meg Ryan jedes Mal war, wenn sie eine Mail bekommen hatte, dann wage ich nicht, mir vorzustellen, wie es mir gehen würde, wenn mein Posteingang leer bliebe. Das hieße so viel wie: »Ich sehe dich zwar nicht, aber du bist trotzdem eine Niete.«
    Vielleicht brauche ich eine äußere Veränderung. Aber ich habe mir schon so einen goldigen Wuschelkopf schneiden lassen. Wenn man sich die Frisur eines Filmstars zulegt, sollte man dabei immer bedenken, dass die ihr Gesicht haben und man selbst immer noch das eigene. Bei einer Schönheitskönigin und Schauspielerin wie Halle Barry mag ein Chihuahua-Haarschnitt gut aussehen, aber bei mir nicht. Diesmal wollte ich einen Haarschnitt wie Reese Witherspoon. Aber Reese ist ein Glückskind, ihr Haar fällt immer richtig, während meines ständig durcheinander ist.
    »Kommst du mit uns essen, Ash?«, fragt Seth.
    Ich will nicht zugeben, dass ich nichts Besseres vorhabe, und so antworte ich: »Natürlich. Das lasse ich mir nicht entgehen.« Ich sprühe förmlich vor Begeisterung.
    »Sam fährt. Willst du mit uns fahren?«
    Nur

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