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Liebesbrand

Liebesbrand

Titel: Liebesbrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Feridun Zaimoglu
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das sofort zurück, schrie Napp.
    Ich nehme es zurück, sagte Gabriel seelenruhig.
    Wer ist es? sagte ich.
    Im Hotel bin ich jedenfalls sehr willkommen, sagte |352| Gabriel, gestern nacht, du hast ja aushäusig übernachtet, und ich nehme mal an, daß du bei deiner Katholikin warst …
    Meint sie es damit ernst? sagte Napp.
    Ich weiß nicht, sagte ich, weiter.
    Der Herr Hauptdienstleistender Harbach ist eine gute Seele, fuhr Gabriel fort, er muß jedes Zeichen von Verlotterung hart
     angehen, und doch hat er eine schwache Seite. Alle wissen es, niemand spricht es aber aus …
    Was wissen wir alle?
    Mein guter Freund, dir ist doch bestimmt der Mann an der Haltestelle gegenüber aufgefallen.
    Der fesche Wiener.
    Meinetwegen. Jedenfalls bin ich eines Morgens zu ihm hingegangen, habe ihn beiseitegenommen und ihm ein paar höfliche nette
     Worte ins Ohr geflüstert. Harbach stand am Fenster und starrte hinaus. Die beiden hatten gestern abend ihr erstes Rendezvous.
    Er hat zwei verklemmte Schwule verkuppelt, stellte Napp fest.
    Das ist ja widerlich, rief ich aus.
    Mein Junge, du hast antiquierte Ansichten, sagte Gabriel, du bist ein Mann von gestern, du und diese Tyra, ihr paßt eigentlich
     sehr gut zusammen. Also, ein Liebesdienst gegen einen anderen, das ist mein Prinzip, ich hatte Harbach zu seinem Glück verholfen,
     was sollte er mir im Wege stehen. Er hielt es selber für eine absurde Vorstellung.
    Die Auszubildende an der Rezeption, sagte ich.
    Sie und keine andere, sagte Gabriel.
    Wie heißt sie?
    Elisabeth. Sie haßt es, Betty genannt zu werden.
    Wie hast du es geschafft?
    Ein Mann schafft gar nichts, sagte Gabriel, es sei denn, die Frau läßt es zu.
    |353| Sie ist einfach mit nach oben gekommen?
    Herr Harbach hat ihr freigegeben, ich lud sie zum Absinthladen um die Ecke ein, und sie willigte unter einer Bedingung ein:
     Ich sollte mich auf der Mariahilferstraße komplett neu einkleiden. Das habe ich denn auch gemacht.
    Stimmt, sagte ich.
    Ich trug erst ein buntes, mit Comickästchen bedrucktes Hemd, es sprach sie nicht an, und sie schickte mich erneut los, mit
     dem rostroten Hemd war sie zufrieden, und besonders angetan haben es ihr meine Stiefel aus alten Armeebeständen.
    Du hast die Haare zum Zopf gebunden.
    Richtig. Ich mußte also auch einen Haargeltiegel besorgen gehen.
    Und dann?
    Na gut, sagte Gabriel, ich war ein viertes Mal los, und die weite schwarze Leinenhose fand ihre Zustimmung. Dann saßen wir
     auf der kleinen Terrasse und tranken Wodka, dann habe ich ihren Nacken massiert, und sie erzählte, daß sie dich und mich erst
     für Irre auf Wanderschaft gehalten hat. Ich habe sie über dich aufgeklärt.
    Einer plaudert immer, murmelte Napp.
    Genau. Wir haben stundenlang geplaudert, und nach dem Pläuschchen hat sie gesagt, ich sollte mit dem Quatschen aufhören und
     sie lieber küssen. Tja.
    Es gibt einen großen Altersunterschied, sagte Napp. Einen unbeträchtlichen Altersunterschied von etwas über zehn Jahren, stellte
     Gabriel fest, sie ist zufrieden, ich bin zufrieden, Herr Harbach und sein neuer Freund sind zufrieden. Nur bei dir klemmt
     es ein bißchen.
    Ich komme zurecht, sagte ich und wollte es auch glauben, ich holte tief Luft und schaute mich um, ich hörte jetzt die Kinderschreie
     vom umzäunten Kindergarten, der Obdachlose auf der Parkbank gegenüber
    |354| rollte sich langsam auf die linke Seite, er hatte ein schönes bärtiges Gesicht, das wegen der Hitze und des Alkohols rot angelaufen
     war, wir waren noch nicht soweit, wir hielten uns noch an die Hygienemaßnahmen und die Kleidervorschriften, wir setzten uns
     nicht allzulange der Witterung aus, und ich drückte meinen dunklen Zwillingsbruder unter das Zwerchfell, damit er mir das
     Leben nicht verfinsterte. Auf der obersten Latte der Rückenlehne entdeckte ich eine mit Kreide geschriebene Formel, die aus
     drei Großbuchstaben bestand, C + M + B, der Obdachlose hatte die Plastiktüte mit seinem spärlichen Besitz weggeschoben, so
     daß man die Zeile jetzt sehen konnte.
    Ist das ein Zauberspruch? sagte ich und zeigte in die Richtung.
    Wenn du so willst, ja, sagte Napp, Christus Mansionem Benedicat, C plus M plus B.
    Ich hatte kein Latein in der Schule.
    Christus segne dieses Haus.
    Die Parkbank ist sein Haus, sagte Gabriel, das gefällt mir.
    Zwei maskierte Junkies haben eine Tankstelle überfallen, sagte Napp, die Polizei fahndet im Suchtgiftmilieu.
    Steht in der Zeitung, sagte Gabriel, habe ich heute morgen auch

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