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Liebesbrand

Liebesbrand

Titel: Liebesbrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Feridun Zaimoglu
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griechischen Viertel in Chicago gegessen, und der Sohn des Chefs hätte
     ihm einen Verdauungsschnaps spendiert und sich dazugesetzt, und mitten in der Unterhaltung eine gefärbte, in der Mitte gekerbte
     Tablette geschluckt.
    Natürlich habe ich ihn danach gefragt, sagte der Mann, der Junge, er war vielleicht knapp Mitte zwanzig, gab zu, einen blauen
     Marquis eingeworfen zu haben.
    Einen was? sagte ich.
    Eine Viagrapille. Davor hatte er Koks geschnupft. Er wollte zu seiner Freundin, um, na ja, um länger als natürlich möglich
     durchzuhalten.
    Das ist doch eine kaputte Geschichte, sagte seine Frau, sie war tatsächlich angewidert und schüttelte den Kopf. Ich konnte
     sie verstehen, wir alle hier in diesem Raum befanden uns nicht in natürlicher Umgebung, wir waren verlegene Zivilisten, die
     sich Uhren um das Handgelenk banden und erst nach einer langen Übungszeit gelernt hatten, einander anzusehen beim Reden.
    Wie war dein Urlaub? sagte sie.
    |82| Gut, sagte ich, ich halte mir gerne in der Freizeit jede Aufregung vom Leib.
    So ist es richtig, stellte er fest.
    Wenn ich wieder eine Reise für dich buchen soll, rufst du mich einfach an.
    Danke, der nächste Urlaub kommt bestimmt.
    Der Mann schaute plötzlich auf etwas hinter mir, dann legte sich ein Arm um meinen Hals, und im nächsten Moment wurde ich
     vom Stuhl gerissen, ich fiel hart auf den Steinboden, die Armklammer grub sich tiefer und drückte mir auf den Adamsapfel,
     der Griff lockerte sich kurz, und ich schnappte gierig nach Luft, da bekam ich einen Schlag auf den Mund und einen Schlag
     ans Kinn, ich versuchte mich wegzudrehen, der nächste Faustschlag traf mich an der Schläfe, dann fühlte ich nicht mehr das
     schwere Gewicht auf mir und richtete mich im Sitzen auf, ich sah den Mann der Reiseagentin einen Mann an den Haaren zum Ausgang
     zerren, er strampelte mit den Füßen, klammerte sich an einem Tischbein fest, doch der Tisch kippte um, und jetzt war Malwin
     zur Stelle und fing an, den am Boden Liegenden mit leichten Fußtritten zu traktieren, er schrie, jemand sollte sofort die
     Polizei benachrichtigen, und der Mann der Reiseagentin schleifte den Irren durch die offene Tür und über zwei Stufen auf den
     Bürgersteig, zwei Männer waren ihm und Malwin gefolgt, und schließlich konnten sie mit vereinter Kraft den Irren bändigen,
     er schrie obszöne Flüche in Richtung der Schaulustigen auf der anderen Straßenseite, es schien, als hätte er mich völlig vergessen.
    Hier, trink, sagte eine Frau und reichte mir ein volles Wasserglas, schon wieder, dachte ich, wie oft denn noch wollen mir
     Frauen helfen, ich trank und rieb mir gleichzeitig den Hals, ich wurde schlagartig wütend, es war widerlich, ich war doch
     tatsächlich von einem Irren, |83| von einem Schwein, von einem Kerl angefallen worden, den ich nicht kannte, ich hatte mich nicht wehren können, und ich wollte
     schon hinausrennen, um es dem Schwein mit gleicher Münze heimzuzahlen, doch einige Cafégäste halfen mir auf, und ich setzte
     mich auf einen Stuhl, ich fing an, am ganzen Körper zu zittern, dieser widerliche Irre hatte mich zu seinem Opfer gemacht.
     Als ich mich einigermaßen gefaßt hatte, sah ich hinaus, der Verrückte löste sich mit einem heftigen Ruck aus der Umklammerung
     und rannte in die Nacht davon, die Schaulustigen stoben auseinander, die Männer kamen wieder herein. Wann kommt endlich die
     Polizei? rief Malwin, doch keiner hatte zum Telefon gegriffen, und es blieb mir nichts anderes übrig, als ein Glas Wasser
     nach dem anderen zu leeren. Jetzt war ich den Blicken aller im Raum ausgesetzt.
    Kennst du ihn? sagte der Mann der Reiseagentin.
    Noch nie gesehen.
    Ich kenne ihn, sagte Malwin, es ist nicht sein erster Angriff.
    Wen hat er denn noch auf dem Gewissen?
    Sei nicht so neugierig, Sascha, wies ihn die Reiseagentin zurecht.
    Manchmal steht er nur draußen und schneidet Grimassen, sagte Malwin, regelrechte Fratzen, davon kann man schlechte Träume
     kriegen. Er klopft an die Scheibe, so lange, bis ich ihn davonjage. Dann läßt er sich tagelang nicht blicken, und ich denke
     schon, endlich haben sie ihn eingefangen und weggesperrt. Er taucht aber doch auf.
    Wen hat er angegriffen? sagte Sascha, ich muß wissen, worauf ich mich einlasse, wenn ich mit meiner Frau dein Café aufsuche.
    Laß mich aus dem Spiel, zischte die Reiseagentin.
    Er hat mich und eine Angestellte attackiert, sagte
    |84| Malwin, er lauerte uns beiden draußen auf, ich hatte gerade

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