Liebesdienst
Mutter idealisieren.«
»Ganz und gar nicht. Ich weià bloÃ, dass sie nicht wollen würde, dass mein Vater mich brutalisiert.«
»Er brutalisiert dich? Interessantes Wort. Macht er das mit deiner Mutter auch?«
»Klar.«
»Und? Tut dir das weh?«
»Klar.«
»Wolltest du schon mal mit deiner Mutter schlafen?«
»Klar.«
»Hasst du deinen Vater, weil er mit deiner Mutter schlafen darf?«
»Klar. Aber auch, weil er es nicht macht.«
»Ihm gehört also nicht nur die Frau, die du begehrst, er weist sie auch noch zurück.«
»Bin ich deswegen Masochist?«
»Wenn du dich mit deiner Mutter identifizierst, ja.«
Ich dachte nach. »Ich will trotzdem nicht von dir geschlagen werden«, sagte ich schlieÃlich.
Sie lachte. »Dann probieren wir eben etwas anderes aus.«
Mir machte nichts von dem, was wir ausprobierten, SpaÃ. Nicht die Reitgerte, nicht die neunschwänzige Katze, nicht die Peitsche, nicht das Rad, nicht der Käfig, nicht die Handfesseln, nicht der Karabiner, nicht der Trensenknebel, nicht der Cockring, nicht der Arschstöpsel, nicht der Separator, nicht das Spekulum, nicht die Fisting-Sling, nicht die Nippelklemmen, nicht die Hodenquetsche, nicht die Kniebank, nicht das Folterbrett, nicht das Spanking-Pferd, nicht der Oral-Stuhl, und am Ende nicht mal ihre Gesellschaft. Moralischer Masochist stimmte also wahrscheinlich, wenn das bedeutete, dass mein Verstand verletzt werden wollte, nicht mein Körper.
Mein Verstand und, auf unerklärliche Weise, mein Vater.
Ich war nie wieder in die Baker Street gegangen, um mich auspeitschen zu lassen. Die Erfahrung war nicht metaphorisch genug. Nur einmal bin ich, spontan, aus MuÃe â der Zeit des Teufels â, losgezogen, um die Frau aufzusuchen, die für meinen Vater die devote Rolle gespielt hat. Als ich herausfand, dass sie unbekannt verzogen war, war ich zuerst enttäuscht, doch dann schien es mir besser so. Man kann seiner Psyche nicht entkommen, aber man kann sie im Zaum halten. Eine andere devote Prostituierte, etwas hübscher und nicht so ein FuÃabtreter wie die meines Vaters, war mir auch recht. Ich war ein Apfel, der weit vom Stamm fiel. Niemals hätte ich gegen sie meine Hand erheben können, genauso wenig wie ich Kinder schlagen kann. Doch damals nach meinem letzten Besuch war ich zu dem Schluss gelangt, dass es einen Grund gibt, warum es mir keinen Spaà machte, mich einer Domina zu unterwerfen: Das Geschehen ist zu vorhersehbar â was sollen Devote und Dominante sonst miteinander anfangen? â, wohingegen der Reiz des Unnatürlichen viel stärker ist, wenn sich ein Devoter einem Devoten unterwirft. Die devote Prostituierte wusste erst nicht, was sie davon halten sollte. Sie machte mir den Eindruck, dass sie es extrem seltsam fände. Prostituierte sind in der Regel sehr konventionell in ihren Ansichten. Sie wollte auch nicht dabei erwischt werden, dass sie anderen Dominas die Arbeit wegnahm. Erst als ich ihr sagte, dass ich nicht von ihr geschlagen oder ausgepeitscht werden wolle, willigte sie ein.
»Was willst du dann?«, fragte sie und führte mich an der Hand in ihr Boudoir.
»Dass du mich über deine Knie legst.«
»Das soll alles sein?«
»Alles? Reicht dir das nicht?«
»Die meisten Männer wollen mehr.«
»Für mich ist es das GröÃte.«
Sie legte mich über ihre kalten Knie.
Nach zehn Minuten Liegen, wobei ich mit der Nase im Teppich hing, sagte ich: »Können wir jetzt darüber reden?«
»Worüber?«
»Ãber das hier.«
»Was hier?«
»Ich bin devot zu einer Devoten.«
»Was gibt es da zu reden?«
»Nur die Wörter. Sag einfach nur die Wörter. Sag mir, was ich bin.«
Endlich begriff sie, was ich hören wollte. »Du bist devot zu einer Devoten.«
»Danke. Und jetzt sagst du: Jeder kann mit mir machen, was er will, aber ich kann mit dir machen, was ich will. Du bist der Missbrauchte der Missbrauchten.«
Die ersten beiden Male klappte es noch nicht richtig, doch schlieÃlich â für den Preis von fünfzig Pfund â brachte sie die Worte in der Reihenfolge hervor, um die ich sie gebeten hatte.
Und?
Nichts und. Habe ich nicht schon gesagt, dass mein Leben in sexueller Hinsicht eine einzige Enttäuschung war â bis ich Marisa kennengelernt habe?
*
Aus diesem Grund muss von der einzigen Abkehr meiner
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