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Liebesdienst

Liebesdienst

Titel: Liebesdienst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Jacobson
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und dann was hast du dann gemacht und was hat er dann gesagt und was hast du dann gesagt und was ist dann passiert und was für ein Gefühl war das und was hast du dann gesagt …«
    Und Dulcie, die von Kopf bis Fuß errötet, in Schweiß gebadet, ohne Scham, wollüstig ruft: »Fick mich, Alec.«
    Woraufhin Dulcie – meine Andacht unterbrechend – den Kopf durch die Tür steckte und mich fragte, ob sie mich noch mal sprechen könne. Aber nicht hier, lieber im Ruheraum.
    Â»Also, was ist los?«, fragte ich, als wir uns gegenübersaßen.
    Â»Ich habe eben gesagt, dass ich Ihnen drei Dinge mitteilen wollte«, fing sie an. »Aber in meiner Aufregung habe ich das dritte ganz vergessen.«
    Â»Das ist lässlich, Dulcie.«
    Â»Aber es ist nicht richtig. Eigentlich drücke ich mich immer noch darum. Ich habe Ihnen das dritte nicht gesagt, weil ich Angst hatte.«
    Â»Wovor sollten Sie Angst haben?«
    Â»Weil es mich nichts angeht, mir nicht zusteht …«
    Â»Was denn?«
    Â»Mr Quinn, Sie werden mir das vermutlich niemals verzeihen, und ich weiß, eigentlich darf ich das gar nicht, aber ich hätte keine Ruhe, wenn ich es Ihnen nicht sagen würde.«
    Â»Nun sagen Sie es doch schon, Dulcie.«
    Â»Mrs Quinn und dieser Mann, das ist keine gute Beziehung.«
    Jetzt wurde ich rot, von Kopf bis Fuß. Ich versuchte es mit einem Witz zu überspielen. »Sie meinen Ihren Zahnarzt.«
    Â»Sie wissen, dass ich ihn nicht meine.«
    Â»Woher wollen Sie wissen, dass ich weiß, wen Sie meinen?«
    Â»Mr Quinn.« Sie musterte mich so streng, als wäre sie eine Schuldirektorin und ich der schlimmste Lügner der Schule. Wenn ich vorher nur rot geworden war, brannte ich jetzt lichterloh. »Wie lange arbeite ich jetzt schon für Sie, Mr Quinn?«
    Ich senkte den Kopf. »Was haben Sie gehört, Dulcie? Was gefällt Ihnen nicht?«
    Â»Außer dem üblichen Klatsch habe ich gar nichts gehört. Nur gesehen.«
    Eben noch war mir heiß, jetzt auf einmal wurde mir kalt. Der Schweiß auf meinem Rücken gefror. Ich rechnete fest damit, dass Dulcie mir sagen würde, sie habe gesehen, wie Marius Marisa schlug.
    Aber das war nur die Stimme meiner eigenen düsteren Vorahnung.
    Â»Ich habe sie jetzt schon zweimal in der Wigmore Hall gesehen. Einmal bei einem Abendkonzert, das andere Mal am Sonntagmorgen.«
    Â»Ich weiß, dass sie da öfter hingehen, Dulcie.«
    Â»Es geht nicht darum, dass sie da hingehen, sondern wie sie da auftreten.«
    Â»Wie denn?«
    Â»Als wären sie zusammen und doch nicht zusammen. Ich würde mich nicht gerne in Gesellschaft dieses Mannes aufhalten. Er wendet sich ab, wenn sie mit ihm spricht. Er sieht anderen Frauen hinterher, und, ehrlich gesagt, Mr Quinn, in der Wigmore Hall laufen nicht viele Frauen herum, bei denen sich das Hinterhergucken lohnt. Er scheint eine ziemliche Macht über Mrs Quinn zu haben.«
    Â»Ãœber Marisa? Das möchte ich bezweifeln. Keiner hat Macht über Marisa. Sie wäre längst auf und davon, wenn er ihr nicht passte.«
    Â»Als ich sie das letzte Mal sah, hat sie geweint, Mr Quinn.«
    Â»Marisa? Geweint? Sind Sie ganz sicher?«
    Â»Ja, sonst würde ich es Ihnen nicht sagen. Echte Tränen. Und sie hat gemerkt, dass ich sie beobachtet habe. Das weiß ich genau. Deswegen glaube ich, sie hätte aufgehört zu weinen, wenn sie gekonnt hätte. Es waren echte bittere Tränen.«
    Während sie sie beschrieb, wurden ihre eigenen Augen feucht.
    Und meine auch.
    *
    Liebe ihn, liebe ihn, liebe ihn.
    Lange war das für mich das Mantra des Cuckold. Nicht sein Kind anzunehmen. Nicht ihm zu sagen, sein Schwanz sei größer als meiner. Nicht mit einem Fußkettchen für eine scharfe Braut rumzulaufen, damit es jeder sieht. Sondern ihn zu lieben. Wenn er gut zu dir ist, liebe ihn. Wenn er dich verwundet, liebe ihn. Wenn er dein Herz bricht … liebe ihn, liebe ihn, liebe ihn!
    Warum? Ich weiß es nicht. Ich will es auch gar nicht mehr wissen. Darum eben. Weil es so war. Weil ich es getan habe. Weil weil weil.
    Ich kenne die Theorie – es sei mein eigenes Herz, das ich von ihm gebrochen haben wolle. Aber für Theorien, ob richtige oder falsche, war es zu spät. Hätte er mein Herz gebrochen, ich hätte den Schmerz ertragen. Mein Herz war dafür geschaffen, gebrochen zu werden. Marisas nicht. Das soll nicht

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