Liebeserwachen in Virgin River
Seit wann denn?“
„Vor zwei Monaten. Sechs Monate war ich sauber und nüchtern, alles ist gut verheilt. Ich habe mein Gesundheitszeugnis und meinen Flugschein zurück, allerdings nur pro forma. Du darfst nicht fliegen, wenn er nicht aktuell ist. Dazu brauche ich ein paar Probeflüge, doch zu allererst brauche ich einen Arbeitgeber, der bereit ist, mich diese Probeflüge machen zu lassen, um meinen Flugschein zu aktualisieren. Die Army wird mich nicht zurücknehmen, und ein ziviles Unternehmen in diesem Land wird nicht bereit sein, jemanden wie mich einzustellen, solange nicht der letzte Eintrag in meinem Lebenslauf wesentlich besser aussieht, als es momentan der Fall ist. Hör zu … das wird jetzt ein wenig kompliziert …“
„Was ist los, Colin?“
„Ich glaube nicht, dass wir das alles hier und heute besprechen sollten. Es ist der Tag nach deiner Hochzeit, und ich bin nicht bereit, mir die Meinungen von Sean, Luke und Paddy anzuhören, ganz zu schweigen die unserer Mutter.“
Aiden zog eine Augenbraue hoch. „Schieß los, ich höre.“
„Kann das fürs Erste unter uns bleiben? Wenigstens noch ein paar Wochen?“
„Solange du mir nicht sagst, dass du vorhast, dich als Söldner zu verdingen.“
„Nicht direkt, allerdings…“ Colin zuckte mit den Schultern. „Man weiß nie …“
Aiden beugte sich vor und schlug sich mit der Hand an die Stirn. „Au Mann …“
„Es ist nicht meine erste Wahl. Wie gesagt, ich bin noch nicht bereit, sesshaft zu werden, und damit meine ich, dass ich noch nicht bereit bin für ein ruhiges Leben. Ich bin nicht wie Luke. Ein paar Hütten am Fluss, eine süße kleine Frau und ein Baby würden mich nicht zufrieden machen. Das bin ich einfach nicht. Jedenfalls noch nicht. Ich bin gern unterwegs und suche die Herausforderung. Ich will Dinge tun, die nicht jeder machen kann. Deshalb habe ich ein paar Pläne, die mich auf Trab halten werden und mir Gelegenheit geben die Möglichkeiten auszuchecken.“
„Und was sind das für Pläne?“
„Also, wenn der Sommer vorbei ist und mein Mietverhältnis für diese Waldhütte endet, möchte ich nach Afrika. Da war ich noch nie, und ich will so viel wie möglich davon sehen. Aber zwei Sachen habe ich auf jeden Fall vor. Zum einen möchte ich in der Serengeti wilde Tiere fotografieren und zum anderen will ich herausfinden, welche Flugeinrichtungen es dort gibt und ob sie vielleicht Helikopterpiloten brauchen, also Buschpiloten.“
Bedächtig nickte Aiden. „Das ist weniger schockierend, damit komm ich klar. Schließlich ist es nicht so, als hätten die Jungs in unserer Familie sich nicht schon überall auf der Welt herumgetrieben. Denkst du noch darüber nach?“
„Nee. Ich habe ein Ticket. Am ersten. September geht’s los. Ich habe vor, dem afrikanischen Kontinent sechs Monate zu geben. Ich weiß, dass einige der Safari- und Jagdunternehmen dort zivile Helikopter einsetzen. Da ihre Kunden zum großen Teil Amerikaner, Kanadier und Europäer sind, könnte ein amerikanischer Pilot ganz praktisch sein. Es gibt dort sogar fliegende Missionare, die immer wieder Piloten brauchen, aber die halten sich doch eher an die religiösen Typen.“
„Sechs Monate also – und dann zurück in die Staaten?“
„Keine Ahnung.“ Colin schüttelte den Kopf. „Wenn ich in Afrika nicht finde, was ich suche, sind da noch viele andere Plätze auf der Welt, die ich erforschen und kennenlernen kann, und wenn ich dann schon mal da bin, kann ich mich dort auch nach Arbeit umschauen. Alaska, Costa Rica, Australien und Neuseeland, vielleicht auch Indien. Ich stehe auf Tiere, Aiden, nicht auf Sonnenuntergänge.“
„Wie geht es dir denn mit dem Malen?“
„Es tut mir gut. Irgendwas in mir wird dadurch befriedigt, aber ich weiß nicht genau, was. Irgendwann einmal werde ich bestimmt den ganzen Tag nur noch malen, schätze ich, und das ist auch einer der Gründe, weshalb ich in der Serengeti und hoffentlich auch am Amazonas fotografieren will. Diese Bilder können mir dann lange Motive und Inspiration beim Malen liefern. Allerdings bin ich jetzt noch nicht bereit, meinen Lebensstil aufzugeben und es jeden Tag zu tun. Solange ich reisen und fliegen kann, macht mir das Malen Spaß. Aber noch reicht es mir einfach nicht.“
Aidens Blick wirkte beinahe traurig. „Verstehe“, erwiderte er. „So hast du immer gelebt. Das kann ich nachvollziehen. Was ist mit Jillian?“
Colin lächelte gefühlvoll. „Du kannst dir einfach nicht vorstellen, wie
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