Liebeserwachen in Virgin River
Pflanzen, und sie ließ ihnen freien Lauf, wenn sie ihr über die Wangen liefen. Auch redete sie mit ihm, der Tausende von Meilen weit entfernt war: Colin, oh Colin, ist das alles, was du willst? Alles, was du dir je vorgestellt und gewünscht hast? Ruft dir jede Faser deines Körpers zu, dass du das Richtige getan hast? Denkst du manchmal an mich? Ich denke ständig an dich … die ganze Zeit …
Seit Colins Abreise war Jillian deutlich deprimiert; da Kelly sehr besorgt um sie war, rief sie sie mehrmals am Tag an. Jillian war ihrer Schwester noch nie ausgewichen, allerdings nahm sie die meisten Anrufe nicht an. Zwar steckte ihr Handy am Gürtel, selbst wenn sie im Garten war, obwohl der Empfang zwischen den hohen Bäumen nicht sonderlich gut war. Wenn sie sah, dass der Anruf von ihrer Schwester kam, ließ sie die Mailbox rangehen und widmete sich einfach wieder ihren Pflanzen. Bei Kelly konnte sie sich später melden, doch sie konnte den Gedanken nicht ertragen, möglicherweise einen Anruf von Colin zu verpassen.
Bevor Kelly aber zur Arbeit aufbrach, stieg Jillian auf den Witwen-Ausguck, wo sie einen ausgezeichneten Empfang hatte, und rief ihre Schwester an. Schon immer hatte Jillian mit Kelly über alles sprechen können. Mit qualvoller Aufrichtigkeit erzählte sie ihr, wie sehr sie Colin vermisste, wie einsam ihre Tage und Nächte waren und wie sehr sie sich davor fürchtete, nie wieder eine solche Liebe, eine solche Romanze zu erleben. Unter Tränen berichtete sie von den beiden E-Mails, die Colin geschickt hatte, beschrieb ihr die fantastischen Bilder und seine Begeisterung, die sie aus der letzten Nachricht herausgelesen hatte. Er war glücklich, so viel war sicher.
„Hattest du denn immer geglaubt, dass Colin im letzten Moment bleiben oder sich auf einen Kompromiss einlassen würde?“, fragte Kelly.
Und wieder war Jillian in Tränen aufgelöst. „Ja“, gestand sie. „Hinzu kommt, dass ich nie damit gerechnet hatte, dermaßen zusammenzubrechen, weil ich doch immer wusste, dass es richtig war, ihn zu ermutigen, seine Träume zu verfolgen! Warum sollte er jemanden wollen, der ihn nicht so sehr wie ich in seinen Plänen unterstützt?“
„Du verlangst sehr viel von dir. Es ist extrem schwer, den Mann gehen zu lassen, den man liebt. Kannst du nicht etwas nachsichtiger mit dir sein?“
„Ich werde darüber hinwegkommen“, versprach Jillian. „Für dich wird sich das blöd anhören, aber ich will einen Mann, der mir sagen kann: ‚Wenn ich morgen in deinen Armen sterben müsste, hätte ich das Gefühl, nichts in meinem Leben versäumt zu haben.‘ Das ist sehr egoistisch“, fügte sie hinzu. „Ich will sein Ein und Alles sein. Er bedeutet mir alles, und umgekehrt soll es für ihn genauso sein.“
„Wärst du bereit die Jilly Farms dafür aufzugeben?“, fragte Kelly.
„Siehst du? Da hast du’s! Vielleicht ist das der Grund, weshalb ich weine! Denn was ich wirklich möchte, ist, dass keiner von uns beiden irgendetwas aufgeben muss! Und wir uns beide so fühlen, als hätten wir alles!“
„Das geht vorbei, Kleine. Es wird nur ein Weilchen dauern.“
„Ja“, erwiderte Jillian. „Ja, die Zeit. Ich schätze, mindestens sechs Monate.“
Denny saß an der Bar und spielte mit seinem Bierglas herum.
„Willst du heute Abend hier essen?“, erkundigte sich Jack und wischte kurz über den Tresen.
„Ich denk darüber nach.“
„In letzter Zeit habe ich dich nicht oft zu Gesicht gekriegt. Viel zu tun auf der Farm?“
Denny trank einen Schluck. „Ich war nicht auf der Farm. Momentan ist irgendwie der Schwung raus, und Jillian brauchte etwas Zeit für sich allein. Ich schätze, es macht ihr ziemlich zu schaffen, dass Colin nicht mehr da ist.“
„Kann ich mir vorstellen. Sie schienen sehr aneinander zu hängen.“
„Ich glaube, das kommt dem nicht mal nahe. Wenn du mich fragst, ist er verrückt, sie aufzugeben, allerdings muss ich gestehen, dass ich ihn ein wenig beneide. Zumindest hat er einen Plan.“
„Und?“, begann Jack. „Wo warst du, wenn du nicht gearbeitet hast?“
Denny zuckte die Achseln. „Ich war oft angeln. Viel gefangen hab ich nicht.“
„Allein?“ Jack zog erstaunt eine Augenbraue hoch.
Lässig hob Denny sein Bier. „Ich brauchte auch etwas Zeit zum Nachdenken. Genau wie Jillian.“
„Hör mal, mein Sohn, mir ist nicht entgangen, dass du dir eine Menge Zeit zum Nachdenken gelassen hast, seitdem du …“
„Du musst mich nicht so nennen. Sohn.“
Jack verschlug
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