Liebeserwachen in Virgin River
soll.“
Jede andere Frau hätte die Gelegenheit beim Schopf gepackt und gesagt: „Geh nicht! Geh nicht! Lass mich das sein, was du brauchst! Bleibe bei mir!“
Nicht jedoch Jillian. „Du wirst es überstehen müssen“, erwiderte sie leise. „Du wirst deine Kraft wiederfinden und dein Leben zurückzugewinnen. Du wirst mir wunderschöne Fotos schicken. Und du wirst mich besuchen kommen, sooft du kannst.“ Dann seufzte sie und fügte leiser hinzu: „Ich werde hier sein.“
Sie tranken noch einen Kaffee auf der Gartenveranda, und die Sonne war kaum aufgegangen, da fuhr auch schon Luke vor. Beide richteten sich auf. Es wurde Zeit. Colin nahm seinen Seesack und stellte ihn zusammen mit seiner Kameratasche hinten auf Lukes Truck. Und natürlich ging er noch einmal zu ihr zurück. Sie stand oben auf der Verandatreppe, und er stellte sich auf die Stufe darunter, womit sie auf gleicher Höhe waren. Sie an der Taille berührend gab er ihr einen tiefen Kuss.
Sie hatte sich die Worte bis zum Schluss aufgehoben, denn sie hatte nie die Absicht gehabt, ihn mit ihren Gefühlen zu manipulieren oder zu versuchen, ihn zu ändern. „Du sollst eins wissen, Colin. Ich liebe dich. Bitte sei vorsichtig. Und bei all den aufregenden Sachen, die du machst, pass bitte gut auf dich auf.“
„Selbstverständlich werde ich das tun“, antwortete er, offenbar kein bisschen überrascht. „Ich liebe dich auch, Jilly.“
Sie lächelte. „Das weiß ich. Ich habe es gefühlt.“
„Ich ebenfalls, denn du hast es mir jeden Tag gezeigt. Jede Nacht. Wenn man darüber nachdenkt, ist es doch perfekt – wir wussten es beide, haben es beide gefühlt und mussten es niemals wirklich aussprechen.“
Lächelnd legte sie ihm eine Hand an die Wange. „Schick mir Fotos von dort, und lass mich wissen, dass du eine wunderschöne Zeit hast.“
„Ich werde anrufen oder dir eine E-Mail schreiben, wenn ich dort ankomme. Wirst du den Garten für mich fotografieren? Die Kürbisse? Diese orangefarbenen Monster?“
„Wird gemacht“, versprach sie lachend.
„Ich glaube, du hast hier ein paar Kürbisse, die auf dem Jahrmarkt den ersten Preis gewinnen könnten.“ Zärtlich hauchte er ihr einen Kuss auf die Nase. „Ich werde dich vermissen.“
„Ich werde dich so sehr vermissen, Colin, doch ich möchte, dass du alles hast. Alles , Colin. Ich möchte, dass du dich hundertprozentig verwirklichen kannst. Es soll keinen Tag geben, wo du aus Enttäuschung ‚… ach, hätte ich doch‘ brummelst.“
„Sechs Monate vergehen wie im Flug.“
„Sicher.“ Aber er hatte sie nie im Unklaren über die Dauer seiner Abwesenheit gelassen. Dieser Trip würde sechs Monate dauern, aber anschließend wollte er sein Glück auch in anderen Ländern versuchen. Falls es ihm gelang, einen befriedigenden Job als Pilot zu finden, einen Job, der ihn erfüllte, würde er Virgin River nur noch Besuche abstatten. Colin war ein Mensch mit Fernweh und Abenteuerlust; er musste in Bewegung bleiben und sich immer wieder neuen Herausforderungen stellen. Wie lange würde diese leidenschaftliche Liebe wohl dauern, wenn er nur alle sechs Monate kurz vorbeischaute?
„Pass auf dich auf. Und achte auf Denny. Er ist schon fast wie ein kleiner Bruder für mich.“
Leise lachte sie. „Das Gleiche habe ich ihm auch schon gesagt. Mach dir um Denny keine Sorgen. Er ist in guten Händen.“
„Auf Wiedersehen, Jilly“, sagte er. „Ich ruf dich bald an.“
„Bald“, echote sie.
Und dann sah sie ihm zu, wie er in den Truck seines Bruders einstieg und sich auf der langen Zufahrt immer weiter von ihr entfernte.
Jillian tat, was sie am besten konnte – sie stürzte sich in die Arbeit. Natürlich war sie nicht mehr so unbelastet und fröhlich wie vorher. Sie trauerte, auch wenn sie fest davon überzeugt war, dass sich das bald legen würde. Schließlich hatte sie in ihrem Leben schon viele Verluste erleiden müssen, und sie hatte alle verkraftet. Wenigstens ging es Colin gut, bloß leider nicht in ihrem Haus oder ihrem Bett.
Eine Weile war sie ein wenig schweigsam, und Denny fragte sie, ob mit ihr alles stimmte. Sie antwortete ihm, dass sie Colin natürlich vermisse, aber damit hätte sie schließlich rechnen müssen.
Es dauerte zwei Tage, bis Colin sich meldete. Jillian erhielt zwei E-Mails von ihm. Die eine Mail war an sie und sämtliche Familienangehörigen adressiert gewesen, in der er den langen Flug beschrieb und die Anschlussflüge von Südafrika über Mosambik nach Tansania in
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