Liebeserwachen in Virgin River
kleinen Propellermaschinen. Er schickte ein paar Fotos mit, die er unterwegs geknipst hatte. Auch erklärte er, dass er höchstwahrscheinlich eine Zeit lang nicht zu erreichen sein würde, wenn er erst einmal mit der Safarigruppe unterwegs war. Und er erwähnte, dass er bereits eine Tour zum Kilimandscharo gebucht hatte, die er noch unternehmen wollte, bevor er zu dieser Safari aufbrach. Von einer Bergbesteigung hatte er abgesehen, doch er wollte einen Helikopterflug machen! Schließlich verabschiedete er sich mit den besten Wünschen und sagte ihnen, sie brauchten nicht besorgt sein, wenn sie nichts von ihm hörten.
Die zweite E-Mail war persönlicher.
Jilly, ich bin nicht allzu weit weg von dort, wo mein Bruder damals eingesetzt war, als diese Katastrophe in Somalia passiert ist. Damals war ich noch so jung. Und selbst noch vor fünf Jahren, wenn du mich gefragt hättest, ob mich dieses Land interessieren könnte, hätte ich Nein gesagt! Aber was ich bis jetzt von diesem Kontinent sehen konnte, ist so atemberaubend schön. Ich kann es kaum erwarten in den Nationalpark zu der Safari zu kommen. Es könnte Wochen dauern, bevor ich es schaffe, dir Bilder zu schicken. Ich werde versuchen, dich anzurufen, obwohl man mir gesagt hat, dass es Probleme mit der Verbindung geben könnte. Kümmere dich in der Zwischenzeit gut um deine Pflanzen und denk manchmal an mich .
In Liebe, Colin .
Von nun an verbrachte sie mehr Zeit im Haus, während Denny ihr einige Arbeiten im Garten abnahm. Aus Trauer war Schmerz geworden. Nun vermisste sie Colin nicht bloß, sondern verabschiedete sich auch von allen Hoffnungen auf ein gemeinsames Leben mit ihm, Hoffnungen, die sie tief in ihrem Herzen verborgen hatte. Sie hatte sich etwas vorgemacht, als sie glaubte, ihn problemlos gehen lassen zu können.
Zehn Tage später trafen ein paar Fotos ein. Nashörner, Elefanten, Geparde, Affen und sogar ein Löwe! Und die E-Mail dazu – die er an die ganze Gruppe schickte – war knapp, aber überschwänglich. Er war voller Begeisterung und Freude. Sie konnte die Energie in seinen Worten spüren.
Zuerst machte ihr Herz einen Höhenflug, weil er sich bei ihr gemeldet hatte. Sie bewunderte die Bilder, sah sie sich immer wieder an und las die kurze Mail wieder und wieder. Aber diesmal erhielt sie keine zweite Mail, keine etwas persönlichere Nachricht. Und noch immer hatte er sie nicht angerufen. Langsam begann ihr Herz wirklich zu brechen.
„Denny“, sagte sie an einem Freitagvormittag, „ich brauche etwas Zeit für mich. Nimm dir die kommende Woche frei. Natürlich bei voller Bezahlung. Besuch ein paar Freunde. Schau mal bei ein paar von den Frauen vorbei, die du auf dem Jahrmarkt kennengelernt hast. Hilf im Dorf aus. Was auch immer. Ich werde mich allein um das Gemüse kümmern, denn ich muss mal für mich sein und will mich nicht im Haus verstecken oder dich mit runterziehen.“
„Wirst du denn klarkommen, Jillian?“, fragte er sie. „Gibt es etwas, das ich für dich tun kann?“
„Ich werde klarkommen. Es ist nur so, dass ich ihn ein bisschen mehr vermisse als erwartet.“ Sie zwang sich zu lächeln. „Meine Gärten sind die beste Medizin für mich, doch es könnte … Also, ich könnte einige Gefühlsausbrüche erleben, die ich nur ungern mit jemandem teilen würde. Bitte, lass mir nur eine Woche, dann bin ich bestimmt wieder auf dem Damm. Wir sehen uns Montag in einer Woche.“
„Hör zu, wenn du irgendetwas brauchst …“
„Ich möchte mich entschuldigen, doch ich will nichts weiter als mal für kurze Zeit mein Haus und meinen Garten für mich haben. Das Alleinsein und meine Pflanzen werden dafür sorgen, dass es mir bald wieder besser geht.“ Achselzuckend fügte sie hinzu: „Darin habe ich Erfahrung.“
Es war unübersehbar, dass Denny sie nur ungern allein ließ, aber er war so einfühlsam, dass er machte, worum sie ihn bat. Sie hatte ihm gegenüber ein so schlechtes Gewissen – nicht einmal die letzten Fotos hatte sie ihm gezeigt! Und selbstverständlich hätte Denny sicher auch gern erfahren, was Colin so trieb! Aber irgendwie brachte sie das einfach nicht fertig. Sie versprach sich selbst, nach der Woche, wenn er wieder zur Arbeit erschien, ihr inneres Gleichgewicht wiedergefunden zu haben und die Bilder mit ihm anzuschauen.
Nachdem Denny gegangen war, gab sie sich ihren Gefühlen hin. Die Tränen, die sie weiß Gott wie lange zurückgehalten hatte, strömten jetzt nur so aus ihr heraus. Sie benetzten viele
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