Liebeserwachen in Virgin River
alle früh aufstehen mussten, nur noch ein paar Nachzügler übrig, und Jack half ein bisschen in der Küche. Eine halbe Stunde später kreisten seine Gedanken um sein Heim und er stellte sich vor, wie dort alles ruhig war, die Kinder im Bett lagen und seine Frau entspannt am Laptop saß. Um diese Zeit schrieb sie E-Mails, recherchierte im Internet oder las medizinische Blogs. Jack liebte es, abends zu seiner Familie nach Hause zu kommen.
Da wurde die Tür geöffnet, Denny schritt rein und setzte seine Baseballcap ab. „Oh-oh“, sagte Jack. „Soll das heißen, dass Mindys potenzielle Ersatzspielerin die Frage nicht richtig beantwortet hat? Die Frage nach dem letzten Freund?“
„Nee, das ist gut gelaufen. Sie heißt übrigens Crystal.“ Denny zuckte mit den Schultern. „Sie ist wirklich ein nettes Mädchen. Nur, dass es bei mir überhaupt nicht gefunkt hat.“
„Ich wollte mir gerade einen Feierabend-Drink einschenken. Kann ich dir was anbieten?“
„Vielleicht dasselbe wie du. Ich weiß, du stehst auf Scotch, aber kannst du mir einen kanadischen geben?“
Jack stellte die Gläser auf den Tresen. „Du siehst aus, als wäre die Verabredung nicht so gut gewesen.“ Er griff nach der Flasche, und weil es Denny war, wählte er einen exzellenten kanadischen Whisky.
„Mit dem Date war alles prima. Ich war nur nicht ganz bei der Sache, deshalb kann ich auch niemandem außer mir selbst, etwas vorwerfen, wenn es nicht perfekt war.“
„Was ist los?“
Tief atmete Denny durch. „Ich wollte mal mit dir darüber reden. Als ich letzten Herbst hier hochkam, habe ich dir bereits einiges erzählt. Dass ich meinen Vater suche. Und dass der Name des damaligen Freundes meiner Mutter in meiner Geburtsurkunde steht. Allerdings hat sich dieser Typ aus dem Staub gemacht … Da muss ich ungefähr sieben oder zehn oder so gewesen sein. Er tauchte noch ein paar Mal wieder auf, bevor er dann endgültig verschwand, und nach seinem letzten Zwischenspiel habe ich nur noch mit ihm gesprochen, falls ich ihn angerufen hatte. Meine Mom und ich … Wir waren nicht traurig, nachdem er weg war. Das alles weißt du …“
„Was bedrückt dich, mein Junge?“
Wieder holte Denny tief Luft. „Der Name meiner Mutter war Susan Cutler. Klingelt es da bei dir nicht irgendwie, Jack?“
„Habe ich sie gekannt?“
„Nur sehr kurze Zeit. Als du in Fort Pendleton stationiert warst, hast du dich ein paar Monate lang mit ihr getroffen. Ich schätze, du warst damals so um die zwanzig.“
„Wenn ich mit zwanzig in Fort Pendleton war und ich mit deiner Mutter ausgegangen bin, kann das nicht sehr oft gewesen sein“, meinte Jack. „Ich denke, dass ich damals zur Ausbildung dort war.“
„Stimmt in etwa. Ihr wart beide im Grunde noch Teenager, jünger als ich heute.“ Denny holte einen alten zerknitterten Umschlag aus der Innentasche seiner Jacke. „Es ist ihr schwergefallen über diesen Lebensabschnitt zu reden, als sie jung war, denn sie hatte immer das Gefühl, sie hätte mich irgendwie hängen gelassen. Sie hat nie geheiratet, mich einer Vaterfigur ausgesetzt, der der reinste Idiot war, und hat mich letztlich allein aufgezogen. Sie hat mich nicht hängen lassen. Meine Mom war spitze. Doch weil sie mir das alles nicht von Angesicht zu Angesicht erzählen konnte, hat sie mir diesen Brief geschrieben. Erst danach haben wir uns darüber unterhalten. Würdest du ihn mal lesen?“
Jack runzelte die Stirn. „Willst du das wirklich?“
„Er ist nicht sehr lang. Und ja, ich möchte, dass du ihn liest.“ Denny legte den Brief auf den Tresen und schob ihn Jack zu.
Jack schaute ihm in die Augen, während er den Umschlag in die Hand nahm. Er war sich keineswegs sicher, ob ihm gefallen würde, worauf das hinauslief, aber er öffnete ihn und las.
Denny, mein Liebster ,
wir wissen beide, dass dieser Krebs nicht mehr verschwindet und dass es nur noch eine Frage der Zeit ist. Da ist etwas, das ich dir erzählen muss, aber es fällt mir so schwer, dass ich dir die Fakten lieber in einem Brief schreibe, und wenn du möchtest, können wir hinterher darüber reden .
Als ich zwanzig war, hatte ich mich verliebt. Oh, bis über beide Ohren. Doch ich habe den Fehler gemacht, mich in einen zwanzigjährigen Marine zu verlieben, der ein paar Monate später an Bord gehen würde und keine feste Beziehung wollte. Er war gut zu mir, ein wundervoller junger Mann, mit einer netten Familie. Wir hatten wirklich eine gute Zeit zusammen. Wir haben so viel gelacht!
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