Liebeserwachen in Virgin River
das zurückzuzahlen.“
„Du bist mir gar nichts schuldig. Aber bei so viel kostenloser Arbeit sieht es fast so aus, als wäre es das Klügste, was ich je getan habe. Wie gefällt es dir eigentlich bei den Fitchs?“
„Super. Dieses Zimmer über der Garage ist perfekt. Ich habe die Privatsphäre, die ich brauche, und muss mich bei niemandem an- oder abmelden. Echt nett, die Leute. Mrs Fitch versucht, nach und nach das ganze mädchenhafte blumige Zeug durch maskuline Sachen zu ersetzen.“ Er grinste. „Ich hab ihr gesagt, dass mir das nichts ausmacht. Jetzt macht sie sich wahrscheinlich Sorgen über meine sexuelle Orientierung.“
„Ich glaube eher, dass ich mir darüber Sorgen mache“, scherzte Jack. „Gehst du überhaupt einmal aus?“
„Ein paar Mal hatte ich ein Mädchen zum Essen eingeladen – Mindy. Sie ist Kellnerin in einem Restaurant oben in Arcata. Nettes Mädchen. Wir hatten viel Spaß miteinander, dann ist ihr Exfreund aufgetaucht. Ich hätte ihn einfach umbringen sollen. Jetzt bin ich wieder auf der Pirsch.“
„Sieh dich vor, Kumpel.“ Jack vergewisserte sich, dass ihnen niemand zuhören konnte. „Und wie sieht es mit der anderen Sache aus? Das war doch der Grund, weshalb du überhaupt hier hochgekommen bist? Die Suche nach deinem biologischen Vater?“
„Hmm“, antwortete Denny. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich ihn gefunden habe. Ich will nur nichts überstürzen und ihn damit überraschen. Er ist verheiratet und hat eine Familie. Ich möchte sein Leben nicht auf den Kopf stellen.“
„Ist er ein guter Typ? Ich weiß noch, das stand ganz oben auf der Liste deiner Bedenken.“
„Ein sehr guter Typ, soweit ich das beurteilen kann. Ich habe ihn ein wenig kennengelernt. Er hat keine Ahnung, wer ich sein könnte, also gibt es auch keinen Grund zur Eile. Allerdings gibt es etwas, womit ich nicht gerechnet hatte. Ich hänge jetzt ziemlich an dieser Gegend. Egal, wie der Mann auf mich reagieren wird, ich würde gern hierbleiben.“
„Das sollte doch kein Problem sein, Junge. Hier ist Platz genug für alle. Vielleicht werdet ihr beide, du und der alte Mann, nicht unbedingt die dicksten Freunde sein, aber reicht es denn nicht, wenn ihr zumindest übereinander im Bilde seid, euch gegenseitig akzeptiert und miteinander klarkommt? Zum Teufel, was ist denn, wenn du eines Tages mal eine Niere brauchst?“
Denny lachte. „Du hast auf jeden Fall eine praktische Ader, Jack. Ich kann nur hoffen, dass er mich nicht gleich um eine Organspende bittet, nachdem ich ihm die Bombe habe platzen lassen.“
Jack grinste. „Man kann nie wissen. Vielleicht wartet er schon geduldig auf diesen Tag! Willst du etwas essen?“
„Heute Abend nicht. Ich bin auf dem Weg nach Fortuna, um Mindys mögliche Ersatzspielerin bei einem Essen kennenzulernen.“ Er zog eine Augenbraue hoch. „Als Erstes werde ich sie fragen, ob sie in letzter Zeit einen Freund hatte.“
„Viel Glück dabei.“
Denny trank sein Bier aus, marschierte zur Tür und ließ Jack bei dem Gedanken zurück: Was für ein guter Junge! Und nicht zum ersten Mal dachte er daran, wie sehr er sich freute, dass Denny eines Tages in seiner Bar aufgetaucht war. Sie waren inzwischen recht gute Freunde geworden. Nachdem sein junger Schützling Rick seine Jugendliebe Liz geheiratet hatte und in Vollzeit das College in Oregon besuchte, sah Jack ihn nicht mehr so häufig. Allenfalls, wenn er einmal Zeit fand, seine alte Großmutter im Ort zu besuchen. Sie schrieben sich E-Mails und telefonierten auch regelmäßig, dennoch vermisste Jack die Zeit mit einem netten jungen Mann. Nachdem er sich im Rahmen seiner militärischen Laufbahn um so viele junge Marines gekümmert hatte, war das für Jack nur natürlich. Denny war tatsächlich nur wenige Jahre älter als Rick und erinnerte Jack in vielerlei Hinsicht an ihn.
Für einen Abend Ende März war in der Bar sehr viel Betrieb. Scheinbar hatten viele seiner Freunde diesen Abend gewählt, um auszugehen, und auch die meisten Nachbarn schauten vorbei. Jack schaffte es halbwegs, mit Mel und den Kindern zusammen zu essen, wobei er in kurzen Abständen abwechselnd ihnen Küsschen gab und an den Tischen bediente. Sein Schwager Mike löste ihn für eine Weile hinter der Theke ab, zapfte Bier und schenkte Drinks ein. Mike war mehr als ein brauchbarer Ersatz-Barkeeper, und auch der Lohn für seine Arbeit stimmte, er arbeite nämlich umsonst. Gegen acht Uhr dreißig waren in diesem Ort von Farmern und Ranchern, die
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