Liebeserwachen in Virgin River
eigentlich extrem verwundbar war. Sie hatten diese Liaison begonnen, weil die physische Anziehungskraft sie dazu gebracht hatte, und beide wussten sie, dass es zeitlich begrenzt sein würde, da beide gleichzeitig jeder für sich sein zukünftiges Leben plante. Ein Leben, das den anderen nicht mit einschloss. Colin würde fortziehen, um in einem anderen Land wilde Tiere und vielleicht einen ausgefallenen Pilotenjob zu finden; Jillian würde wohl kaum sehr viel länger in einem viktorianischen Haus mit sechs Schlafzimmern bleiben, wenn alles, was sie wirklich benötigte, ein wenig Platz zum Wohnen, dafür umso mehr Platz zum Gärtnern war. Das Ende ihres Zusammenseins war absehbar, dennoch fühlte sich alles so selbstverständlich an, so dauerhaft.
In den ersten Wochen ließ sie sich von niemandem in die Karten schauen und konzentrierte sich darauf, ihr Pflanzenzuchtprojekt voranzutreiben. Sie beauftragte eine Firma damit, ein Bewässerungssystem in ihren transportablen Gewächshäusern zu installieren, kaufte Gewächshauslampen, die Dan Brady ihr empfohlen hatte, und bezahlte ihn dafür, Denny bei der Montage zu helfen. Denny besorgte Generatoren, was Dan als Alternative zu den langen Elektrokabeln, die vom Haus aus herüber verlegt werden mussten, vorgeschlagen hatte, und gemeinsam brachten sie sie zum Einsatz.
Tagsüber arbeitete sie im Garten, während Colin malte. Abends aßen sie gemeinsam, und anschließend lagen sie einander in den Armen. Manchmal hatten sie wilden Sex, manchmal freuten sie sich einfach am Beisammensein.
Im April schossen die Triebe aus dem Boden und ließen sich auch in den Samentöpfchen sehen. Es waren kräftige Sprösslinge. Jillian lächelte ihnen zu und küsste sie, denn sie glaubte daran, dass die Fülle ihres Herzens sie in einem prächtigen Schub hervorgebracht hatte, und sie wusste, wusste es einfach, dass gesunde Pflanzen daraus werden würden. Wenn sie die Erde mit den Fingern berührte, lag die Erinnerung an die stärkste und schönste körperliche Liebe, die man sich überhaupt nur vorstellen kann, in diesen Fingern verborgen, und Jillian war überzeugt, dass die Samen das auffingen und darauf reagierten.
Und endlich erwähnte sie dann auch bei einem Telefonat mit ihrer Schwester einmal: „Ich habe eine Affäre.“
„Wirklich?“, fragte Kelly lachend. „Ich dachte, du hättest den Männern abgeschworen. Das hat ja nicht lange gedauert. Wer ist denn der Glückliche?“
Jillian erzählte ihr von Colin, wie sie sich kennengelernt hatten und dass er für sie wie geschaffen zu sein schien. Sie sagte ihr auch, dass er beabsichtigte, am Ende des Sommers fortzugehen, und dass sie selbst nicht sicher war, wo sie sich niederlassen wollte. Das hing ganz vom Herbst ab. Vielleicht würde sie nach der Ernte im Herbst ihre Gewächshäuser abbauen und sich nach einem Stück Land umschauen, das für ihre Gärten genau das richtige war. „Wenn sich mein Bioanbau gut entwickelt, könnte das mein nächster Job sein.“
„Warte, warte, warte“, rief Kelly. „Bist du verliebt?“
„Keine Ahnung. Muss ich verliebt sein? So etwas habe ich noch nie erlebt. Wir passen so gut zusammen, es ist fast schon unheimlich.“
„Doch im September ist alles vorbei?“
„Als wir zusammenkamen, war uns klar, dass unsere Leben in unterschiedlichen Richtungen auseinanderlaufen werden und wir uns gerade in einer Warteschleife befinden. Ich habe mich nie besser gefühlt. Ist es nicht komisch, dass in allen Beziehungen, die ich bisher hatte, meine ganze Sorge immer auf die Zukunft gerichtet war, was daraus würde? Dieses Mal bin ich auf das konzentriert, was jetzt ist . Und alles ist perfekt.“
„Aber Jillian, wirst du deine Pläne nicht ändern wollen? Oder ihn bitten, seine zu ändern? Willst du ihm nicht sagen, dass du ihn liebst?“
Jillian lachte nur. „Alles, was ich im Moment plane, ist, jeden Morgen mit der Gewissheit aufzuwachen, dass ich den wundervollsten Mann in meinem Leben und dazu einen ganzen Haufen Sämlinge habe, die auf meine Glückshormone zu reagieren scheinen. Und vielleicht bin ich verrückt oder auch nur voller Hoffnung, aber ich schwöre dir, dass seine Bilder, die vorher schon fantastisch waren, jetzt sogar noch besser werden. Auch die wachsen. Im Ernst.“
„Meine Güte, ich denke, er hat dich hypnotisiert. Du hast aber doch wohl hoffentlich nichts angebaut, was man rauchen kann, oder?“
„Nein, aber meine Weisheit bezüglich heimischer Pflanzen beziehe ich
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