Liebeserwachen in Virgin River
weitgehend von einem Mann, der mal Marihuana angebaut hat. Von ihm habe ich den Tipp gekriegt, wo ich die richtigen Samen finden kann und wie ich die Gewächshäuser bewässern und mit Strom versorgen kann. Er ist sehr clever.“
„Ist das etwa der, mit dem du schläfst?“, fragte Kelly nach Luft ringend.
„Nein!“ Jillian lachte. „Ich meine, ja, auch Colin ist sehr clever, aber das ist ein Mann, den ich in der Bar getroffen habe, und er ist nicht derselbe, mit dem ich ins Bett gehe.“
„Heilige Muttergottes! Muss ich dich kidnappen und dafür sorgen, dass du wieder umprogrammiert wirst?“, stieß Kelly scharf hervor. „Ich habe den Eindruck, als würde ich dich nicht mal mehr kennen !“
„Ist es denn nicht wunderbar? Ich habe meinen Job bei BSS geliebt, allerdings wurde mir erst klar, nachdem ich nach Virgin River gekommen bin und meine Hände in die Erde gesteckt habe, dass das Leben so erfüllend sein kann. Seit Wochen habe ich jetzt nicht mehr an diesen erbarmungslosen Konkurrenzkampf gedacht.“
„Aber Colin wird dich verlassen !“
Jillian wurde ernst. „Hör zu, Kell. Wochenlang habe ich gelitten – wegen einer linken Ratte, einem Schuft, der mich unglaublich viel gekostet hat, der mir eine Falle gestellt hat, mich ausgetrickst hat und mir genommen hat, was mir gehörte, was ich aufgebaut hatte! Ein paar Monate mit diesem guten, soliden, fantastischen Mann sind mir lieber als sechs Jahre mit einem Loser wie Kurt. Colins Vorhaben, nach Afrika zu reisen, stand fest, bevor er mir überhaupt zum ersten Mal begegnet ist, und meine Pläne für den Garten hatten sich da auch bereits herauskristallisiert. Das ist die Abmachung, Kelly, und so wird es sein. Es war das erste, was wir voneinander wussten, und ist nicht verhandelbar. Ich werde etwas so Vollkommenes verderben, indem ich versuche ihn zu ändern, um ihn mir zurechtzubiegen. So verrückt bin ich nicht.“
„Das sind erst mal nur große Worte.“
„Doch ich bin stark“, behauptete Jillian zuversichtlich. „Ich hatte keine Ahnung, wie stark ich bin, bis ich mich hier ausprobiert habe. Das ist besser als alles, was ich bisher erlebt habe, und dem werde ich keine Steine in den Weg legen. Ich werde es leben und jede Sekunde genießen. Und weißt du was noch? Ich glaube, man sieht dadurch echt einfach besser aus!“
Gegen Mittag fuhr Colin zu Luke raus, nur um mal nach der Familie zu schauen. Er achtete darauf, sich hin und wieder dort blicken zu lassen, weil er seit etwa drei Wochen alle Einladungen zum Abendessen abgelehnt hatte. Jillian und er hatten jeden Abend etwas anderes zu tun. Er traf Luke, Shelby und Lukes Mitarbeiter Art in der Küche beim Lunch an. „Manchmal habe ich doch wirklich ein gutes Timing“, meinte er grinsend.
Shelby lächelte. „Setz dich, ich mache dir ein Sandwich. Dein Timing gefällt mir auch.“
„Was treibst du eigentlich die ganze Zeit?“, fragte Luke. „Man kriegt dich ja kaum noch zu Gesicht.“
„Nicht viel“, antwortete Colin achselzuckend. „Ich habe gemalt und war mit der Kamera auf der Jagd nach Motiven, die ich malen kann.“
Als Shelby ihm sein Sandwich reichte, war aus dem Schlafzimmer von oben ein leises Quengeln zu hören, und sie ging hoch, um sich um Brett zu kümmern. Art hatte aufgegessen und verließ das Haus, weil er angeln wollte. Nachdem die beiden Brüder unter sich waren, fragte Luke, ob Colin am Samstagabend mal ein paar Stunden auf das Baby aufpassen könnte.
„Natürlich“, antwortete Colin. „Worum geht’s?“
„Es geht um Shelby. Im Augenblick hat sie noch Frühlingsferien, aber Montag sind die zu Ende. Sie braucht mal einen schönen Abend. Nicht mehr lange, dann wird sie sich hinhocken, um für ihre Abschlussprüfungen zu büffeln, und wie ich meine Frau kenne, kommt sie bis nach den Prüfungen nicht mehr hier raus. Und bevor das anfängt, muss ich sie einfach mal vom Fluss weglotsen und ihr eine Pause von dem Baby verschaffen. Glaubst du, du kommst damit klar?“
„Wir verstehen uns, Brett und ich. Das kriege ich schon hin. Kein Problem.“
„Wir haben dich noch nie mit dem Kind allein gelassen“, wandte Luke ein. „Weißt du denn, was du tun musst?“
Colin zuckte mit den Schultern. „Schreibt es mir auf. Wir machen das schon.“
„Willst du nicht heute Abend noch mal mit uns essen?“, schlug Luke vor.
„Danke, aber ich belasse es heute beim Lunch. Ich habe zu tun.“
„Du scheinst es ernst zu nehmen. Seit Wochen haben wir dich nur selten
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