Liebesfee schießt quer
im Raum um.
Das
Lachen schwoll kurz an, ehe es erstarb.
Lila
fühlte, wie die Röte in ihre Wangen schoss. Plötzlich kam sie sich armselig
vor, weil sie ihre Zeit sinnlos verplemperte, anstatt sich auf den Weg zu
machen, um Arabella und Luzifer beizustehen. Schließlich trug sie überhaupt die
Schuld an der ganzen Misere.
„Verdammt“,
zischte sie.
Es
ärgerte sie, dass Amor es offenbar sogar aus der Ferne schaffte, sich in ihren
Kopf einzuschleichen.
„Liebchen,
mach dich auf den Weg. Beeil dich“, schallte seine Stimme durch den Raum.
„Sonst kommst du zu spät und dein Liebster ist seinen kleinen Lui für lange
Zeit los.“
Diese
Tatsache hatte Lila schon beinahe verdrängt. Wenn Luzifer es nicht schaffte, die
Seelen zu fangen und das Gleichgewicht wieder herzustellen, würde das
Himmelreich ihn seiner Männlichkeit berauben. Die Engel hielten strikt an der
Meinung fest, dass dies die einzig wahrhafte Strafe war, und darüber ließen sie
auch nicht mit sich diskutieren. Es war ihnen vollkommen egal, dass eine solche
Maßnahme auch Lilas Liebesleben erheblich beeinträchtigen würde. Und überhaupt
...! Sie stemmte die Fäuste in die Hüften. Das Seelen-Chaos der letzten Monate
hatte dazu geführt, dass sie sich nicht einmal darin erinnern konnte, wann sie
zuletzt Sex gehabt hatte. An diesem Zustand musste sich dringend etwas ändern.
Lila
schnappte sich den Köcher und marschierte durch die rosa Tür aus der rosa
Strafzelle hinaus. Draußen, im Feenreich, schwirrten ihre Kolleginnen wie
verrückt durch die Gegend. Einige von ihnen ächzten, andere jammerten und eine
hatte sich gar in eine Wolkenecke verkrochen und schluchzte leise vor sich hin.
Lila ging zu ihr hinüber und tippte sie an die Schulter. Die Liebesfee hob den
Kopf. Ihre Augen waren glasig und blickten wie irr. Das passte nun gar nicht zu
einem lieblichen Wesen, wie es die Liebesfeen waren.
„Was
ist denn los mit euch?“, fragte Lila aufgebracht. „Seid ihr jetzt alle
vollkommen durchgeknallt, oder was?“
Die
Fee blinzelte. „Nein“, gab sie leise zur Antwort und hatte scheinbar große
Schwierigkeiten ihre Tränen zu unterdrücken. „Wir wissen nicht, was wir tun
sollen. Arabella fehlt uns so sehr. Wir haben niemanden mehr, der uns Aufträge
zuteilt. Alleine schaffen wir es nicht, die Liebe unter die Menschen zu
bringen. Das macht uns alle so unsagbar unglücklich.“ Sie heulte aus
Leibeskräften los.
Lila
seufzte. „Keine Sorge. Ich bringe das jetzt in Ordnung.“ Sie hielt den Köcher
wie eine Trophäe in die Höhe, doch die Fee reagierte darauf in keiner Weise. Ihr
Wehklagen wurde nur noch lauter. Es war unerträglich, so dass Lila ihr
schließlich ohne ein weiteres Wort den Rücken kehrte und sich davon machte. Aus
dem Büro von Arabella stibitzte sie einen Herzkompass, ehe sie sich hinab auf
die Erde stürzte, um Himmel, Hölle und das Feenreich vor dem kompletten Chaos
zu retten.
*
Luzifer
fluchte lauter und heftiger als er es jemals in all seinen Höllenjahren getan
hatte. Er konnte sich einfach nicht mehr beherrschen. Seine Geduld war am Ende.
In
unzähligen Versuchen hatte er sich bemüht, den flüchtigen Seelen von Hugo, dem
Schlitzer, und Granata, der Übellaunigen, habhaft zu werden. Alles vergeblich.
Dass ihm mit Arabella Amour die Chefin der Liebesfeen zur Seite stand, machte
die ganze Sache auch nicht besser. Sie hielt sich selbst für unglaublich
schlau. Abgesehen von diesem Eindruck, vermittelte sie nicht gerade viel.
Luzifer
hatte ihre Besserwisserei und unnötig intensive Laberei in den vergangenen
Monaten fügsam ertragen. Doch dieses Mal war sie eindeutig zu weit gegangen. Um
ein Haar hätte er die Seelen in einem absolut ausbruchsicheren
Flaschengefängnis eingeschlossen. Da hatte es Arabella doch tatsächlich
geschafft, den Korken zu verbummeln. Und als wäre das nicht schlimm genug, besaß
sie auch noch die Frechheit, ihm die Schuld in die Schuhe zu schieben.
Schließlich hätte er es versäumt, ihr konkrete Anweisungen zu erteilen. Woher
sollte eine Liebesfee auch wissen, wie man mit irgendwelchen
Höllengerätschaften umzugehen hatte.
„Wie
kann man denn nur so blöd sein?!“, schrie er sie an. „Was ist denn so schwierig
daran, auf einen beschissen, kleinen Korken aufzupassen? Für ZWEI Minuten?!“
„Also,
das muss ich mir jetzt wirklich nicht anhören“, entgegnete sie mit einer Hochnäsigkeit,
die Luzifer beinahe zum Platzen brachte. „Mister Perfect sollte erstmal
Weitere Kostenlose Bücher