Liebesfilmriss
ihr der Gedanke, dass sie einfach noch ein weiteres Darlehen aufnehmen und sich amüsieren konnte, statt zu arbeiten. Dann sähen sie und Rupert sich auch öfter, und er müsste nicht mehr so oft allein verreisen. War das nicht eine sehr viel bessere Idee? Viele Menschen machten das und verschwendeten keinen Gedanken daran, wie hoch sie sich verschuldeten. Man zahlte einfach irgendwann in ferner Zukunft zurück, was man schuldig war. Zu einem Zeitpunkt, an dem es besser passte. Wenn man so darüber nachdachte, war ein größeres Darlehen einfach viel sinnvoller.
Als Jem in die Pembroke Road kam, machte ihr Herz beim Anblick von Ruperts Auto, das vor der Wohnung parkte, einen Sprung. Oh, Gott sei Dank, er war wieder da. Ihre Schritte wurden schneller. Rupert lachte bestimmt laut, sobald sie ihm erzählte, was geschehen war. Er würde ihr versichern, genau das Richtige getan zu haben. Und vor allem würde er seine Arme um sie legen und ihr das Gefühl geben, geliebt zu werden, was nach den letzten beiden Tagen genau das war, was sie brauchte. Gehegt und gepflegt zu werden und gesagt zu bekommen, dass sie nicht der schlimmste Mensch auf der Welt war.
Jem hatte ihm noch nicht einmal erzählt, dass sie am Freitagnachmittag ins Büro des Tutors gerufen worden war. Sie hatte sich zu sehr geschämt. Nur, dass es nichts gab, wofür man sich vor Rupert schämen müsste – er würde auch das lustig finden.
Jem rannte die Stufen hoch, steckte den Schlüssel ins Schlüsselloch und stieß die Wohnungstür auf.
»Rupert!« Pech, falls er schlafen sollte. Dann weckte sie ihn halt auf. Im Moment brauchte sie es einfach, dass er sich um sie kümmerte.
Aber er schlief nicht. Sie konnte die Dusche im Badezimmer hören. Allein der Gedanke an Rupert, nackt, wie er sich den sonnengebräunten Körper einseifte, ließ eine Welle von Adrenalin durch ihren Körper rauschen und zauberte ein Lächeln auf Jems Gesicht. Sie kickte sich einen Stiefel vom Fuß und probierte vorsichtig, ob sich der Türknauf drehen ließ, falls Rupert seine lebenslange Gewohnheit geändert und die Tür verschlossen haben sollte. Nein, hatte er nicht. Sie zog auch den zweiten Stiefel aus und schlüpfte aus ihren alles andere als verführerischen Socken. Sie hatte noch nie Sex unter der Dusche gehabt.
Rupert allerdings schon.
Offenbar genau in diesem Augenblick.
Jem erstarrte auf der Schwelle des überhitzten Badezimmers, als sie zu viele Arme und Beine durch die angelaufene Scheibe der Duschkabine ausmachte. Im Rauschen des Wassers hörte sie jetzt auch Stöhnen und eine Frauenstimme, die etwas murmelte. Noch schlimmer, sie hörte auch Rupert. »O ja … o ja …«
O nein
. Bitte nicht. Das darf nicht wahr sein.
Aber sie wurden immer lauter, und die Körperteile – eine sonnengebräunte Pobacke hier, eine gespreizte Hand dort – pressten sich gegen das Glas. Bevor etwas Eindeutigeres passieren konnte – das mit anzusehen, wäre die ultimative Demütigung – lief Jem zum Waschbecken und drehte den Heißwasserhahn voll auf.
Es funktionierte. Als ob man einen Eimer Wasser über zwei raufende Hunde goss. Jetzt erlebte sie die wahre Bedeutung von ›abkühlender Leidenschaft‹.
»Verdammt«, brüllte Rupert, als das Wasser aus dem Duschkopf in weniger als zwei Sekunden von dampfend heiß auf eiskalt abkühlte. »Gottverdammter Klempnerpfusch.«
»Aaaaah«, kreischte die Frauenstimme. Eine Hand versuchte hektisch, die Duschkabinentür zu öffnen. »Dreh es ab, dreh es ab.«
Jem nahm die marineblauen Badetücher, die über der Messingstange hingen, und knüllte sie in ihren Armen zusammen. Sie ging zur Tür, zog den Schlüssel aus dem Schloss und wartete, bis Rupert und seine Begleiterin aus der Kabine kamen.
»Aaaah!« Als Caro aus der Kabine trat und Jem in der Tür stehen sah, stieß sie einen ohrenbetäubenden Schrei aus, zuckte zurück und stieß unbeholfen mit Rupert zusammen.
Caro.
»Ach du Scheiße.« Rupert sah zu Jem und atmete aus. »Du solltest doch bei der Arbeit sein.«
»Tut mir leid, wenn ich dir den Nachmittag verdorben habe.« Die Worte purzelten automatisch aus Jems Mund. »Ich dachte, ich komme früher nach Hause und überrasche dich. Und rate? Es ist mir gelungen.« Sie wandte sich an Caro. »Hat Rupert dir erzählt, dass wir jetzt zusammen sind?«
»Nein.« Die exotische Caro deutete ein Lächeln an. »Er hat nur gesagt, dass er dich vögelt.«
Caro hatte immer schon etwas Einschüchterndes, Arrogantes an sich gehabt. Wenn man
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