Liebesfilmriss
würde.
Und das hätte sie auch getan, wenn es nicht bedeutet hätte, dass sie an Ort und Stelle dafür gefeuert werden würde.
»Sechs Blackthorn-Apfelwein, vier Glas Weißwein, drei Bloody Marys und zwei Bacardi Breezer«, bestellte Alex. Er war rot im Gesicht vor Triumph, dass er es wieder in die Kneipe geschafft hatte. »Ach ja, noch fünfzehn Tüten Cheese-and-Onion-Chips.«
Es war Sonntagmittag und die erschöpften Überlebenden der Party, immer noch kostümiert, waren wild entschlossen, bis zum bitteren Ende zu feiern. Es hatte den Anschein, als sei die Party ein großer Erfolg gewesen. Jem, die noch nichts von Rupert gehört hatte, beugte sich nach unten und holte die Chipstüten aus der Schachtel unter der Theke. Wenigstens waren Davy und Lucy nicht mitgekommen, sonst wäre es nur noch stressiger geworden.
Leider war Ceris dabei.
»Alex, ich will keine Chips mit Cheese und Onions! Ich will nur die gesalzenen.« Ihre Stimme war lauter als die aller anderen und trommelfellzerfetzend schrill.
»Hast du das gehört?« Alex lugte über die Theke,
Jem murmelte: »Ich glaube, ganz Clifton hat es gehört.«
»Und ich will auch keinen puren Weißwein. Gott, mein Kopf, ich bin ja sooo dehydriert.« Ceris langte sich der Theatralik halber an die Schläfe und kreischte: »Ich will eine Weißweinschorle.«
Jem richtete sich auf.
»Oh, was für eine Nacht. Du hast echt was verpasst.« Ceris zündete eine Silk Cut an und blies den Rauch durch ihre Pferdenüstern über die Theke. »Du hättest wirklich dabei sein sollen …hoppla, ich vergaß! Du warst ja nicht eingeladen!«
Alex, der Friedensstifter, errötete und warf rasch ein: »Es lag nicht daran, dass Jem nicht eingeladen war. Sie hatte nur nichts anzuziehen.«
»Na, ich weiß nicht.« Ceris grinste breit. »Sie hätte als falsche Schlange kommen können und sich gar nicht weiter zu kostümieren brauchen.«
Plaatsch
machte der saure Sprudel, als Jems Finger auf die Pumpe drückten. Himmel, wie hatte das passieren können?
»Aaaaa!« Ceris stieß einen Schrei aus, grell wie ein Fingernagel auf einer Schiefertafel. Ihr Zimmermädchenkostüm war völlig durchnässt. Jetzt, wo sie angefangen hatte, musste Jem feststellen, dass sie nicht mehr aufhören wollte. Ceris war eine gehässige Zimtzicke, die es genoss, andere schlechtzumachen, und es verdiente, selbst einmal etwas abzubekommen. Wie könnte man das besser tun, als sie bis auf die Knochen zu durchnässen? Jem fühlte sich bereits besser und richtig mächtig, während sie den Hahngriff auf Ceris richtete, bis jeder Zentimeter von ihr mit blubberndem, eiskaltem Sprudel durchtränkt war. Ein unerwarteter, aber willkommener Bonus war die Erkenntnis, dass die anderen ein Lachen unterdrücken mussten, weil alle wussten, wie sehr Ceris das verdient hatte.
Jem lächelte, weil sie gestern Abend so heldenhaft der Versuchung widerstanden hatte, Ceris zu beleidigen, und jetzt war sie froh, dass sie das getan hatte. Dies hier war einfach sehr viel spaßiger.
»Hör auf, hör auf«, schrie Ceris. Ihr Mascara lief ihr in Schlieren über das Gesicht, während sie versuchte, sich außer Reichweite zu bringen.
»Nein.« Jem fand es großartig. Das war noch besser als der Stand mit den Wasserpistolen auf dem Jahrmarkt.
»Jemand soll machen, dass sie aufhört! Sie ist verrückt geworden! Das ist KALT …«
»Außerdem hast du fette Knöchel.« Jem setzte noch eins drauf. »Und ein Gesicht wie ein Pferd.«
Wenn man schon seinen Job verlor, dann richtig.
»Leg die Waffe aus der Hand.« Die großen Pranken des Wirts schlossen sich über die von Jem und eisten sie von ihrem neuen Lieblingsspielzeug los.
»Du Miststück!« Ceris fauchte vor Wut und schüttelte sich Sodawasser aus den Haaren. »Mein Dad ist Anwalt, er wird dich verklagen!«
»Nein, wird er nicht.« Der Wirt starrte Ceris mit müder Verachtung an. »Du bist zu laut, und du bist betrunken.« Dann wandte er sich an Jem. »Und du bist gefeuert.«
Wenigstens wurde sie jetzt nicht mehr ignoriert. Die ganze Kneipe schaute neugierig zu ihr.
»Großartig«, sagte Jem und wischte sich die Hände an einem Handtuch ab. »Ich habe mir immer schon einen Abgang mit großem Paukenschlag gewünscht.«
Wen kümmerte es? Es gab noch eine Million anderer Kneipen in Bristol. Obwohl sie sich allmählich fragte, ob sie wirklich noch in einer Kneipe arbeiten wollte. Das brachte nämlich ihr gesellschaftliches Leben durcheinander. Während Jem nach Hause ging, kam
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