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Liebesfilmriss

Liebesfilmriss

Titel: Liebesfilmriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Mansell
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Die Worte drangen gedämpft durch Ginnys fliederfarbene Lambswooljacke.
    O Gott. Es gab so viel, was sie nicht wusste, so viel, was Jem ihr verschwiegen hatte. Ginny war jedoch fest entschlossen, nicht aufzugeben. »Es gibt immer noch Davy.«
    »Ha! Er hasst mich auch. Und er ist jetzt der beste Freund von Lucy. Sie ist zu ihm gezogen.« Jem hob ihr verweintes Gesicht von Ginnys Strickjacke. »Ich habe keine Unterkunft mehr. Ich habe meinen Job in der Kneipe verloren. Und am Freitag hat mich mein Tutor in sein Büro bestellt und mir eine ellenlange Strafpredigt gehalten, wie sehr er von mir enttäuscht ist, weil ich mit meiner Arbeit hinterherhinke. Er meint, ich werde bei den Prüfungen durchfallen. Und er hat recht. Warum soll ich dann überhaupt erst antreten? Gestern war ich deswegen noch richtig besorgt«, fuhr Jem fort. »Ich wusste nicht, was ich tun sollte, aber jetzt, wo das alles passiert ist, muss ich mir keine Gedanken mehr machen. Weil ich den Entschluss gefasst habe, nicht zurückzukehren. Es ist sinnlos, weil ich es dort furchtbar finde. Ich will nicht mehr nach Bristol.«
    »Süße, du kannst nicht einfach …«
    »Mum, ich kann sehr wohl.« Jem nickte heftig und krallte sich in Ginnys Arm. »Ich hab’s mit der Universität versucht, und es hat nicht funktioniert. Das war’s. Ich habe mich entschieden. Ich werde stattdessen etwas tun, was mich glücklich macht.«
    Mit dem Rucksack durch Australien wandern? Stripteasetänzerin in Thailand werden? Mit schwacher Stimme fragte Ginny: »Und das wäre?«
    »Ich werde mir eine Arbeit suchen.« Jems Griff um ihren Ellbogen wurde fester. Ihre Augen glänzten, aber sie brachte unter Tränen ein Lächeln zustande. »Und zwar hier in Portsilver. Ich werde wieder zu dir ziehen.«
     
    »Entschuldigung? Ich will Ihnen ja nicht lästig fallen.« Die ältliche Kundin an Tisch vier berührte zaghaft Ginnys Arm, als sie vorüberging. »Aber, äh, glauben Sie, ich könnte meine Kreditkarte wiederbekommen?«
    O Gott.
    »Was suchst du?« Finn fand sie zwei Minuten später, als sie einen Stapel Speisekarten und den Haufen an Kreditkartenbelegen durchstöberte.
    »Die Kreditkarte von Mrs Black.« Fiebernd wühlte sich Ginny durch den Inhalt des Papierkorbs. »Sie hat sie mir gegeben, und jetzt ist sie weg. Ich habe sie verloren.«
    »Die erste Regel, wenn man Kreditkarten klaut«, erläuterte Finn, »man darf die rechtmäßige Besitzerin nicht zusehen lassen, wenn man es tut.«
    »Was habe ich nur mit diesem verdammten Ding angestellt?« Verzweifelt lugte Ginny in die Vase mit den weißen Rosen auf der Theke.
    »Keine Panik mehr.« Finn hatte die Kasse geöffnet und hielt die vermisste Visacard in die Luft. »Sie lag bei den Zehnern.«
    Ginny fächelte sich heftig Luft zu. »Tut mir leid, mein Hirn hat heute offenbar Ausgang.«
    »Das habe ich bemerkt.«
    Verdammt, dann hatte er also gesehen, wie sie der Gruppe an Tisch elf als Vorspeise den Pudding servierte.
    »Es hat ihnen nichts ausgemacht«, verteidigte sie sich. »Sie haben darüber gelacht.«
    »Ich weiß. Das sollte auch keine Kritik sein. Ich sage nur, dass du ein wenig abgelenkt scheinst.«
    »Sehr abgelenkt.«
    »Möchtest du darüber reden?«
    »Ja, bitte.« Ginny nickte, dankbar für das Angebot. Sie war dermaßen durcheinander, dass sie dringend eine unparteiische Meinung von jemand einholen wollte, dem sie vertraute.
    »Es ist zehn nach zwei. Kannst du noch bis drei hier herumhängen? Was ist daran so lustig?« Finn hob eine Augenbraue.
    »Wann immer mich jemand bittet, noch eine Weile herumzuhängen, fühle ich mich wie ein Orang-Utan, der an einem Ast baumelt.«
    Er zeigte auf das volle Restaurant. »Versuche, nicht an allzu vielen Ästen zu baumeln. Wenn alle weg sind, unterhalten wir uns, okay?«
     
    »Ich weiß nicht, was ich tun soll«, schloss Ginny eine Stunde später. Sie saßen an einem der Tische beim Fenster und tranken Espresso. Ginny hatte Finn alles erzählt. »Ich bin hin und her gerissen. Als Jem daheim auszog, war ich am Boden zerstört … auf gewisse Weise wird jetzt ein Traum wahr. Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als sie wieder bei mir zu Hause zu haben. Aber natürlich will ich das, was für Jem am besten ist, und ob es das hier wirklich ist? Dieser verdammte Rupert Derris-Beck«, sagte sie wütend. »Bis zu dieser Sache mit ihm ging sie gern auf die Universität. Ich will sie nicht zwingen, wieder zu studieren, aber ich will auch nicht, dass sie sich wie eine Versagerin

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