Liebesfilmriss
so darüber nachdachte, hatte Rupert das auch.
»Schön«, sagte Jem.
»Hör mal, es tut mir leid.« Rupert ging auf sie zu und streckte die Hand nach den Badetüchern aus.
Jem trat einen Schritt zurück. Das entwickelte sich allmählich zu einem geschichtsträchtigen Nachmittag. »Ich glaube nicht, dass es dir leid tut. Aber mach dir nichts draus.« Beiläufig fügte sie hinzu. »Allerdings wird es dir noch leid tun.«
Die Badetücher immer noch umklammert, schlug sie die Tür zu und schloss sie vom Flur aus ab.
Im Badezimmer rief Rupert: »Jem, sei doch nicht albern.«
»Bin ich nicht.« Jem ließ den Schlüssel zwischen Daumen und Zeigefinger kreisen und dachte kurz nach. Dann sagte sie: »Ich war ganz schön dämlich, aber das ist jetzt vorbei.«
War ihr Plan zu brutal? Nein, natürlich nicht.
Zehn Minuten später hämmerte sie gegen die Badezimmertür und flötete: »Also dann, ich ziehe jetzt aus. Die Schlüssel liegen auf der Arbeitsplatte in der Küche. Ich hoffe, ihr erkältet euch nicht. Lebt wohl!«
41. Kapitel
»Jem?« Als Ginny spätabends die Haustür öffnete, glaubte sie, zu halluzinieren.
»O Mum.« Jems Gesicht war leichenblass und tränenverschmiert, ein Bild des Elends. Sie stolperte in Ginnys Arme.
»Meine Süße, was ist denn los? Was ist passiert?« Über den blonden Kopf ihrer Tochter hinweg sah Ginny das Taxi an der Pforte. Ein Taxifahrer kam den Weg hoch.
»Alles wieder gut, meine Liebe?« Der Taxifahrer hatte ein freundliches Gesicht. »Sie sind jetzt zu Hause in Sicherheit.« Er sah entschuldigend zu Ginny. »Sie weinte, als ich sie am Bahnhof auflas. Hatte kein Geld bei sich. Es macht 14 Pfund 50 .«
Ginny nickte, wie betäubt vor Angst. Irgendwie brachte sie es fertig, sich von ihrer Tochter zu lösen und ihre Geldbörse aus der Küche zu holen. Zwanzig Pfund später schloss sie die Haustür ab und nahm Jem in den Arm, die zitterte und weinte.
Bitte, lass sie nicht schwanger sein.
»Geht es um Rupert?«, fragte sie sanft einige Zeit später, als Jem die schnüffelnde, Das-Schlimmste-ist-vorüber-Phase erreicht hatte.
»J-ja.« Jem nickte, dann schüttelte sie mit jämmerlicher Miene den Kopf. »N-nein. Er ist nur ein Teil des Problems.«
»Na schön, Süße, du bist jetzt hier. Mach dir keine Sorgen mehr. Was immer es ist, wir finden eine Lösung.«
Jem wischte sich mit dem Sweatshirtärmel über die Augen. »Das ist nicht nötig. Ich habe schon eine Lösung gefunden.«
Hatte sie ihn ermordet? »Wie meinst du das?«
»Es ist alles vorbei. Ich gehe nicht zurück. Niemals.«
Etwas an Jems Tonfall ließ Ginnys Nacken prickeln. Hatte sie Rupert tatsächlich ermordet?
»Jem, du musst mir sagen, was passiert ist.« Würde sie ihre eigene Tochter der Polizei übergeben? Oder würde sie sie beschützen, für sie lügen, sie nach Argentinien ausfliegen, wo sie ein neues Leben beginnen konnte, immer auf der Flucht vor den Behörden?
Ja, Ginny wusste, dass sie genau das tun würde. Niemand verdiente es, für den Mord an Rupert ins Gefängnis zu gehen.
»O Mum, es ist so furchtbar. Rupert hat eine andere. Ich habe die beiden heute überrascht. Es ist Caro, seine alte Freundin. Du hast sie mal getroffen, als du zu Besuch warst.«
»Ich erinnere mich.« Ginny hatte Caro nicht ausstehen können. »Was hast du getan?«
Jem erzählte es ihr. Als offensichtlich wurde, dass sie die beiden nicht umgebracht hatte, umarmte Ginny sie fester als zuvor. »O Schätzchen, du wirst in null Komma nichts über ihn hinweg sein. Alles wird wieder gut. Wie wird er aus dem Badezimmer kommen?«
»Vermutlich durch das Fenster. Er muss nackt die Regenrinne hinunterklettern und dann bei einem der Nachbarn klingeln, der ihn wieder ins Haus lässt.« Jem schnäuzte sich die Nase. »Schade, dass es niemand auf dem Handy filmt.«
Selbst der schwächste Witz war ein gutes Zeichen. Ginny strich Jem über die Haare und reichte ihr ein frisches Taschentuch. »Wart’s nur ab, wenn du zurückkommst, werden alle auf deiner Seite sein. All deine Freunde werden zu dir kommen und … o Jem, nicht weinen. Wenn sie erfahren, was du getan hast, werden sie dich hochleben lassen dafür.«
»Werden sie nicht, werden sie nicht.« Jem schluchzte wieder, lehnte sich voller Kummer an sie.
»Doch, werden sie!«
»Werden sie nicht, weil ich nicht zurückgehe. Weil ich nämlich keine F-freunde habe, Mum. Alle hassen mich … wirklich alle …«
»O nein, das stimmt nicht. Was ist mit Lucy?«
»Sie hasst mich.«
Weitere Kostenlose Bücher