Liebesfilmriss
hält er es nicht groß unter ein Mikroskop.«
»Hat es funktioniert?« Carla war fasziniert.
Die Frau winkte mit der freien Hand und meinte lässig: »Tja, die Lage änderte sich. Sie wissen ja, wie es ist. Aber he, es hätte funktionieren können.«
Das hätte es wirklich. Carla staunte angesichts dieser Listigkeit. Es war tröstlich zu wissen, dass sie nicht als Einzige von diesem verzweifelten, urtümlichen Drang durchdrungen war, sich fortzupflanzen. Diese Frau hatte ein Kind, aber sie hatte sich nicht gehen lassen – auch das fand Carla bewundernswert. Sie hatte eine gute Figur und trug sportliche, aber definitiv teure Kleidung.
»Also schön, Sie sind fertig.« Lawrence legte seine Schere schwungvoll beiseite. »Geben Sie mir zehn Minuten, um mich um diese Strähnchen zu kümmern, dann föne ich Sie trocken.« Er reichte Carla ein Hochglanzmagazin. »Zur Unterhaltung beim Warten.«
Carla vertiefte sich schnell in den Edelklatsch und bemerkte kaum, wie das Handy der Frau neben ihr klingelte.
»Oh, hallo, du hast also meine SMS bekommen! Wie geht es dir?« Die junge Frau flötete enorm kokett. Carla versuchte, ihre Stimme auszublenden.
»Natürlich geht’s mir gut, warum auch nicht? Alles läuft großartig. Ich dachte, wir könnten uns treffen, wenn ich am Wochenende in London bin.«
Sie war offenbar scharf auf ihr Gegenüber am anderen Ende der Leitung. Carla las weiter.
»Absolut. Ein Date.« Die Frau klang triumphierend. »Ich wusste, du würdest es auch wollen. Soll ich Mae mitbringen? Ha, habe ich mir gedacht! Nein, kein Problem, ich lasse sie hier. Gott weiß, dass ich mir ein paar freie Tage verdient habe. Was soll ich für dich anziehen?« Sie schwieg, dann lachte sie glockenhell über seine Erwiderung. »Warum überrascht es mich nicht, dich das sagen zu hören?«
Carla runzelte die Stirn. Sie wollte sich wirklich auf das Magazin konzentrieren, aber ein Teil ihres Gehirns hatte dem einseitigen Telefongespräch hinter ihr gelauscht.
Hatte die Frau nicht gerade von Mae gesprochen? Und wenn ja, warum brachte dieser Name eine schwache, aber signifikante Saite in ihr zum Klingen?
Mae, Mae …
Carla erstarrte, als sie den Namen endlich zuordnen konnte.
Verdammt und zugenäht.
Mae
.
54. Kapitel
Bislang war es ein entsetzlicher Vormittag gewesen. Erst hatte sie sich von Laurel verabschieden müssen und nun das hier. Ginny trommelte mit den Fingern auf das Lenkrad und atmete den Geruch frisch gemähten Grases ein, während die beiden Fahrer einander anbrüllten und zunehmend hektisch auf die Dellen in ihrem jeweiligen Fahrzeug wiesen. Niemand war verletzt worden, es war nur ein geringfügiger Unfall, aber sie blockierten die Straße und jetzt kam sie zu spät zur Arbeit.
Wer hätte das gedacht? Laurel war tatsächlich ausgezogen und bei Dan eingezogen …. nein, Moment, nicht bei Dan the Van. Sie musste sich endlich daran gewöhnen, ihn Hamish zu nennen. Da sah man es mal wieder. Wie Gavins Großmutter immer zu sagen pflegte, gab es für jeden Topf einen Deckel. Hamish war Laurels Deckel. Sie waren das ideale Paar, völlig verschossen ineinander. Und sie passten so gut zusammen, da schien es überhaupt nicht merkwürdig, dass Laurel nach so kurzer Zeit schon in das winzige Cottage von Dan … von
Hamish
einzog. Und ausgerechnet mit Stiller, deren Gestank Laurel auf magische Weise nicht wahrzunehmen schien.
Hamish war an diesem Morgen mit seinem Lieferwagen angerattert und hatte Laurels Besitztümer eingeladen. Ginny hatte Laurel zum Abschied umarmt, halb schuldbewusst und halb erleichtert, und hatte ihnen hinterher gewunken, entzückt, dass Laurel wieder glücklich war, und ein wenig neidisch, dass die beiden sich gefunden hatten. Sie würde Laurel selbst nicht besonders vermissen, ihre Kuchen aber auf jeden Fall.
Hinter Ginny hupte jemand ungeduldig. Eine Wagentür wurde zugeschlagen und eine Frau brüllte: »Herrje, schaff doch einer die beiden Autos aus dem Weg!«
Die beiden Männer ignorierten sie und stritten sich weiter. Ginny hörte das Klacken genervter Stöckelschuhe. Gleich darauf schaute eine Frau in ihren Wagen. »Ich werde hier keine Stunde lang warten und diesen beiden Streithähnen zuschauen. Wenn Sie mir helfen, können wir den Renault aus dem Weg schieben.«
Ginny hatte schon gesehen, wie Autos aus dem Weg geschoben wurden; das war anstrengend. Einen winzigen Augenblick lang kam ihr der Gedanke, dass eine solch anstrengende Tätigkeit zu einer Fehlgeburt führen könnte
Weitere Kostenlose Bücher