Liebesintrige im Herrenhaus
einer für England ungewöhnlich langen Schönwetterperiode in diesem Sommer hatte es heute ausgiebig geregnet, und der Rasen glitzerte noch feucht.
„Wo ist das scheue, schüchterne Mädchen geblieben, das vor Kurzem noch hier gearbeitet hat?“ Andreas blinzelte gegen das schwindende Tageslicht an. „Wann wurde sie durch einen nörgelnden Drachen ersetzt?“
„Ich habe Ihnen etwas zu essen gebracht. Wie befohlen.“
„Ich habe Sie darum gebeten “, verbesserte Andreas, während er ihr zusah, wie sie das Tablett von der Kommode nahm, wo sie es abgestellt hatte. Ihr Anblick war ihm inzwischen so vertraut, dass er ihr Bild vor Augen hatte, ohne wirklich hinsehen zu müssen.
Nicht sehr groß mit einer zierlichen Taille, wohlgeformten Beinen und einladend vollen Brüsten – deutlich üppiger, als er es von Amanda gewohnt war, die mehr als einen halben Kopf größer als Elizabeth war und überschlank. Und dann war da noch das herrliche kastanienbraune Haar, das sie immer ordentlich hochsteckte oder zusammenband. Aber die zarten Locken, die ihr Gesicht umschmeichelten, ließen ahnen, dass es sich wie Seide anfühlte. Andreas kribbelte es förmlich in den Fingern, das zu überprüfen.
Er setzte sich hin, sodass sie das Tablett vor ihm aufs Bett stellen konnte, und klopfte einladend neben sich auf das Bett, als sie anschließend sofort wieder gehen wollte.
„Ich bin krank“, sagte er Mitleid heischend, wobei er sich allerdings mit sichtbarem Appetit über das Rührei hermachte, „etwas Gesellschaft würde mir guttun.“
„Sie haben eine Erkältung.“ Zögernd setzte Elizabeth sich auf die äußerste Kante des Betts. „Ich glaube nicht, dass es irgendeinen Anlass zur Sorge gibt.“
„Es ist mehr als nur eine Erkältung “, widersprach Andreas beleidigt.
„Aber Ihr Appetit ist zum Glück nicht beeinträchtigt.“
„Ich muss mein Immunsystem stärken.“ Er sah sie herausfordernd an. „Ehrlich gesagt hatte ich etwas mehr Mitgefühl von Ihnen erwartet. Schließlich behaupten Sie doch von sich, die geborene Krankenschwester zu sein.“
„Und ich hätte erwartet, dass Sie der Letzte wären, der wegen eines kleinen Schnupfens vor Selbstmitleid zerfließt!“ Es machte sie ganz kribbelig, wie er sie ansah. „Aber da Sie anscheinend immer alles tausendprozentig machen, fühlen Sie sich wahrscheinlich auch verpflichtet, bei einem kleinen Unwohlsein etwas dicker aufzutragen. Damit es Ihnen auf jeden Fall etwas schlechter geht als irgendjemandem sonst.“
Darauf machte er auf einmal ein nachdenkliches Gesicht. „Sie kennen mich besser, als ich mich selbst kenne“, räumte er dann freimütig ein. Elizabeth errötete überrascht.
Andreas wusste, dass in Wirklichkeit nur die Wirkung der Tabletten eingesetzt hatte, sodass er sich deutlich besser fühlte. Doch er genoss es einfach, hier im Bett zu sitzen und sich ein wenig umsorgen zu lassen. Tag für Tag stand er unaufhörlich unter Strom. Wann hatte er zuletzt eine richtige Auszeit genommen?
Der Arzt hatte ihm erklärt, dass so ein Leben auf der Überholspur anfällig für Infekte machte, die meist dann zuschlugen, wenn man es plötzlich etwas ruhiger angehen ließ. Seine Rückkehr nach Somerset war so ein Auslöser gewesen – und jetzt tat es einfach unheimlich gut, einmal gar nichts zu machen.
„Vielleicht haben Sie ja recht und ich weiß nicht, wie man mit Krankheit umgeht?“ Er sah Elizabeth fragend an.
„Es sei denn, es geht darum, ein möglichst großes Drama aus ihnen zu machen“, konnte sie sich nicht verkneifen zu antworten. „Und jetzt lasse ich Sie besser allein, damit Sie etwas schlafen.“
„Ich brauche keinen Schlaf. Nein, ich muss nur noch ein paar E-Mails bearbeiten.“
„An Arbeit sollten Sie jetzt wirklich nicht denken – immerhin sind Sie bettlägerig“, fügte sie spöttisch hinzu, obwohl sie seine übertriebene Reaktion auf ein bisschen Fieber und Kopfschmerzen eigentlich ganz rührend fand.
„Sie haben recht“, stimmte er ihr erstaunlich bereitwillig zu. „Aber wenn Sie noch weiter zur Kante rutschen, fallen Sie vom Bett. Keine Angst, ich beiße nicht.“ Sein Lächeln bei diesen Worten war so sexy, dass es Elizabeth heiß und kalt über den Rücken lief. Eine Reaktion, die Andreas interessiert zur Kenntnis nahm.
Immer noch war Elizabeth Jones in vielerlei Hinsicht ein Rätsel für ihn. Es musste doch eine wirkungsvollere … und interessantere … Methode geben, etwas aus ihr herauszubekommen.
Sein nie ruhender
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