Liebesintrige im Herrenhaus
scharfer Verstand war bereits dabei, eine auszuarbeiten.
5. KAPITEL
Elizabeth träumte. Draußen tobte ein schrecklicher Wind. Die Zweige der Bäume schlugen und kratzten an den Fensterscheiben wie knorrige Finger, die ihre Aufmerksamkeit wecken wollten. Doch diese galt ganz dem athletischen Mann, mit dem sie eng umschlungen im Bett lag. Seine Hände glitten durch ihre seidigen rotbraunen Locken, sie drängte sich seinen erregenden Liebkosungen verlangend entgegen und konnte gar nicht genug bekommen.
Noch im Traum hatte sie Mühe, sich in dieser sinnlichen, entfesselten Frau wiederzuerkennen.
Ein energisches Klopfen an ihrer Schlafzimmertür brachte sie unsanft in die Wirklichkeit zurück. Ein Blick auf den Wecker verriet ihr, dass es drei Uhr war.
Als ihr Verstand wieder funktionierte, kam die Panik. Wenn man sie um diese unchristliche Stunde so nachdrücklich weckte, konnte das nur schlechte Nachrichten bedeuten. James! Schoss es ihr durch den Kopf. Hatte er vielleicht einen zweiten Herzinfarkt erlitten?
Hastig zog Elizabeth sich ihren Bademantel über und riss die Tür auf, während sie sich noch den Gürtel zuband. In ihrer Angst um James war sie auf alles Mögliche gefasst gewesen – aber nicht darauf, dass ihr nächtlicher Besucher Andreas sein würde.
Auch er trug einen Bademantel – in seinem Fall einen aus weichem, schwarzem Frottee –, hatte sich allerdings nicht die Mühe gemacht, ihn zuzubinden. So konnte sie mit einem Blick erkennen, dass er darunter lediglich Boxershorts anhatte.
Noch ganz aufgewühlt von ihrem heißen Traum, schickte sie insgeheim dankbar ein Stoßgebet zum Himmel, dass er ihre erotischen Gedanken nicht lesen konnte.
„Was wollen Sie?“, fragte sie.
„Ich suche nach diesen Tabletten. Wo um alles in der Welt haben Sie sie versteckt?“
„Sie wecken mich um drei Uhr morgens, weil Sie Schmerztabletten brauchen?“
„Ich bin krank. Zu krank, um meine wertvolle Erholungszeit damit zu verbringen, die Küchenschubladen nach irgendwelchen Tabletten zu durchwühlen.“
Zerzaust vom Schlaf, blickte Elizabeth ihn schlaftrunken an. Die kastanienbraunen Locken umschmeichelten ihr zartes Gesicht, eine wilde, seidig schimmernde Mähne, die ihr fast bis zur Taille reichte. Keine Spur mehr von der strengen, supertüchtigen Sekretärin. Aber auch keine Spur mehr von dem schüchternen, linkischen Mädchen, das ihn bei ihrer ersten Begegnung mit seinen großen grünen Augen so verunsichert angesehen hatte. Stattdessen stand da eine Vollblutfrau, die zwar klein, aber unglaublich sexy war.
Ärgerlich zog sie jetzt den Gürtel ihres Bademantels noch fester um ihre zierliche Taille und stapfte an ihm vorbei zur Treppe. Als sie sich dabei versehentlich berührten, durchzuckte es Elizabeth wie ein Stromschlag. „Warum haben Sie sich gestern Abend nicht die ganze Packung und ein Glas Wasser aufs Zimmer geholt?“
„Ich bin nicht darin geübt, krank zu sein!“
„Das hat nichts mit Übung, sondern nur etwas mit gesundem Menschenverstand zu tun.“ Sie spürte seinen Blick in ihrem Rücken, als sie die Treppe hinunterging, und warf ihm ihrerseits einen vorwurfsvollen Blick über die Schulter zu, der keinen Zweifel daran ließ, dass dies nicht zu ihren Pflichten als Sekretärin gehörte.
In der Küche wandte sie sich zielstrebig zur Vorratskammer, zog eine kleine Trittleiter aus der Ecke und klappte sie auf, um hinaufzusteigen und den verschlossenen Plastikbehälter, in dem das Verbandszeug und alle Medikamente aufbewahrt wurden, vom obersten Regal zu holen.
„Ich nehme an, hier haben Sie nicht nachgesehen?“ Als sie sich umwandte, stellte sie fest, dass sie zum ersten Mal auf Andreas herabsah.
„Hätte ich Sie dann geweckt?“
„Keine Ahnung. Sie scheinen ja wirklich entschlossen, aus einem kleinen Sommerschnupfen das größtmögliche Drama zu machen.“
Anstatt zu antworten, umfasste er mit beiden Händen ihre zierliche Taille und hob sie, ohne auf ihren Protest zu achten, von der Leiter herunter.
„Was fällt Ihnen ein!“ Instinktiv sprang sie einen Schritt zurück.
„Ich wollte Ihnen nur von der Leiter helfen.“
Er beobachtete amüsiert, wie sie errötend ihren Bademantel zurechtzupfte, bevor sie ihm die Tabletten in die Hand drückte. „Ich nehme an, Sie wissen, wo Sie Wasser finden? Und Gläser?“
Er drehte die Tablettenschachtel lässig zwischen seinen Fingern. „Bemerkenswert … Ich mache Sie nervös, und Sie erröten entweder wie ein kleines Mädchen oder
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