Liebesintrige im Herrenhaus
gehen mir gleich an den Hals.“
„Sie machen mich nicht nervös!“ Zum ersten Mal stellte Elizabeth zufrieden fest, dass diese Worte in gewisser Weise der Wahrheit entsprachen. Andreas konnte sie nicht mehr verunsichern, wie er es zu Anfang getan hatte. Sie hatte gelernt, mit seinem scharfen Verstand und seiner Unberechenbarkeit gelassen umzugehen.
Zumindest in diesem Sinn machte er sie nicht mehr nervös. „Und ich gehe Ihnen auch nicht an den Hals.“ Sie wünschte sich nur, er würde den Weg aus der Vorratskammer freimachen. Schützend verschränkte sie die Arme vor der Brust und versuchte es mit einem bohrenden Blick, womit sie Andreas jedoch nur zu einem Lächeln reizte, das so sexy war, dass sie weiche Knie bekam.
„Ich bin wirklich froh, dass ich Sie nicht länger nervös mache“, erwiderte er. „Es beweist, dass wir uns allmählich besser kennenlernen und in der Gesellschaft des anderen wohler fühlen, meinen Sie nicht?“ Er lehnte sich gegen den Türrahmen, als hätte er alle Zeit der Welt.
„Andreas, es ist spät …“ Sie unterdrückte ein Gähnen und strich sich mit den Fingern durch die zerzausten Locken. Mit ihrer ungebändigten Mähne und ohne ihre schützende „Sekretärinnenuniform“ fühlte sie sich seiner erotischen Ausstrahlung einfach nicht gewachsen. „Wenn es Ihnen nichts ausmacht …“ Sie warf einen bezeichnenden Blick an ihm vorbei. Dieses Mal trat er mit einem entschuldigenden Gesichtsausdruck sofort zur Seite.
„Aber natürlich.“
„Ich hoffe, dass es Ihnen morgen wieder besser geht. Aber wenn nicht, lassen Sie es mich wissen …“
Doch er hörte ihr nur mit halbem Ohr zu, da er plötzlich an etwas ganz anderem interessiert war. Dieses kleine nächtliche Tête-à-Tête mit ihr hatte ihm richtig Spaß gemacht. Vor allem die knisternde Atmosphäre in der Enge der Vorratskammer, ganz zu schweigen von dem verführerischen Anblick, als Elizabeth auf die Stehleiter gestiegen war und ihm ihren sexy Po fast in Augenhöhe präsentiert hatte. Und natürlich ihre herrlichen rotbraunen Locken, die offen noch wundervoller aussahen, als er es sich in seinen kühnsten Träumen ausgemalt hatte.
Erregt fühlte er, dass sein Jagdinstinkt geweckt war. Wann hatte sie angefangen, ihm derart unter die Haut zu gehen? War es nur die verlockende Vorstellung, sie zu verführen, um ihr mögliches dunkles Geheimnis zu entdecken? Wem wollte er etwas vormachen? Sie machte ihn ganz einfach verrückt, er begehrte sie.
Er wollte hören, wie sie in Ekstase seinen Namen stöhnte, wollte in diesen unglaublichen grünen Katzenaugen eine verzehrende Leidenschaft leuchten sehen, wie sie ihm bei jeder anderen Frau suspekt gewesen wäre.
Tatsächlich wurde die Liste der Dinge, die er mit ihr tun wollte, mit jeder Sekunde länger …
Währenddessen ging Elizabeth zielstrebig zur Tür, mit dem Gesichtsausdruck einer Krankenschwester, die gerade erleichtert einem besonders schwierigen Patienten eine gute Nacht gewünscht hatte.
„He, warten Sie!“
Sie drehte sich um. Andreas hatte sich ein Glas genommen und füllte es gerade an der Spüle mit kaltem Wasser. Ohne den Blick von Elizabeth zu wenden, schluckte er zwei Tabletten und stellte das Glas dann in die Spüle.
„Was ist noch?“
„Begleiten Sie Ihren Patienten nicht zurück zu seinem Bett? Um sicherzugehen, dass er auf der Treppe nicht zusammenklappt?“
„Sie sind kein Patient . Und ich bin keine Ärztin .“
„Nein, Sie sind meine Sekretärin.“
„Soll heißen, das gehört zu meinen Pflichten?“ Als sie seine abweisende, gekränkte Miene sah, bereute sie sofort, seine harmlose Neckerei derart humorlos quittiert zu haben. „Tut mir leid“, fügte sie rasch hinzu. „Ich bin einfach zu müde …“
„Ich könnte Sie ja auch zusätzlich bezahlen … für zusätzliche Pflichten“, entgegnete Andreas eisig. Die Art und Weise, wie sie bei der Vorstellung, ihn die Treppe hinaufzubegleiten, zurückgeschreckt war, hatte den üblen Beigeschmack einer Zurückweisung, und er war es nicht gewohnt, von einer Frau zurückgewiesen zu werden. War es möglich, dass diese Frau ihn wirklich nicht leiden konnte?
Diese Vorstellung fegte sein angeborenes, unerschütterliches Selbstbewusstsein sofort beiseite, bevor sie auch nur im Ansatz Fuß fassen konnte. Trotzdem machte es ihn wütend, wie erschrocken sie ihn bei dem Gedanken angesehen hatte, ihn die Treppe hochzubegleiten. Was ihn allerdings nicht daran hinderte, sie seinerseits immer noch
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