Liebesintrige im Herrenhaus
nach dem Türgriff.
„Er hat Sie gebeten, zu ihm zu ziehen? Warum sollte er so etwas tun?“
„Ich möchte nicht darüber reden. Bitte lassen Sie die Tür los.“
Zwei blaue Augen fixierten Elizabeth kalt und bedrohlich. „Er hat mir von Ihnen erzählt, wie Sie hier aus dem Nichts aufgetaucht sind … Er hätte Sie niemals gebeten, sein Haus mit ihm zu teilen. Niemals!“, fauchte Amanda, und ohne eine Reaktion abzuwarten machte sie auf dem Absatz kehrt und ging davon.
Elizabeth blieb mit dem befremdlichen Gefühl zurück, in einem Horrorfilm gelandet zu sein, in dem alle ihren Text kannten, nur sie nicht.
Wo war Andreas überhaupt? Was für einen Grund hatte er, noch zu bleiben? James war praktisch wieder ganz der Alte, und wenn Andreas überlegt haben sollte, ihretwegen länger zu bleiben, dann bestand dieser Grund nicht mehr. Und hatte die Blondine nicht recht? Neben ihr verblasste Elizabeth doch wirklich zu einer grauen Maus.
Elizabeth gönnte sich ein ausgiebiges Bad und ließ sich auch sonst viel Zeit in der Hoffnung, dass Andreas und seine blonde Hexe abgereist sein würden, wenn sie nach unten kam. Als sie um sieben Uhr auf der Suche nach James zum Wohnzimmer ging, war es so still im Haus, dass sie schon glaubte, alles nur geträumt zu haben.
Umso größer war ihr Schock, als sie die Tür öffnete und sowohl James als auch Andreas vorfand, die sich in eisigem Schweigen gegenübersaßen.
„Wir haben Gesellschaft“, polterte James los, wobei er seinem Patensohn einen funkelnden Blick zuwarf. „Irgendein dahergelaufenes Gesindel hat den Weg in mein Haus gefunden.“
„Meinen Sie die Blondine?“ Elizabeth war stolz, wie ruhig und gelassen ihre Stimme klang. „Ich weiß. Ich habe sie schon kennengelernt. Offensichtlich …“, sie sah Andreas herausfordernd an, „… ist sie deine Freundin?“ Zu ihrer Genugtuung errötete er tatsächlich.
Sie ging zu James, stellte sich hinter ihn und legte ihm beide Hände auf die Schultern, weil sie seine moralische Unterstützung nötig hatte. „Du hättest mir von ihr erzählen sollen. Sicher wäre sie gern zu Besuch gekommen.“
„Sie war zu Besuch hier und ist jetzt so gut wie auf dem Weg zurück nach London.“ Andreas stand auf, um sich aus der Karaffe auf dem Beistelltisch Wein nachzuschenken.
„Ist das nicht etwas ungastlich? Das Essen reicht doch bestimmt …“
„Du überschreitest deine Befugnisse“, fiel Andreas ihr scharf ins Wort. „Wenn ich deinen Rat zu möglichen Dinnergästen brauche, werde ich es dich wissen lassen. Und über Amanda habe ich bereits lange genug mit James gesprochen. Also, wie wär’s, wenn du mir verrätst, wo du den ganzen Tag gewesen bist?“
„Ich habe ausgespannt.“
„Bezahle ich dich fürs Ausspannen?“
„Ich hatte alles erledigt, was du mir aufgetragen hast, und fand, dass ich eine Pause brauchte.“ James drückte ihr aufmunternd die Hand, was Andreas natürlich nicht entging. Entsprechend wütend sah er sie an. Aber welches Recht hatte er, wütend auf sie zu sein?
„Lasst es jetzt gut sein, Kinder!“, mischte James sich energisch ein. „Ich bin zu alt, um dieses Gezänk zu ertragen … und ganz bestimmt zu alt, um all deine heißen Bräute hier zu empfangen, Andreas.“
„Amanda ist nicht meine heiße Braut “, widersprach dieser gereizt. „Unsere Beziehung war beendet.“
Etwa zu dem Zeitpunkt, als du dich zu einem Tapetenwechsel entschlossen hast? dachte Elizabeth eifersüchtig. Ihre Beziehung mit Andreas hatte sie verändert … aus der stets liebenswürdigen, zurückhaltenden grauen Maus, die ihr eigenes Wohl bereitwillig dem anderer unterordnete, war eine temperamentvolle, leidenschaftliche Frau geworden.
Als sie merkte, dass sie James’ Schultern wie eine Klette umklammerte, atmete sie tief durch und ging um den Tisch herum, um sich zu setzen.
Kaum hatte sie Platz genommen, da wurde die Tür aufgerissen, und Amanda erschien wie ein Racheengel auf der Schwelle.
Ein feuerrotes Kleid, das ihren gertenschlanken Körper hauteng umhüllte, hatte den eleganten Hosenanzug ersetzt. Während Andreas im Wohnzimmer versucht hatte, James zu besänftigen, hatte Amanda anscheinend die Gelegenheit genutzt, um ein Bad zu nehmen und sich umzuziehen.
Im ersten Moment blickten sowohl James als auch Andreas sie wie erstarrt an. James voller Missfallen, Andreas voll eisiger Verachtung. Fast tat sie Elizabeth leid, denn sie wusste von Andreas, dass er nichts mehr hasste als eine Szene. Und Amanda sah
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