Liebesintrige im Herrenhaus
Schulterzucken wandte er sich ab und setzte sich wieder an seinen Schreibtisch, um den Computer einzuschalten. Er hatte es nicht nötig zu betteln. „Deine Entscheidung“, sagte er betont gleichmütig.
Wider alle Vernunft war Elizabeth enttäuscht, dass er nicht einmal versuchte, sie umzustimmen. „Ich … hoffe, das erschwert nicht unser gemeinsames Arbeiten“, stammelte sie.
Während er nach seinem Handy griff, das in diesem Moment läutete, sah er sie kühl und ausdruckslos an. „Warum sollte es? Du machst deinen Job gut. Der Sex war ein Bonus.“
Ein Bonus? Angesichts so viel gefühlloser Arroganz wollte sie protestieren, doch Andreas telefonierte bereits und ließ keinen Zweifel daran, dass er das Gespräch mit ihr für beendet betrachtete. Und um es ganz deutlich zu machen, legte er eine Hand über das Handy und nickte zur Tür.
„Das ist ein Privatgespräch. Warum nimmst du dir nicht den Nachmittag frei? Wenn ich dich brauche, lasse ich es dich wissen.“ Damit drehte er sich mit dem Sessel weg, sodass Elizabeth keine andere Wahl hatte, als ohne weitere Diskussion den Raum zu verlassen.
7. KAPITEL
Für den Rest des Tages sah Elizabeth nichts mehr von Andreas. Sie begriff, dass ihre Pflichten als seine Sekretärin damit beendet waren. Es überraschte sie selbst, wie traurig sie darüber war … ganz zu schweigen von der Erkenntnis, dass sie auch Andreas verloren hatte.
Es blieb ihr überlassen, James beim Abendessen zu erklären, dass sie an den Nachmittagen nicht mehr für seinen Patensohn arbeiten würde. Sie begründete es mit der vagen Andeutung, dass Andreas vermutlich bald wieder nach London zurückkehren würde.
„Schade“, bemerkte James, während er Elizabeth für ihren Geschmack ein wenig zu scharfsichtig betrachtete. „Die Arbeit wird Ihnen sicher fehlen. In den letzten Wochen sind Sie mir besonders gut gelaunt erschienen.“
Zwar protestierte sie sofort, dass sie keine Ahnung habe, wovon er redete, aber ihre hochroten Wangen verrieten sie. Die Art und Weise, wie James ihr verständnisvoll zuzwinkerte und übertrieben taktvoll das Thema wechselte, machte sie erst recht verlegen.
Zum ersten Mal herrschte beim Abendessen eine befangene Atmosphäre. Andreas’ Platz blieb unübersehbar leer. Elizabeth hatte keine Ahnung, wo er war. Sie war sehr bemüht zu lächeln und sich so normal wie möglich zu verhalten, aber in Gedanken quälten sie die drängenden Fragen, die es jetzt zu beantworten galt.
Ihren ursprünglichen Plan, James ihre wahre Identität zu enthüllen, sobald seine Gesundheit stabil genug war, hatte sie immerhin schon längst verworfen, um die ehrliche Zuneigung, die zwischen ihnen gewachsen war, nicht zu gefährden. Ihre Affäre mit Andreas hatte alles verkompliziert, und schon gar nicht hätte sie sich auch noch in ihn verlieben dürfen. Jetzt brauchte sie Zeit und Abstand, um zu entscheiden, wie sie weiter vorgehen sollte.
Am nächsten Morgen rechnete sie fast damit, dass Andreas bereits nach London zurückgefahren war. Sicherheitshalber nahm sie sich den Tag jedoch frei. Vorher brachte sie James aber noch in den Teeladen zu seinem wöchentlichen, kauzigen Flirt mit Dot Evans. Inzwischen kam Dot sogar gelegentlich abends ins Herrenhaus zu Besuch.
Da Dot sich freundlicherweise anbot, den „grantigen alten Kerl“ später wieder nach Hause zu bringen, beschloss Elizabeth, einen Ausflug in die nähere Umgebung zu machen. Sie nahm sich Zeit, einige der idyllischen Ortschaften zu erkunden und gab sich redlich Mühe, ihren freien Tag zu genießen. Aber die drückenden Sorgen und Selbstvorwürfe ließen sie nicht los.
Um kurz nach fünf Uhr bog sie mit dem kleinen Wagen, der gewöhnlich Maria für ihre Besorgungen im Ort zur Verfügung stand, wieder in die Auffahrt zum Herrenhaus ein. Als sie auf den großen Hof fuhr, war der auffällige rote Sportwagen, der schräg vor dem Haus stand, der erste Hinweis, dass möglicherweise Unheil drohte.
In der Hoffnung, unbemerkt in ihr Zimmer zu gelangen, betrat Elizabeth das Haus durch die Küche und war schon auf dem Weg zur Treppe, als eine Frauenstimme sie scharf anrief, sodass sie wie angewurzelt stehen blieb.
„Sie da!“
Es klang eiskalt und giftig. Ganz langsam drehte Elizabeth sich um und begegnete dem Blick eisblauer Augen, die sie unverhohlen feindselig musterten. Die Frau, die vor ihr stand, war die schönste Frau, die Elizabeth je in ihrem Leben gesehen hatte. Sie trug einen eleganten taubenblauen Hosenanzug und High
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