Liebesintrige im Herrenhaus
Zweifel daran gelassen, wie wenig er von ihr hielt. Trotzdem war sie froh, dass er doch noch zu der Party gekommen war, und sei es nur, weil sie wusste, wie wichtig es James war.
Nach wie vor gab sie sich redlich Mühe, wenigstens mit einem Anschein von Interesse der kleinen Anekdote zu lauschen, die Toby Gilbert aus seinem Anwaltsalltag erzählte. Aber obwohl sie Andreas inzwischen den Rücken zukehrte, nahm er ihr ganzes Denken ein.
„Gilbert?“
Der vertraute Klang dieser warmen, spöttischen Stimme jagte Elizabeth einen Schauer über den Rücken.
„Ich habe Sie länger nicht auf diesen Partys gesehen, kann das sein? Immer noch bei Taylor Merchants? Habe mir sagen lassen, die Geschäfte gingen nicht so gut … Aber es lässt sich ja immer aus unerwarteten Quellen Geld auftreiben, nicht wahr … Elizabeth?“
Natürlich wusste Andreas, dass das ein grober Schlag unter die Gürtellinie war, aber Toby Gilbert in so einem vertrauten Gespräch mit Elizabeth zu sehen, reizte ihn bis aufs Blut. Schon beim Betreten des Salons war ihm aufgefallen, wie atemberaubend sie aussah. Und unter den Gästen entdeckte er genügend geeignete Opfer. James hatte seine Ankündigung, für sie einen geeigneten, ansehnlichen Burschen zu finden, offensichtlich ernst gemeint.
Toby erstarrte, zwang sich jedoch aus Respekt vor Andreas zu einer höflichen Erwiderung. „Ja, ich bin immer noch in der Kanzlei. Aber was Ihre andere Andeutung betrifft … ich bin nicht der Typ, der auf eine reiche Frau aus ist. Elizabeth wäre allerdings auch ohne James ein Hingucker.“
„Ach ja?“
Andreas’ spöttische Antwort riss Elizabeth aus ihrer Lethargie und weckte ihren Kampfgeist. Das war der Mann, dem sie ihr Herz geschenkt und der sie im Gegenzug wie Dreck behandelt hatte. „Nicht jeder hat Angst vor Überraschungen, Andreas. Vielen Dank für das Kompliment, Toby. Es bedeutet mir sehr viel.“ Sie legte ihm sanft eine Hand auf den Arm und sah Andreas dabei trotzig von der Seite an.
Den Blick auf ihre Hand gerichtet, leerte Andreas sein Glas mit einem Schluck. „Seien Sie ein guter Junge, Gilbert“, bat er betont freundlich, „und geben Sie uns ein paar Minuten. Wir haben … Geschäftliches zu besprechen.“
Sobald Toby gegangen war, hatte Elizabeth nur noch Augen für Andreas und vergaß alles um sie her. „Ich habe nicht erwartet, dass du kommen würdest“, sagte sie angespannt. Es ärgerte sie, dass er immer noch eine derartige Macht über sie besaß.
„Ich hatte es auch nicht vor. Aber letztlich konnte ich der Versuchung nicht widerstehen, mir anzusehen, wie du mit deinem neuen Ruhm zurechtkommst.“
„Ich bin nicht berühmt!“
„Woraus ich schließe, dass du die jüngsten Berichte in der Boulevardpresse nicht gelesen hast?“
„Wie bitte?“
„Meine Sekretärin hat mir gestern einige Exemplare auf den Schreibtisch gelegt. Zwar hast du es nicht auf die Titelseite gebracht, aber für einige Spalten in der Mitte reicht es.“
Wie das für Andreas aussehen musste, begriff Elizabeth sofort. Einerseits hatte sie ihm beteuert, dass James’ Rang und Vermögen ihr nichts bedeuteten, und dann tauchte sie in den Klatschspalten auf. Wer weiß, was man über sie geschrieben hatte! „Ich habe aber gar keine Reporter hier gesehen …“, versuchte sie, sich zu verteidigen.
„ James interessiert die Klatschspalten nicht. Dein plötzliches Auftauchen ist da eher von Interesse. Und ich muss zugeben, dass du dich in deiner neuen Rolle erstaunlich … selbstbewusst zurechtgefunden hast. Sogar dein Aussehen hat sich verändert.“ Er nahm eine Strähne ihres für diesen Abend von einem Friseur kunstvoll geglätteten Haars zwischen die Finger.
Elizabeth erstarrte und wich zurück. „Du meinst, ich bin nicht mehr ganz die graue Maus, die hier vor einigen Monaten angekommen ist? Zu deiner Information, ich habe mir nur James zuliebe diese Frisur machen lassen und trage auch nur deshalb ein Designerkleid. Ansonsten bin ich immer noch dieselbe. Aber du wirst unter den weiblichen Gästen mühelos auch echten Glanz und Glamour finden. Oder hast du dir vielleicht ein entsprechendes Schmuckstück mitgebracht?“ Sie blickte sich angelegentlich um.
„Ich bin trotzdem neugierig. Erklär mir doch bitte, wie das alles hier zu deinem Wunsch passt, dir in der Nähe einen neuen Job zu suchen? Wenn ich mich erinnere, war das doch deine Absicht, oder?“
„Du denkst immer noch nur schlecht von mir, stimmt’s?“
„Ich möchte lediglich
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