Liebesintrige im Herrenhaus
gelegentlicher, belebender Bonus gewesen war?
Seine Laune besserte sich nicht, als sie vor dem festlich erleuchteten Herrenhaus vorfuhren. Der Anblick der großen Blumenkübel im Hof, die rauchenden Gäste, die in kleinen Gruppen plaudernd um die aufgestellten Gasheizer standen, und die Luxuslimousinen in der Auffahrt erinnerten Andreas an die großen Partys, die Portia zu ihrer Glanzzeit gegeben hatte und zu denen er nur eingeladen worden war, weil James darauf bestanden hatte.
Musik, Tanz, Essen, Champagner – und vor allen Dingen ein Netzwerk auf allerhöchster Ebene.
Warum hatte er nicht auf seinen Verstand gehört und war in London geblieben?
Obwohl Elizabeth genau in diesem Moment an einem der hohen Fenster mit Blick auf den Hof und die lange Auffahrt vorbeikam, entging ihr die große, dunkle Gestalt, die langsam und mit düsterer Miene auf das Haus zukam.
Für jemanden, der Rot trug, gab sie sich alle Mühe, so wenig wie möglich aufzufallen. Sie hatte sich vor der Party gefürchtet und alles versucht, um sie ihrem Vater auszureden, aber am Ende klein beigegeben, weil er sich so wahnsinnig darauf gefreut hatte.
Aber nachdem sie nun eineinhalb Stunden höfliches Geplauder und neugierige Blicke und Fragen ertragen hatte, hätte sie doch am liebsten das Handtuch geworfen und sich durch den nächsten Ausgang verdrückt.
Andreas würde nicht kommen, wie James ihr bedauernd mitgeteilt hatte. Sie hatte es mit der Bemerkung abgetan, dass er in London sicher wieder auf der Überholspur lebte und das langweilige Landleben gründlich leid sei.
Jetzt wollte sie sich erst einmal auf die Suche nach ihrem Vater machen. Für jemand, der jahrelang alle Partys wie der Teufel das Weihwasser gemieden hatte, schien er sich prächtig zu amüsieren und das Wiedersehen mit alten Freunden und Bekannten zu genießen, Dot immer an seiner Seite.
Elizabeth nahm sich ein Glas Champagner und ein Kanapee vom Tablett eines vorbeikommenden Obers und seufzte resigniert, als sie Toby Gilbert zielstrebig auf sich zukommen sah.
Als erfolgreicher junger Anwalt, der höflich, charmant und gut gekleidet war, zählte er zu den ansehnlichen jungen Burschen , die im Schlepptau älterer Verwandter oder Bekannter eingeladen worden waren, um die Party etwas „aufzupeppen“, wie James sich verschmitzt ausgedrückt hatte.
„Sie sehen nicht so aus, als würden Sie den Ball genießen“, bemerkte Toby Gilbert, wobei er ihr amüsiert zuzwinkerte. „Ehrlich gesagt kann ich es gut verstehen. Es muss anstrengend sein, so zur Schau gestellt zu werden und auch noch Spaß daran zu finden.“
Mit seinen blauen Augen und dem modisch geschnittenen blonden Haarschopf war er zweifellos ein Mann, der Erfolg bei Frauen hatte. Nur leider waren Elizabeths Gedanken so ganz und gar von dem falschen Mann belegt, dass sie für ihn nicht mehr als ein freundliches Lächeln und ein paar Höflichkeitsfloskeln übrig hatte. Zum hundertsten Mal schwor sie sich, nicht mehr an Andreas zu denken, und trank wie zur Besiegelung ihr Glas Champagner mit einem Schluck aus.
Doch während sie sich ernsthaft bemühte, Toby Gilbert zuzuhören, irrten ihre Gedanken schon wieder auf verbotene Wege ab. Weshalb sie zuerst glaubte, ihre Einbildung würde ihr einen Streich spielen, als sie Andreas sah, der am Türrahmen des großen Salons lehnte und sie über die Gästeschar hinweg beobachtete.
Sie blinzelte verwirrt und hielt den Atem an, als besagte Person sich an die kleine Gruppe von Damen wandte, die sich anhimmelnd um ihn geschart hatte, und ihr klar wurde, dass es sich nicht um ein Produkt ihrer Einbildung handeln konnte. Denn dann hätte er nicht so ungeniert geflirtet.
Traurig wandte sie sich ab und richtete ihre ganze Aufmerksamkeit wieder auf den Mann vor ihr, auch wenn er ihr im Vergleich zu Andreas plötzlich geradezu blass vorkam. Energisch rief sie sich ins Gedächtnis, dass er ein erfolgreicher und attraktiver Mann war, dessen Aufmerksamkeit eigentlich Balsam für ihr gebeuteltes Selbstbewusstsein sein sollte.
Doch ihr Blick schweifte immer wieder verstohlen zu Andreas, der seine weiblichen Fans fürs Erste abgeschüttelt hatte und nun weiter durch die Gäste ging und überall Hände schütteln musste. Er sah einfach umwerfend aus mit dem tiefschwarzen Haar, dem markanten Gesicht und in dem maßgeschneiderten schwarzen Smoking, der seine athletische Figur elegant hervorhob.
Vermutlich würde er alles tun, um ihr aus dem Weg zu gehen, schließlich hatte er keinen
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