Liebesintrige im Herrenhaus
herausfinden, ob das schlichte, einfache Leben immer noch Teil deines Plans ist – oder ob du ihn inzwischen zusammen mit deiner vorgetäuschten Rolle als Krankenschwester abgelegt hast.“
„Ich muss mir das wirklich nicht anhören!“ Dennoch rührte sie sich nicht von der Stelle. Seine Nähe war zu verlockend. Sie brauchte nur die Hand auszustrecken, um ihn zu berühren, und ballte die Hände zu Fäusten, weil die Vorstellung fast zu verführerisch war.
Was wäre, wenn … lautete die Frage, die in ihrem Denken plötzlich immer größeren Raum einnahm. Elizabeth atmete tief ein und rief sich ins Gedächtnis, dass dieser Mann sie benutzt und gefühllos fallen gelassen hatte und sie jetzt immer noch beleidigte.
„Wie viel davon hattest du im Voraus geplant?“, ließ Andreas nicht locker, weil er immer noch wütend war, wie offensichtlich sich Toby Gilbert an Elizabeth herangemacht hatte.
Anscheinend war es James wirklich ernst damit, sie erfolgreich zu verkuppeln, um sie bei sich zu behalten. Wofür auch ihr aufreizendes Outfit sprach.
Wie viel davon hatte sie ihrem Vater womöglich geschickt eingeredet? So sexy, wie sie aussah, würde sie keine Mühe haben, sich in dieser illustren Gästeschar einen geeigneten, wohlhabenden Mann zu angeln. Und sie sah sexy aus! Heißes Verlangen durchzuckte ihn.
„Wie meinst du das? Im Voraus geplant?“
„Nun, wir wissen ja beide, dass dein Plan, James ‚kennenzulernen‘ geradezu traumhaft funktioniert hat. Aber war die Mission, dir einen ‚begehrenswerten Junggesellen‘ zu angeln, schon als zweiter Schritt inbegriffen? Und wie lange gibst du dir, bis du die Sache mit dem Schritt vor den Altar zum erfolgreichen Abschluss bringst?“
„Wer weiß?“, entgegnete sie scheinbar unbekümmert, denn seine Unterstellung verletzte sie tief.
„Du leugnest also nicht, dass du von Anfang an mit einem gerissenen Plan hierhergekommen bist?“, fragte Andreas aufgebracht.
„Warum sollte ich mir die Mühe machen? Du glaubst mir ja doch kein Wort.“
Diese Antwort befriedigte ihn nicht. „Ist Gilbert deine Nummer eins auf der Liste der geeigneten Junggesellen?“
„Was interessiert dich das?“, entgegnete sie stolz. „Vielleicht habe ich ja ein paar Eisen gleichzeitig im Feuer? Und heuchle hier nicht den Moralapostel, denn du kannst nicht für dich andere Regeln geltend machen als für den Rest der Welt.“
„Ich bin niemandem Rechenschaft schuldig“, flüchtete er sich in seine gewohnte Arroganz.
„Weil du nur an dich denkst“, flüsterte Elizabeth resigniert. Allmählich schaltete sich ihr Verstand wieder ein. Er riet ihr, so schnell wie möglich den Rückzug anzutreten, denn je länger sie in Andreas’ Nähe blieb, desto größer wurde das Risiko, dass er mitbekam, wie viel sie wirklich für ihn empfand. „Und Toby Gilbert ist ein netter Mann. Gut aussehend, liebenswürdig, charmant und klug.“
„Klingt fast, als müsstest du es dir einreden, um es zu glauben.“ Andreas konnte kaum fassen, dass es ihn derart reizte, einen Mann zu beleidigen, der ihn im Grunde gar nicht interessierte. Wo war seine berühmte Objektivität geblieben?
Nachdenklich begegnete er dem Blick dieser unwahrscheinlich grünen Augen, die ihn einfach nicht losließen. Was immer Elizabeth vorhatte, war allein ihre Sache. Es war besser, wenn er sich nicht mehr darum kümmerte. Für sie beide. Nachdem er zu diesem weisen Entschluss gelangt war, nahm er das Gespräch mit seiner üblichen Gelassenheit wieder auf: „Aber darüber wollte ich gar nicht mit dir sprechen.“
Argwöhnisch sah sie ihn an. „Und worüber wolltest du dann mit mir sprechen?“
„Da du jetzt auf Dauer zum Leben meines Paten gehörst, wäre es doch etwas ermüdend, wenn du jedes Mal, wenn wir uns begegnen, so feindselig reagieren würdest. Denn wir werden uns unweigerlich begegnen.“
Sie wollte schon protestieren, dass die Feindseligkeit nicht nur auf ihrer Seite bestand, besann sich aber eines Besseren, weil der Streit damit nur aufs Neue begonnen hätte.
„Ich liebe meinen Patenonkel und werde ihn, wie ich es immer getan habe, so oft besuchen, wie ich Zeit dazu finde. Wenn du unbedingt glauben willst, dass ich dich als kleines Abenteuer benutzt habe, weil meine eigentliche Geliebte in London und damit unerreichbar war – dann ist das deine Sache. Aber du musst damit klarkommen. Aber, ob es dir gefällt oder nicht, wir haben etwas miteinander gehabt, und deshalb möchte ich dir einen Rat geben.“
War das
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