Liebeskind
Schönauer Platz und strich sich ihre Bügelfalten glatt. Dabei lächelte sie ihr Giraffenlächeln und zeigte ihre weißen Zähne.
„Ja, ich versuche die Kollegen vor Ort ein bisschen zu unterstützen. Mir kam die Idee, dass eine Zusammenarbeit hilfreich sein könnte, denn schließlich ist der zweite Mord in Niedersachsen geschehen, und die Motive wie auch die Verdächtigen scheinen eher dort angesiedelt zu sein.“
„Und unsere Zusammenarbeit ist wirklich Ihre Idee gewesen, Frau Markisch?“, fragte Anna Greve in sanftmütigstem Ton nach. Martin Schönauer schaute irritiert von einer Kommissarin zur anderen. Sigrid Markisch hatte rote Wangen und hektische Flecken am Hals bekommen, blieb jedoch stumm, während Anna sie weiterhin fragend anlächelte.
„Wie dem auch sei, es ist jedenfalls ein guter Ansatz, Glückwunsch, Kollegen“, fuhr er nun fort. „Wir werden in Zukunft noch so manche bürokratische Hürde überwinden müssen, um effektiver zu arbeiten. Nur so werden wir auch in der Lage sein, mit unserem nicht gerade fürstlichen Budget auszukommen. Stellen Sie mir bitte eine kurze Information über Ihr Vorgehen in diesem Fall zusammen,ich werde diese dann an die übrigen Abteilungen als ein Beispiel für vorbildliche Zusammenarbeit weiterleiten.“
Schönauer wandte sich zu Günther Sibelius um. „Es war eine gute Idee, diese Abteilung hier zuerst zu besuchen.“
Sigrid Markisch nickte zustimmend, Anna wischte derweil auf dem Zifferblatt ihrer Armbanduhr herum, als wolle sie einen imaginären Kratzer entfernen. Als sie anschließend aufsah, bemerkte sie den aufmerksamen Blick Martin Schönauers auf sich ruhen.
„Wie ich Ihrer Anmerkung entnehmen kann, sind auch Sie in diese Fälle involviert, Frau Greve?“
Anna bejahte. „Ich bin zurzeit an einem neuen Hinweis zur Sache dran, Herr Schönauer.“
Unter anderen Umständen hätte Anna ausgeführt, womit sie sich gerade beschäftigte, doch da sie bisher noch keine Gelegenheit dazu gehabt hatte, ihren Chef und Sigrid Markisch zu informieren, schwieg sie lieber. Bestimmt hätte ihr die Giraffe, die Anna für die intriganteste Person hielt, die ihr seit Langem begegnet war, ansonsten sofort einen Strick daraus gedreht und behauptet, dass Anna wichtige Informationen zurückhielt.
Martin Schönauer grüßte noch einmal in die Runde, dann strebte er dem Ausgang zu.
„Ich muss leider weiter, Kollegen. Aber wenn alle anderen Abteilungen auch so gut funktionieren wie die Ihre, werden wir die Probleme schon bald in den Griff bekommen.“
Wieder drückte er Anna die Hand, hielt sie eine Spur zu lange in der seinen und sah ihr dabei tief in die Augen.
Endlich wieder allein mit Weber, meldete sich Anna Greve zu Wort: „Ich verstehe wirklich nicht, dass Sie sich den Ton der Giraffe immer wieder ohne jeden Widerspruchgefallen lassen, Weber. Also, was ist jetzt, ich habe doch gesagt, dass ich Sie beim Wort nehmen werde. Unterstützen Sie mich in Zukunft bitte, wenn es notwendig ist.“
„Das würde ich ja gern tun, aber mir ist nicht wohl dabei, wenn ich mich dazu zwischen die Fronten zweier herumzickender Frauen begeben muss. Nein, Anna, so kommen wir nicht weiter. Versuchen wir lieber, ein klärendes Gespräch unter sechs Augen mit Sigrid Markisch zu führen.“
„Sie meinen also, ich zicke herum, nur weil ich auch in Ihrem Interesse versuche, mich gegen die Unverschämtheiten dieser blöden Kuh zu wehren? Na, vielen Dank auch.“
„Sie haben ja Recht, die Markisch geht tatsächlich nicht besonders diplomatisch vor und versucht manchmal sogar, uns die Butter vom Brot zu nehmen. Trotzdem werden Sie die Probleme mit ihr nicht lösen, indem Sie sich auf ein Niveau mit ihr begeben.“
„Meinetwegen vereinbaren Sie mit der Giraffe einen Termin für ein Gespräch. Doch jetzt lassen Sie uns schleunigst wieder an die Arbeit gehen. Ich werde nachsehen, was wir über Monika Diebach in unserem Computer haben, und für den Nachmittag habe ich uns einen Termin beim Schulleiter des Gymnasiums besorgt, in dem Rainer Herold und Torsten Lorenz früher ihr Unwesen getrieben haben. Wir sind für Zwei Uhr dort angemeldet.“
Nur wenig später betrat Anna Greve gefolgt von Weber pünktlich das Gebäude des Merschenfelder Gymnasiums, es war dasselbe, in das auch ihre Söhne zur Schule gingen. Sigrid Markisch hatte es vorgezogen, im Büro zu bleiben. Sie hatte sich eine Übersicht aller Telefonnummern besorgt,die von Dirk Adomeit in den letzten sechs Monaten von seinem
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