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Liebeskind

Liebeskind

Titel: Liebeskind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Westendorf
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noch einmal genau über die damaligen Vorfälle nach und rufen Sie uns an, falls Ihnen dazu noch irgendetwas einfallen sollte. Jede Kleinigkeit kann für unsere Ermittlungen wertvoll sein.“
    Nachdem die Kommissare das Lehrerzimmer verlassen hatten und nebeneinander durch die Flure zurück in Richtung Aula liefen, fiel Anna zum ersten Mal, seit ihre Söhne das Merschenfelder Gymnasium besuchten, auf, wie viele Neigungskurse die Schule an den Nachmittagen veranstaltete.Die Angebotspalette reichte von verschiedenen Sportarten über Musik bis hin zu Tanz und Theater, aber Ben hatte bislang noch nie etwas davon wahrgenommen. Eigentlich war es schade, dass er sich außer für Basketball kaum noch für etwas interessierte und nicht einen der zur Wahl stehenden Kurse besuchte. In einer Ecke der Aula bemerkte Anna eine Gruppe Jugendlicher, die sie aufmerksam begutachteten. Waren das vielleicht die Jungen, mit denen Ben zurzeit so viel Ärger hatte? Andererseits konnte sie kein bekanntes Gesicht unter ihnen entdecken, und woher sollten diese Jungen schon wissen, wie Bens Mutter aussah. Anna knöpfte ihren Mantel zu und stellte den Kragen hoch. Draußen war es, seit die Sonne hinter dicken Wolken verschwunden war, wieder lausig kalt geworden.
    „Lassen Sie uns noch einmal zum ZOB fahren, Kollege.“
    Lukas Weber verkniff sich die Frage nach dem Warum und lenkte den Vectra in Richtung Autobahn.
    „Kommen Sie, Weber.“
    Anna klopfte auf den freien Platz unter dem Dach der Bushaltestelle neben sich. Sie saß auf der Bank, vor der Rainer Herold ermordet worden war, und beobachtete ein paar in der Ferne vorbeihastende Gestalten. Es gab niemanden, der innehielt, sich umschaute oder mit anderen plauderte. Wo waren nur die ganzen Menschen geblieben, die früher einmal diesen Vorplatz bevölkert hatten? Gab es für die Obdachlosen mittlerweile einen anderen, einen geeigneteren Treffpunkt? Oder war das Aufenthaltsverbot, das der frühere Innensenator Poll vor ein paar Jahren gegen diese Leute verhängt hatte, etwa noch in Kraft?
    „Hier sieht es so aus, als hätte Poll in unserer Stadt noch immer das Sagen.“

    Anna erwartete keine Antwort von Weber. Sie erhob sich von der Bank und schlenderte in Richtung Hauptbahnhof davon. Schon von Weitem konnten sie klassische Musik hören. Vivaldi „Die Vier Jahreszeiten“. Die Musik drang übersteuert aus leistungsstarken, überall auf dem Vorplatz angebrachten Lautsprechern. Freiwillig würde sich hier niemand länger aufhalten als für die Dauer einer Zigarettenpause.
    „Es hat sich also doch etwas verändert. Heute arbeitet man nicht mehr mit Verboten, sondern mit Musik, die keiner aushält. Subtile Folter würde ich das nennen.“
    Anna steuerte ein Café an, in dem sie sich ein großes Bier bestellte.
    „Wir müssen zusehen, dass wir so schnell wie möglich Kontakt zu Monika Diebach bekommen, Weber.“
    „Das sehe ich genauso. Vielleicht haben Sie ja Recht und es steckt tatsächlich eine Frau hinter den Morden an Rainer Herold und Torsten Lorenz.“
    „Ja, mag sein, daher dürfen wir auch die Rothaarige nicht ganz aus den Augen verlieren. Selbst wenn es noch immer keinen Hinweis auf sie gibt, und das, obwohl wir bereits so viele Leute aus dem Umfeld der beiden Toten befragt haben.“
    „Was daran liegen könnte, dass sie keinerlei Bedeutung für unseren Fall hat.“
    „Und wenn es nun anders wäre, Weber? Ich meine, wir sollten für alle Möglichkeiten offen bleiben und die Wirtshausbekanntschaft von Rainer Herold weiterhin in unsere Überlegungen mit einbeziehen.“
    „Wichtig sind jetzt zuerst einmal unsere konkreten Spuren, Anna. Und dazu gehört auch Sigrids Ansatz.“
    „Unsinn, dieser Dirk Adomeit ist doch kein psychopathischer Mörder, der ist zu so einer Tat überhaupt nicht inder Lage. Da Sigrid Markisch in seinem Fall jedoch offensichtlich anderer Meinung ist, wird sie Dirk Adomeits Angaben so oder so bis ins letzte Detail prüfen. Wir werden uns dagegen auf Monika Diebach konzentrieren und herauszufinden versuchen, ob sie als Täterin infrage kommt. Trotzdem komme ich noch einmal auf die rothaarige Schönheit zurück, Weber. Wenn meine Annahme stimmt und sie unter Umständen doch etwas mit den Morden zu tun hat, ist sie möglicherweise auch in Maschen aufgewachsen. Und wenn sich heute niemand mehr an sie erinnern kann, könnte das daran liegen, dass sie sich stark verändert hat. Deshalb müssen wir unsere Zeugen dazu bringen, genauer hinzusehen und auf das

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