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Liebeskind

Liebeskind

Titel: Liebeskind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Westendorf
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Tochter.“
    Niedergeschlagen trottete Anna den Flur des Präsidiums zu ihrem Büro entlang. Dabei erinnerte sie sich an ihr Gespräch mit Paula. Nicht einmal Annas Freundin hatte es vermocht, ihr die Sorgen um Ben zu nehmen.
    „Euer Gespräch ist doch wunderbar verlaufen, Anna“, hatte Paula gemeint. „Ben vertraut euch, sonst hätte er wohl kaum erzählt, dass er das Gras von Florian bekommen hat.“
    „Richtig, aber trotzdem habe ich meine Zweifel, dass er in Zukunft seine Finger auch von dem Zeug lässt.“
    „Jetzt bist du an der Reihe, Anna, du musst deinem Sohn vertrauen. Ben ist ein klarer Mensch, er wird schon nicht unter die Räder kommen.“
    Paula hatte wohl Recht, aber dass Anna aufhören sollte, sich Sorgen zu machen, war leichter gesagt als getan. Dafür hatte die Kommissarin in ihrem Berufsleben einfach schonzu viele Kinder gesehen, deren Geschichte mit einem Joint begonnen und mit dem Verlust jeglicher Perspektive, manchmal sogar mit dem Tod geendet hatte.
    Bereits durch die geschlossene Tür hindurch konnte Anna Greve das gekünstelte Lachen von Sigrid Markisch hören. Anna betrat den Raum und sah die Giraffe auf einer Ecke von Webers Schreibtisch sitzen. Sie beugte sich gerade tief zu Weber hinunter und erlaubte ihm einen großzügigen Einblick in ihre weit geöffnete Bluse, der, wie Anna sehen konnte, als sich Weber nun zu ihr umdrehte, seine Wirkung nicht verfehlt hatte. Webers Gesicht hatte, ganz anders als sonst, eine rosige Färbung angenommen; er sah aus, als hätte er soeben einen ausgedehnten Winterspaziergang unternommen.
    „Gut, dass Sie da sind“, meinte er.
    Hatte das nicht gerade erleichtert geklungen? Die Giraffe stieß sich mit ihrem Po keck von der Schreibtischplatte ab und landete mit ihren Beinen auf dem Boden.
    „Wir erwarten hohen Besuch“, sagte sie mit einem Blick zu Anna. „Herr Schönauer macht heute seinen Antrittsbesuch in allen Abteilungen, und wir werden die Ersten sein.“
    Hatte sie sich deshalb so in Schale geworfen? Anna nickte und setzte sich. Ihre Gedanken an Ben versuchte sie erst einmal wegzuschieben.
    „Du rufst mich an, wenn er da ist, in Ordnung, Lukas?“
    „Was würde Schönauer wohl zu Ihrer albernen Flirterei während der Dienstzeit sagen“, grummelte Anna, nachdem die Giraffe die Bürotür endlich von außen geschlossen hatte.
    In Webers gerötetem Gesicht breitete sich ein Schmunzeln aus.

    „Wenn ich es nicht besser wüsste, könnte ich meinen, Sie wären eifersüchtig.“
    „Ach was, ich kann dieses Getue nur nicht ertragen. Sind wir eigentlich noch ein Team, Weber?“
    „Ich versuche lediglich, die Arbeitsatmosphäre etwas zu entspannen. Von Ihnen kommt dazu ja herzlich wenig.“
    „Wie auch immer, Weber, lassen Sie uns jetzt zu etwas anderem kommen. Dirk Adomeit hat mir gestern noch einen Hinweis auf eine ehemalige Mitschülerin gegeben, die damals, genau wie er, Probleme mit Rainer Herold und Torsten Lorenz gehabt haben soll. Gestern bin ich, wegen des Termins mit Elfi Graf, nicht mehr dazu gekommen, ihre Personalien im Computer zu überprüfen, aber das werde ich nun sofort nachholen.“
    Weber wollte schon zu einer Erwiderung ansetzen, als sich die Tür zu ihrem Büro erneut öffnete und Martin Schönauer hereinkam, in seinem Schlepptau ein sichtlich missgelaunter Günther Sibelius. Weber griff zum Telefon, während Schönauer um die Schreibtische herumging, um Anna Greve zu begrüßen. Er hatte einen festen Händedruck.
    „Ladys first“, lächelte er Anna freundlich an. Ein amüsierter Blick fiel dabei auf ihren rechten Stiefel.
    „Schon repariert, das gute Stück?“
    Weber beobachtete, wie sich die Stirn seiner Kollegin krauste, und hatte das untrügliche Gefühl, eingreifen zu müssen.
    „Können wir Ihnen etwas anbieten, Herr Schönauer. Einen Kaffee vielleicht?“
    Fragend schaute er in die Runde.
    „Nein, vielen Dank, ich habe soeben einen mit dem Kollegen Sibelius getrunken. Seit wann sind Sie eigentlich in dieser Abteilung tätig, Herr Weber?“

    „Müssen jetzt so an die zehn Jahre sein.“
    „Und womit beschäftigen Sie sich zurzeit?“
    „Wir haben gerade zwei Mordfälle auf dem Tisch, die wahrscheinlich miteinander zusammenhängen.“
    Wie aufs Stichwort erschien in diesem Augenblick Sigrid Markisch.
    „Das ist unsere Kollegin aus Hannover, Kommissarin Markisch. Wir bearbeiten die Fälle gemeinsam, da eine der Taten in ihren Zuständigkeitsbereich fällt.“
    Sigrid Markisch nahm auf dem Stuhl neben Martin

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